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AMPHIBIEN/123: Projekt "LIFE Auenamphibien" greift seltenen Amphibien unter die Arme (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - Hannover, 1. Dezember 2015

NABU: Mit "LIFE Auenamphibien" wird seltenen Amphibien unter die Arme gegriffen


Hannover - Der NABU Niedersachsen hat für den Amphibienschutz in Niedersachsen von der EU im Rahmen der LIFE-Förderkulisse als Träger ein Projekt genehmigt bekommen: "300 Teiche in Niedersachsen".

Nach zweijähriger Antragsphase mit vielen ehrenamtlichen Stunden kann sich der NABU Niedersachsen nun gemeinsam mit den Kooperationspartnern Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue und Amphi Consult International für den Schutz von seltenen Amphibien, wie Rotbauchunke, Laubfrosch und Kammmolch engagieren, deren Lebensräume verbessern und weiterentwickeln. Neben ehrenamtlichen Amphibienschützern, verschiedenen Kommunen im mittleren und östlichen Niedersachsen, der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung und VW unterstützt auch das Land Niedersachsen das LIFE-Projekt finanziell. Die EU fördert das Projekt in den kommenden acht Jahren mit über zwei Millionen Euro bei einer Gesamtprojektsumme von über 3,4 Millionen Euro. Der NABU Niedersachsen hat insgesamt 10 weitere Förderer für das LIFE-Projekt gewinnen können.

"Mit 'LIFE Auenamphibien' wird die Vernetzung und das Management von den drei Amphibienarten der in Niedersachsens Flusslandschaften von Aller und Elbe umgesetzt", erklärte Dr. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender Niedersachsen. Die Rotbauchunke "Bombina bombina" ist mittlerweile in weiten Teilen Niedersachsens ausgestorben. Restbestände finden sich nur noch an der Elbe. Insgesamt seien über 300 Teiche für Niedersachsen für sie sowie Laubfrosch und Kammmolch vorgesehen. Denn auch diese von der Europäischen Union besonders geschützten Arten wiesen einen schlechten Erhaltungszustand auf.

Dr. Holger Buschmann betonte: "Schon in unserem LIFE-AMPHIKULT Projekt haben wir mit unseren regionalen Partnern Maßnahmen für Amphibien mit großem Erfolg umgesetzt. Wir freuen uns, dass mit unserem neuen Projekt eines der beiden für Deutschland in der Förderkulisse LIFE-Natur- und Biodiversität aus insgesamt 39 Projekten den Zuschlag erhielt. Es sind knapp zwanzig Untere Naturschutzbehörden sowie zahlreiche NABU-Gruppen in das Projekt involviert. Weitere sollen eingebunden werden. Gemeinsam werden wir nun 300 Teiche allein in den elf Projektgebieten der Landkreise und der Region Hannover mit LIFE Auenamphibien entstehen lassen und viele weitere Maßnahmen durchführen."

NABU-Projektleiter Dr. Markus Richter machte deutlich, worum es im Einzelnen geht: "Es geht uns um die Erhöhung der Populationsgröße von den drei Amphibienarten der Anhänge II und IV der Fauna-Flora-Habitat (FFH) Richtlinie Rotbauchunke Bombina bombina, Laubfrosch Hyla arborea und Kammmolch Triturus cristatus und weiterer gefährdeter Tier- und Pflanzenarten in 11 Projektgebieten im mittleren und östlichen Niedersachsen durch Neuanlage und Sanierung von 301 Laichgewässern, Landlebensräumen und Winterquartieren. Dadurch soll auch der Zusammenhang der Schutzgebiete sowie die Verbindung zwischen den Populationen verbessert und die Wiederbesiedlung von wiederhergestellten Lebensräumen durch die Zielarten ermöglicht werden."

"Die Amphibien und neben ihnen natürlich eine Vielzahl weiterer seltener Tier- und Pflanzenarten, die die gleichen Lebensräume besiedeln, werden von dem Projekt in jedem Fall profitieren", waren sich Dr. Holger Buschmann und Dr. Markus Richter einig und freuten sich auf die Zusammenarbeit.

Hintergrund

Die Rotbauchunke (Bombina bombina) hat einen ihrer Verbreitungsschwerpunkte in Mitteluropa. Die nordwestliche Arealgrenze liegt dabei in Deutschland, genauer in den Bundesländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt.

Insbesondere an dieser Verbreitungsgrenze ist in den letzten Jahrzehnten ein enormer Populationsrückgang und Arealverlust zu verzeichnen. War die Art einst in den Auenbereichen der Elbe, Ilmenau, Aller, Leine und Schunter zu finden, so existieren die letzten Tiere in Niedersachsen heute in den Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg im Bereich der Elbtalaue und an einen Fundort an der Luhe bei Oldendorf. Im Landkreis Uelzen gilt sie heute als verschollen, damit sind alle bekannten Vorkommen in der atlantischen biogeografischen Region erloschen. Ein Wiederansiedlungsprojekt wurde vor wenigen Jahren in Kooperation zwischen Stadt Celle und dem NABU Celle an der Aller bei Celle gestartet, so dass dort heute wieder Tiere anwesend sind, der Erfolg des Projektes sich aber noch nicht abschließend beurteilen lässt. Der niedersächsische Gesamtbestand wird auf näherungsweise etwa 2.000 bis 4.000 adulte Tiere geschätzt.

Die Rotbauchunke wird in der Roten Liste der Amphibien Niedersachsens als stark gefährdet geführt. Der Erhaltungszustand wird im FFH-Bericht 2013 sowohl in der kontinentalen als auch der atlantischen Region als schlecht bewertet, wobei der Trend auf eine weitere Verschlechterung hindeutet.

Die Rotbauchunke ist ein typischer Bewohner grünlandgeprägter Auenlandschaften mit zahlreichen Gewässern und periodischen Überflutungen. Zur Fortpflanzung sucht sie flache, vegetationsreiche, sich stark erwärmende Stillgewässer auf, die oft stark schwankende Wasserstände und nur einen geringen Besatz an potentiellen Prädatoren für Laich und Larven aufweisen. Nach der Fortpflanzungszeit wechseln die Tiere in Aufenthaltsgewässer, die ein reiches Nahrungsangebot aufweisen. Oft handelt es sich dabei um nährstoffreichere Gewässer als die Fortpflanzungsgewässer.

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Quelle:
Pressemitteilung 181/15, 01.12.2015
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
Telefon: 05 11 / 9 11 05 - 27, Fax: 05 11 / 9 11 05 - 40
E-Mail: Info@NABU-Niedersachsen.de
Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Dezember 2015

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