NATURSCHUTZ heute - Frühjahr 2020
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.
Hummelschutz
Das Hummeljahr beginnt
von Helge May
Hummelköniginnen gehören zu den frühesten tierischen Gartengästen. Um ein Nest zu bauen und für Nachwuchs zu sorgen, darf ihnen die Nahrung nicht ausgehen. Wir können ihnen helfen, indem wir unsere Gärten hummelfreundlich gestalten.
Hummelköniginnen wagen sich bereits ab März ins Freie. Sie
vertragen relativ tiefe Temperaturen, weil ihr massiger Körper eine
relativ geringe Oberfläche aufweist und so nur schwer auskühlt. Durch
ihre Flugmuskulatur besitzen sie eine ausgeklügelte Heizung und die
dichte Behaarung hilft ihnen, Energie zu sparen.
Wenn Hummeln aus dem Winterschlaf erwachen, muss zuerst der hungrige Magen gefüllt werden, denn über den Winter haben sie ihre gesamten Vorräte aufgebraucht. Zudem müssen sie schnellstmöglich mit dem Bau des Nestes für einen neuen Hummelstaat beginnen - dafür benötigen sie viel Energie. Energie, die ihnen früh blühende Pflanzen geben. Aus ihnen können Hummeln Nektar und Pollen ziehen.
Futter für das ganze Jahr · Ein reichhaltiges Nahrungsangebot ist das gesamte Jahr über wichtig. Denn nicht nur die Jungköniginnen zu Beginn des Jahres, sondern auch die Arbeiterinnen im Sommer und die neuen Königinnen später im Jahr brauchen viele Blüten, die sie ansteuern können. Anders als etwa die Honigbienen legen Hummeln kaum Vorräte an, der Nachwuchs muss täglich "frisch" versorgt werden.
Manche Arten erwachen auch erst im Mai und suchen dann nach Nahrung. Hummeln sind zudem bis in den November hinein aktiv. Bei der Nahrungssuche bevorzugen die verschiedenen Arten unterschiedliche Blütenformen, da sie alle über ein individuelles Saugwerkzeug verfügen. Die Erdhummel beispielsweise hat einen so kurzen Rüssel, dass sie manche Blüten seitlich aufbeißt, um an den Nektar zu gelangen.
Akelei und Natternkopf · Hummeln benötigen von Frühjahr bis zum Herbst ein ununterbrochenes Nahrungsangebot, schon drei bis fünf Tage Hunger können für einen Hummelstaat das Ende bedeuten. Auch wenn es artbedingte Vorlieben gibt, sind die meisten Wildpflanzen und ungefüllten Zierpflanzen hummelgeeignet, von Krokus bis Malve und von Akelei bis Natternkopf. Wichtig ist, dass im Garten das Blütenangebot möglichst keine Pause macht.
Auf der Suche nach einem Nistplatz, an dem sie ein neues Hummelvolk gründen können, inspizieren die Königinnen Holzhaufen, Steinspalten und Mäuselöcher, manchmal auch Vogelnester oder gar Hausisolierungen. Gerne nehmen Hummeln menschengemachte Nistkästen an. Solche Unterkünfte lassen sich problemlos selbst basteln, auch der Fachhandel bietet Nistkästen an.
Unterkünfte aus Menschenhand · Die Ansprüche der Hummelarten sind so verschieden, dass es sich lohnt, unterschiedliche Nisthilfen herzurichten. Im Prinzip ahmen aber die meisten einfach ein Mäusenest nach. Es entsteht ein Kasten aus Sperrholz mit Vorbau und Dach sowie einer Zwischenwand mit Pappröhre und Polstermaterial für das Nestinnere.
Die Pappröhre ist der Eingang zum "Mäusenest", der gegen Fressfeinde ebenso wie gegen die als Parasiten gefürchteten Wachsmotten geschützt werden sollte. Der Standort sollte im Halbschatten liegen und der Kasten vor Bodenfeuchtigkeit geschützt werden. Eine Besiedlungsgarantie gibt es nicht. Die "Impfung" mit Nistmaterial aus einem alten Mäusenest oder einem bereits im Vorjahr belegten Hummelnest erhöht aber die Chance, dass die Königin das Kunstnest annimmt.
Wer brummt denn da?
Hummel-Beobachtung beim "Insektensommer"
Vom 29. Mai bis 7. Juni und vom 31. Juli bis 9. August findet zum dritten mal der NABU-Insektensommer statt. Dabei gilt es, eine Stunde lang an einem Ort Insekten zu beobachten und zu notieren. Gezählt werden kann überall, die meisten Teilnehmer*innen bevorzugen den eigenen Garten.
Hummeln gehören beim insektensommer zu den beliebtesten Arten. 2018 und 2019 lag beide Male im Frühsommer die Steinhummel und im Hochsommer die Ackerhummel ganz vorne in der Zählliste. Die Erdhummel schaffte es immerhin beständig unter die Top 10.
Infos einschließlich Porträts häufiger Arten: www.insektensommer.de
Mehr zum Thema: www.NABU.de/Hummelhilfe.
Bezugsfertige Nistkästen: www.das-hummelhaus.de.
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Mitmachen
Um Bienen, Hummeln und Wespen kümmert sich im NABU die
Bundesarbeitsgruppe Hymenoptera. Neue Mitstreiter*innen sind immer
willkommen, dazu braucht es kein Studium, sondern nur Begeisterung und
Engagement.
Kontakt: BAG-Hymenoptera@NABU.de.
Schlechtwetterhilfe
Findet sich eine entkräftete Hummelkönigin, ist dem Tierchen recht
einfach zu helfen. Man kann ihre Majestät mit bloßen Händen oder einem
Stück Papier vorsichtig aufheben. Dann sollte man einen halben
Teelöffel Zucker in etwas lauwarmem wasser auflösen und dem Tier per
löffel anbieten. innerhalb einiger Minuten kann sich die Hummel mit
ihrem Saugrüssel mit bis zu einem Drittel Teelöffel Energie betanken.
wer im zeitigen Frühjahr einer Hummelkönigin hilft, rettet nicht nur
ein einziges Tier, sondern gleich einen ganzen, noch im entstehen
begriffenen Hummelstaat.
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Quelle:
Naturschutz heute - Frühjahr 2020, Seite 34 - 35
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
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Herausgeber: NABU, 10108 Berlin
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E-Mail: NABU@NABU.de
Internet: www.NABU.de
"Naturschutz heute" ist das Mitgliedermagazin
des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) e.V.
und erscheint vierteljährlich. Für Mitglieder
ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.
veröffentlicht im Schattenblick zum 1. April 2020
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