Goethe-Universität Frankfurt am Main - 02.06.2025 08:36
Salamander leiden unter steigenden Temperaturen
Amphibien - die am meisten bedrohte Wirbeltierklasse der Erde - stehen unter enormem Druck, da bereits 41 Prozent aller Arten vom Aussterben bedroht sind. Eine neue Studie des Fachbereichs Biowissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt zeigt, dass zunehmende Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Dürren die Krise weiter verschärfen und direkt mit dem Rückgang der Amphibienbestände zusammenhängen. Besonders betroffen sind Regionen wie Europa, das Amazonasgebiet und Madagaskar. Die Ergebnisse verdeutlichen die Dringlichkeit gezielter Schutzmaßnahmen, um die gefährdeten Arten und ihre Lebensräume zu erhalten.
FRANKFURT. Lebensraumverlust, Krankheiten, Umweltverschmutzung und der
Klimawandel setzen Amphibien - also Fröschen, Salamandern und den in
den Tropen heimischen Schleichenlurchen - schon heute massiv zu. Die
neue Studie vom Institut für Ökologie, Evolution und Diversität zeigt,
dass Extremwetterereignisse als zusätzlicher Stressfaktor diese Krise
weiter verschärfen. Hierfür analysierten die Wissenschaftler*innen
globale Wetterdaten der letzten 40 Jahre. Die Regionen mit signifikant
erhöhten Hitzewellen, Dürren und Kältewellen verglichen sie mit der
geographischen Verbreitung von mehr als 7.000 Amphibienarten und deren
Gefährdungsstatus auf der "Roten Liste". Die Roten Listen werden seit
1964 von der Naturschutzorganisation IUCN (International Union for the
Conservation of Nature and Natural Resources) veröffentlicht und
gelten als wichtiges Instrument zur Bewertung des Gefährdungsstatus
von Tier- und Pflanzen- und Pilzarten weltweit.
Das Ergebnis ist eindeutig: Dort, wo Hitzewellen und Dürren zugenommen haben, verschlechterte sich auch der Bedrohungsstatus der Amphibien auf der Roten Liste seit 2004 signifikant. "Die Abhängigkeit der Amphibien von temporären Feuchtgebieten zur Fortpflanzung macht sie besonders verwundbar gegenüber Dürren und Temperaturverschiebungen, die ihre Brutgebiete vorzeitig austrocknen lassen", erklärt Dr. Evan Twomey, Erstautor der Studie. "Unsere Analysen zeigen den direkten Zusammenhang zwischen der Zunahme extremer Wetterereignisse und dem Rückgang der Amphibienbestände."
Besonders betroffen sind drei Regionen: Europa, das Amazonasgebiet und Madagaskar. Während in Südamerika der Großteil der dort vorkommenden Amphibien - meist Frösche - zunehmenden Hitzewellen ausgesetzt ist, sind es in Europa vor allem Dürren, die den Tieren zu schaffen machen. Hier sind es hauptsächlich Salamander, die unter den veränderten Bedingungen leiden. Die Situation in Mitteleuropa gibt dabei Anlass zur Sorge. Zukünftige Klimaprognosen zeigen, dass Dürreperioden in Zentraleuropa sowohl in Dauer als auch Intensität wahrscheinlich zunehmen werden. Prof. Lisa Schulte, Leiterin der Abteilung Wild- und Zootierbiologie und Systematik warnt: "Bereits die Hälfte der in Mitteleuropa heimischen Echten Salamander ist heute zunehmend Dürreperioden ausgesetzt - und das wird sich in Zukunft wahrscheinlich noch verschärfen."
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Dringlichkeit gezielter Schutzmaßnahmen. Verschiedene Ansätze aus der Amphibienforschung könnten bedrohten Arten helfen. Dazu gehören zum Beispiel die Schaffung kleiner Schutzgebiete, in denen Amphibien Zuflucht finden können, sowie die Verbesserung von Feuchtgebieten, um optimale Lebensbedingungen zu gewährleisten. Auch die Schaffung feuchter Rückzugsorte, etwa durch den Einsatz von Rohren oder Brettern, bietet diesen Tieren Möglichkeiten, sich während trockener Perioden zurückzuziehen.
Die Studie liefert wichtige Grundlagen für angepasste Schutzstrategien
in den besonders betroffenen Regionen. Amphibien gelten als
Indikatoren für die Gesundheit von Ökosystemen - ihr Schutz ist daher
von übergeordneter Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität.
Originalpublikation:
Twomey, E., Sylvester, F., Jourdan, J., Hollert, H., & Schulte, L. M.
(2025). Quantifying exposure of amphibian species to heatwaves, cold
spells, and droughts. Conservation Biology, e70074.
https://doi.org/10.1111/cobi.70074
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Goethe-Universität Frankfurt am Main - 02.06.2025 08:36
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 6. Juni 2025
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