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AMPHIBIEN/088: Rettung für den Laubfrosch - Bestandserfassung belegt dringenden Handlungsbedarf (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - Hannover, 11. Juli 2011 Naturschutz / Amphibien

NABU: Rettung für den Laubfrosch im Artland!

Aktuelle Bestandserfassung belegt dringenden Handlungsbedarf


Hannover, Osnabrück - Das Artland im Nordkreis Osnabrück zählte einst zu den Hochburgen des Laubfroschs in Niedersachsen. Seine strukturreiche Landschaft mit vielen Kleingewässern und Hecken bot dieser Amphibienart ideale Lebensmöglichkeiten. Noch im Jahr 1994 wurden an über 30 Gewässern rufende Laubfrösche festgestellt, insgesamt lebten damals dort einige hundert Tiere. Der in ganz Mitteleuropa zu beobachtende Bestandsrückgang hat aber auch das Artland erfasst. Im Rahmen des Projektes LIFE-AMPHIKULT des NABU Niedersachsen sollen nun auch im Artland neue Laichgewässer für Amphibien angelegt werden.

Bei einer Kartierung durch den NABU Osnabrück in den Jahren 2003/2004 wurde bereits ein deutlicher Rückgang festgestellt. Wie dramatisch die Situation tatsächlich ist, zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Bestandsaufnahme. Birgit Hesselkamp, Diplom-Ingenieurin für Landschaftsentwicklung und ehrenamtliche Amphibienkartiererin, war in diesem Frühjahr viele Stunden im Artland unterwegs, um nach rufenden Laubfröschen zu suchen. Unterstützt wurde sie dabei von Michael Weinert von der Regionalen Arbeitsgruppe für Naturschutz im Artland e.V. (RANA). Neben den rufenden Männchen wurde an den Gewässern auch nach Kaulquappen gesucht. Letztere geben wichtige Hinweise darauf, ob an den jeweiligen Gewässern auch eine erfolgreiche Reproduktion stattfindet. Nur wenn regelmäßig ausreichend Nachwuchs produziert wird, kann der Laubfrosch überleben. Die Ergebnisse der Bestandserfassung haben die Befürchtungen bestätigt. An nur noch vier Gewässern wurden rufende Laubfrösche festgestellt, davon gelang nur an einem der Nachweis von Kaulquappen. Insgesamt riefen nur noch 20 bis 30 Tiere. Es steht zu befürchten, dass der Laubfrosch in wenigen Jahren ganz aus dem Artland verschwunden ist.

Allerdings ist Rettung in Sicht: Im Rahmen des NABU-Projektes LIFE-AMPHIKULT sollen jetzt auch im Artland neue Laichgewässer für Amphibien angelegt werden. Dr. Markus Richter, Projektmanager von AMPHIKULT, ist zuversichtlich das die Rettung des Laubfrosches gelingt: "Durch unseren Projektpartner vor Ort, den Verein RANA, sind bereits etliche Gewässer neu angelegt worden, die sich hervorragend als Laichgewässer eignen. Allerdings konnte der Laubfrosch davon noch nicht profitieren. Wie die aktuelle Erfassung ergeben hat, ist die Entfernung der Vorkommen zu diesen Teichen zu groß, als dass sie der Laubfrosch überwinden könnte. Im Rahmen von AMPHIKULT versuchen wir jetzt, Frösche und Teiche näher zusammenzubringen". Besonderes dankbar ist Richter für den unermüdlichen Einsatz von Birgit Hesselkamp: "Ihre ehrenamtliche Kartierung der Vorkommen ist für die detaillierte Planung der AMPHIKULT-Maßnahmen eine hervorragende Grundlage!"


HINTERGRUND

Finanziert wird Projekt LIFE-AMPHIKULT von der Europäischen Union, dem Niedersächsischen Umweltministerium, den Landkreisen Diepholz, Schaumburg und Vechta sowie der Region Hannover. LIFE ist ein Förderprogramm der EU für den Umweltbereich im Rahmen der LIFE’NATURE-Förderkulisse, AMPHIKULT steht für 'Vernetzung und Management von AMPHIbien in der KULTurlandschaft'.

LIFE AMPHIKULT ist das erste LIFE’NATURE-Projekt in Niedersachsen, das von einem Naturschutzverband durchgeführt wird. LIFE ist das Förderinstrument der Europäischen Union für den Umweltbereich, wobei die EU nur bis zu 50 Prozent der notwendigen Mittel zur Verfügung stellt. Für AMPHIKULT stellen das Land Niedersachsen, die Landkreise Diepholz, Schaumburg und Vechta sowie die Region Hannover weitere Mittel bereit, daneben unterstützen die jeweiligen NABU-Gruppen vor Ort das Projekt.

Im Rahmen des NABU-Projektes LIFE-MPHIKULT sollen unter dem Motto '300 Teiche für Niedersachsen' in den nächsten fünf Jahren in 15 Projektgebieten Laichgewässer für den Schutz von seltenen, gefährdeten Amphibien, wie Laub- und Moorfrosch, Kreuz- und Knoblauchkröte sowie für den Kleinen Wasserfrosch saniert oder neu angelegt werden, um ihre Vorkommen wieder miteinander zu vernetzen.. Erste Maßnahmen sind im letzten Jahr bereits umgesetzt worden.


Weitere Informationen im Netz unter
http://niedersachsen.nabu.de/aktionen/amphikult/
und auch auf der Projektseite
http://www.life-amphikult.de/


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Quelle:
Pressemitteilung, 11. Juli 2011
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
Telefon: 05 11 / 9 11 05 - 27, Fax: 05 11 / 9 11 05 - 40
E-Mail: Info@NABU-Niedersachsen.de
Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juli 2011