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INITIATIVE/371: BUND und Wilhelma - Gemeinsam für mehr Schmetterlinge (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 29. Juni 2011

BUND und Wilhelma: Gemeinsam für mehr Schmetterlinge

Eine Kooperation in Stuttgarter Grünanlagen mit Modellcharakter


Stuttgart, 29.06.2011. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Baden-Württemberg und der zoologisch-botanische Garten Wilhelma engagieren sich gemeinsam für bessere Schmetterlingslebensräume in verschiedenen Parks und auf Grünflächen in Stuttgart.

80 Prozent unserer heimischen Tagfalterarten stehen heute auf der Roten Liste der bedrohten Arten, weil ihr Lebensraum schwindet, ihnen Umweltgifte, Klimawandel und Monokulturen zusetzen. Auch in den Städten gibt es trotz Parkanlagen und Grünflächen zu wenige für Falter geeignete Biotope und Nahrungsquellen. Deshalb hat der BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V. im Jahr 2010 die Kampagne "Schmetterlings-land Baden-Württemberg" ins Leben gerufen. Teil dieser Initiative ist das Kooperationsprojekt mit der Wilhelma, deren Fachbereich Parkpflege neben dem zoologisch-botanischen Garten auch landeseigene Grünanlagen in Stuttgart betreut.

Für das Projekt haben BUND und Wilhelma im Stadtgebiet sieben Flächen ausgewählt, die sich für die Entwicklung zu attraktiven Tagfalterbiotopen eignen. Mit Hilfe des Biologen Erwin Rennwald wurden die Flächen im ersten Schritt auf ihren aktuellen Artenbestand untersucht. Das Ergebnis: 17 verschiedene Tagfalterarten tummeln sich nachweislich bereits jetzt auf diesen Wiesen, angesichts von 130 in Baden-Württemberg heimischen Tagfalterarten könnten es aber gut und gerne doppelt so viele sein. Um die Anzahl und Artenzahl an diesen Standorten langfristig zu erhöhen, wurden daher auch schon erste Maßnahmen zur Verbesserung der Biotope ergriffen - wie selteneres Mähen, Anlegen von Nektarinseln und die Aussaat weiterer Blühpflanzen.


Kooperationsprojekt mit Beispielcharakter

Weiteres Ziel: Andere Städte und Gemeinde können später ebenfalls von den Erfahrungen profitieren, das Projekt kann somit für sie Vorbildcharakter bekommen. "Wir wünschen uns, dass an vielen Orten in Baden-Württemberg solche lokalen Bündnisse zwischen Naturschutzgruppen und den Liegenschaftsbetreuern, zum Beispiel den kommunalen Grünflächenämtern oder auch Schulen oder Firmen entstehen. Hier in Stuttgart wollen wir zeigen, dass dies geht und dass es sich lohnt, Naturschutz mitten in der Stadt umzusetzen", beschreibt Berthold Frieß, Landesgeschäftsführer des BUND Baden-Württemberg, die Ziele des Kooperationsprojekts. Und Micha Sonnenfroh, Leiter des Fachbereichs Parkpflege der Wilhelma, ergänzt: "Wir wollen die bunten Sommervögel nicht nur im Tropenhaus haben, sondern den einheimischen Verwandten wie Schachbrett und Aurorafalter auch draußen in der Wilhelma und den Stuttgarter Parks einen Lebensraum bieten, in dem sie sich wohlfühlen."


Wie aus Wiesenflächen eine Schmetterlingsheimat wird

Um die Wiesen für die Schmetterlinge aufzuwerten, werden sie gemäht statt gemulcht (beziehungsweise "abgeschlegelt") und bei jeder Mahd ein Teil der Wiese in Form von "Nektarinseln" ausgespart, damit die Blüten nicht alle auf einmal abwelken und die Falter abwandern müssen. Auch die Düngung wird stellenweise eingestellt, damit mehr Blumen in der Wiese wachsen. Die Vielfalt der Blütenpflanzen - ein wichtiges Kriterium für Falter auf Nektarsuche - wird außerdem durch die Einsaat einheimischer Wildblumen wie Wiesen-Flockenblume oder Frühlings-Platterbse gefördert.

Die Besucher der Parkanlagen werden mit Schildern auf das Schmetterlingsprojekt hingewiesen, damit sie die Nektarinseln nicht als mangelnde Pflege missverstehen. Frieß und Sonnenfroh sind sich jedoch sicher: "Mehr Blumen auf den Wiesen - das gefällt den Parkbesuchern und den Schmetterlingen gleichermaßen. In diesem Sinne: Willkommen im Schmetterlingsland!"


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Hintergrundinformationen zur Schmetterlings-Kooperation von BUND und Wilhelma in Stuttgart

Projektbeginn: Frühjahr 2010
Projektlaufzeit: mind. bis 2012

Projektbeteiligte:
BUND Landesverband Baden-Württemberg e. V.
Wilhelma Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart, Fachbereich Parkpflege
Erwin Rennwald, Biologe, Rheinstetten

Projektflächen in Stuttgart:
• Württembergische Grabkapelle Rotenberg
• Wilhelma, bei den Geiervolieren
• Rosensteinpark Mitte
• Rosensteinpart Alte Meierei
• Unterer Schlossgarten West
• Unterer Schlossgarten Ost
• Hahnemannstraße Polizeipräsidium

Genaue Lage und weitere Infos: www.schmetterlingsland.de → Kooperationsprojekt

Erfasste Tagfalterarten:
• Aurorafalter
• C-Falter
• Faulbaum-Bläuling
• Großes Ochsenauge
• Grünader-Weißling
• Hauhechel-Bläuling
• Kleiner Feuerfalter
• Kleiner Fuchs
• Kleiner Kohl-Weißling
• Kurzschwänziger Bläuling
• Mauerfuchs
• Schachbrett
• Schwalbenschwanz
• Tagpfauenauge
• Tintenfleck-Weißling
• Waldbrettspiel
• Weißklee-Gelbling

Darüber hinaus erwartete Tagfalterarten:
Admiral, Brauner Feuerfalter, Distelfalter, Großer Fuchs, Großer Kohl-Weißling, Kaisermantel, Kleiner Perlmutterfalter, Kleines Wiesenvögelchen, Landkärtchen, Magerrasen-Perlmutterfalter, Postillion, Schlüsselblumen-Würfelfalter, Schornsteinfeger, Weißbindiges Wiesenvögelchen, Zitronenfalter, verschiedene Zipfelfalter, Dickkopffalter und Bläulinge


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Hintergrundinformationen zur BUND-Kampagne
"Schmetterlingsland Baden-Württemberg"

Viele heimische Tagfalterarten werden immer seltener, fast 80 Prozent der heimischen Arten stehen auf der Roten Liste. Mit vier Lebensstadien - Ei, Raupe, Puppe, Falter - haben sie eine komplexe Biologie und sind im Laufe dieser Stadien auf unterschiedliche Lebensbedingungen angewiesen. Schmetterlinge brauchen viele einheimische Blütenpflanzen, die in artenreichen Wiesen, an Wegsäumen und Brachen vorkommen, darunter auch Stauden wie Brennnesseln, Disteln und Doldenblütler. Aber auch wenig beachtete Sträucher und Bäume wie Schlehe und Salweide sind für viele Schmetterlinge und ihre Raupen sehr attraktiv.

Städte und Siedlungen mit ihren Gärten und Grünanlagen werden angesichts einer zunehmend intensiven und blütenarmen Landwirtschaft als Rückzugsräume für Schmetterlinge immer wichtiger. Sind die Gärten und Grünanlagen allerdings wenig naturnah, fallen sie als Lebensräume für Schmetterlinge aus.

Der BUND Landesverband Baden-Württemberg e. V. will mit seiner mehrjährigen Kampagne "Schmetterlingsland Baden-Württemberg" die Tagfalter und ihre Lebensraumansprüche bekannter machen und auf ihre Gefährdung und deren Ursachen hinweisen. Politisch setzt er sich für eine naturverträgliche Landwirtschaft und die Realisierung des landesweiten Biotopverbunds als Voraussetzungen für einen erfolgreichen Schmetterlingsschutz ein. Mitglieder und Interessierte erhalten vom BUND Hinweise, wie sie im eigenen Umfeld, z. B. im Haus- oder Kleingarten, Schmetterlingen helfen können. Bei der BUND-Aktion "Abenteuer Faltertage" beteiligen sich viele Naturbegeisterte an der Zählung häufiger Tagfalterarten.

Im Rahmen der Kampagne erstellt der BUND Baden-Württemberg umfangreiche Informationsmaterialien im Naturschutz- und Umweltbildungsbereich und führt Informationsveranstaltungen und Exkursionen durch. Mit Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds erstellt der BUND Baden-Württemberg eine Wanderausstellung und bildet in einer landesweiten Seminarreihe "Schmetterlings-Guides" aus.

Weitere Informationen: www.schmetterlingsland.de


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Quelle:
Presseinformation, 29. Juni 2011
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
Landesverband Baden-Württemberg
70178 Stuttgart. Paulinenstraße 47
Tel.: 07 11/62 03 06-0, Fax: 07 11/62 03 06-77
E-Mail: presse.bawue@bund.net
Internet: www.bund.net/bawue


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2011