Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ARTENSCHUTZ

INITIATIVE/314: Stromtod von Vögeln - 13.000 Strommasten im Westerwald entschärfen (EGE/KgdV)


Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) e.V. / Komitee gegen den Vogelmord e.V.
gemeinsame Pressemittelung von Dienstag, dem 31. März 2009

Stromtod von Vögeln im Westerwald

13.000 gefährliche Masten müssen entschärft werden


Altenkirchen/Neuwied. Vogelschützer schlagen Alarm: Im Westerwald stehen Tausende nicht ausreichend isolierte Strommasten, an denen jedes Jahr zahlreiche seltene Vögel ums Leben kommen. Jüngstes Opfer ist ein einjähriges Uhu-Weibchen, das Anfang des Jahres tot unter einem Strommast bei Bad Hönningen (Kreis Neuwied) gefunden wurde. Das Tier starb, weil es spannungsführende Teile der Konstruktion berührte und dadurch einen Erdschluss verursachte. Trotz eindeutiger gesetzlicher Vorgaben und Fristen hat der für die Region zuständige Netzbetreiber Süwag, eine Tochter der RWE, bisher anscheinend noch keine großen Anstrengungen zum "Entschärfen" der Leitungen unternommen.

So wie dem Uhu aus Bad Hönningen geht es zahlreichen Großvögeln, die sich Mittelspannungsmasten im Westerwald als Sitzwarte aussuchen. Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) und das Bonner Komitee gegen den Vogelmord haben deshalb in den letzten Monaten auf einer 144 km2 großen Fläche in den Kreisen Neuwied und Altenkirchen alle Mittelspannungsleitungen kontrolliert. Das Ergebnis ist alarmierend: Von 802 überprüften Masten erwiesen sich 616 (76,8 Prozent) als hochgefährlich für Vögel. Rechnet man diese Zahl auf den gesamten Westerwald hoch, muss dort mit etwa 13.000 unzureichend isolierten Masten gerechnet werden. "Wir haben uns den Westerwald für unsere Stichprobe deshalb ausgesucht, weil wir uns nicht erklären konnten, warum hier bei ansonsten guten Lebensbedingungen kaum Uhus brüten. Jetzt haben wir eine plausible Erklärung", so Stefan Brücher, 1. Vorsitzender der EGE. Wie viele Tiere jedes Jahr tatsächlich sterben, ist nur schwer zu ermitteln. "Die meisten Stromopfer werden innerhalb weniger Stunden vom Fuchs und anderen Beutegreifern weggeräumt", weiß Alexander Heyd vom Komitee gegen den Vogelmord. Für den Westerwald rechnet der 38jährige Ornithologe angesichts der hohen Zahl ungesicherter Masten mit einer jährlichen Opferzahl im dreistelligen Bereich. Neben der Uhupopulation sind nach Angaben der Vogelschützer auch die Bestände anderer bedrohter Arten wie Rotmilan und Schwarzstorch durch die unsicheren Stromleitungen gefährdet.

Beim Stromtod von Vögeln auf Energiefreileitungen handelt es sich um ein bundesweites Problem. Die Bundesregierung hat deshalb im Jahr 2002 die Errichtung gefährlicher Masttypen verboten und die Stromversorger verpflichtet, bis zum Jahr 2012 alle gefährlichen Masten "vogelfreundlich" umzurüsten. Doch der für die Kreise Neuwied und Altenkirchen zuständige Netzbetreiber Süwag hat diese Frist bisher kaum genutzt. "Eine fristgerechte und vollständige Entschärfung in der verbleibenden Zeit ist sehr unrealistisch", meint Stefan Brücher. Die Vogelschützer appellieren deshalb an die Landesregierung, endlich Druck auf die Stromversorger auszuüben und auf den Beginn der gesetzlich geschuldeten Umrüstung zu drängen. Bis dahin - so droht das Komitee gegen den Vogelmord - werde man die Süwag für jeden toten Vogel unter seinen Leitungen verantwortlich machen.


*


Quelle:
Pressemittelung, 31.03.2009
Komitee gegen den Vogelmord e.V.
Aktionsgemeinschaft für Tier- und Artenschutz
Bundesgeschäftsstelle
Auf dem Dransdorfer Berg 98, 53121 Bonn, Germany
Tel.: 0228/66 55 21, Fax: 0228/66 52 80
E-Mail: komitee@komitee.de
Internet: www.komitee.de, www.artenschutzbrief.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. April 2009