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INSEKTEN/209: Wanderfalter auf Tour - Der 'Admiral' der Lüfte (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 31. August 2012

Admiral der Lüfte

Wanderfalter auf Tour / geänderte Wanderziele dank Klimawandel / Tipp für Kinder: Faltertankstelle einrichten / Flug mit Windunterstützung / Infopaket: Falterfreundlicher Garten



(Bremen, den 31/08/12) Der Begriff "Admiral" beflügelt die Phantasie: Unendliche Weite, prachtvolles Äußeres und schnittige Segelei. Weit entfernt von jeder Marine fliegen nun eher gaukelnd aber nicht minder prächtig abertausende Admiräle frei von jedem Kommando durch unsere Gärten. Nicht nur Zugvögel, auch die Wanderfalter beginnen derzeit ihren Zug in wärmere Gefilde, erklärt der NABU. Der Admiral ist neben dem Distelfalter der bekannteste Vertreter bei uns.

Jeden Spätsommer bis in den Herbst hinein ziehen weit mehr Wanderfalter südwärts als im Frühjahr wieder in den Norden kommen. "Deshalb bemerkt man den jetzt beginnenden Herbstzug eher", erklärt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann. In den vergangenen Jahren haben sich die Wanderziele deutlich nach Norden verschoben, Klimawandel sei dank. "Als ich vor 20 Jahren im Naturschutz anfing, lagen die Überwinterungsgebiete der Wanderfalter noch am Mittelmeer, nun ziehen sie nur noch nach Süddeutschland und Frankreich."

Zwei 'Admirale' und eine Schwebfliege auf einer Efeublüte - Foto: © NABU

Foto: © NABU

Jede Faltergeneration wandert allerdings nur einmal, entweder nach Süden oder nach Norden. Wenn ein Admiralweibchen erstmal den rund 1000 Kilometer langen Wanderweg geschafft hat, legt es seine Eier auf Brennesseln ab, dann stirbt es. Aus den Eiern schlüpfen stachelige Raupen, die die Brennesselblätter typischerweise so anfressen und verspinnen, dass sie wie ein schützendes Dach einrollen. Ist das Blatt zu dünn geknabbert, sucht sich die Raupe einen neuen Schutz und Futterplatz.

Die Nachkommen der Frühjahrsfalter sammeln sich jetzt und tanken Energie für den weiten Flug. "An Pflaumenbäumen und den letzten Blumen saugen die Tiere süßen Saft, an mancher efeuberankten Wand schwärmen ganze Horden bunter Falter, deshalb ist der Efeu mit seiner späten Blüte so enorm nützlich", berichtet Sönke Hofmann.

Wer keinen Efeu im Garten hat, kann übergangsweise mit einer Mischung aus Malzbier und Honig oder mit Zucker gesüßtem Rotwein seine eigene "Faltertankstelle" in einer flachen Untertasse eröffnen. "So lassen sich die farbenprächtigsten Schmetterlinge anlocken und ganz toll zusammen mit Kindern beobachten", erklärt Naturschützer Hofmann und schmunzelt: "Wenn man noch einen Schluck Rum dazu gibt, sitzen die Falter gleich viel ruhiger."

Im Gegensatz zu den Vögeln sind die Wanderfalter während ihrer Züge auf günstige Winde angewiesen. "Manchmal warten sie tagelang bis wieder Nordwind herrscht", erklärt der NABU. Allerdings können die Schmetterlinge die Richtung durchaus beeinflussen, die Feinsteuerung des Fluges geht per Flügelschlag. Ziehende Wanderfalter erkennt man an ihrem sturen Geradeausflug. Steht ein Baum oder ein Gebäude in der Flugbahn, wird es meist schnurgerade überflogen.

Admiral mit ausgebreiteten Flügeln auf einer Blüte, von oben fotografiert - Foto: © NABU

Foto: © NABU

Die beste Falterhilfe ist ein giftfreier, naturnaher Garten mit wilden Ecken. Zu viel Ordnung und der beliebte exotische Schmetterlingsflieder helfen den Admiral, Distelfalter und Co nicht, denn ihre Raupen brauchen gerade ganz bestimmte, leider unbeliebte Wirtspflanzen wie Brennessel und Distel. Tipps für die Anlage eines falterfreundlichen Gartens gibt ein Infopaket "Falterfreuden" des NABU. Dieses gibt es für 5 Euro in Briefmarken beim NABU, Contrescarpe 8, 28203 Bremen.

Wer die Wissenschaft und den Naturschutz beim Wanderfalter-Monitoring unterstützen will, kann unter www.science4you.org seine Falterbeobachtungen melden.

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Quelle:
Pressemitteilung, 31.08.2012
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Contrescarpe 8, 28203 Bremen
Tel. 0421/3 39 87 72, Fax 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. September 2012