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MELDUNG/004: Tödliches Gift - Geschützter Schwarzstorch qualvoll verendet (Vogelschutz)


Vogelschutz - 3/2010
Magazin für Arten- und Biotopschutz

Kronach
Tödliches Gift
Geschützter Schwarzstorch qualvoll verendet - Gefahr besteht auch für andere Großvögel

Von Helmut Beran & Cordula Kelle-Dingel


Der LBV-Kreisgruppe Kronach wurde ein toter Schwarzstorch im Grümpeltal gemeldet. Der Vogel lag unter einem Mittelspannungsmasten, der erste Verdacht auf Stromtod erhärtete sich jedoch nicht. Röntgenaufnahmen erbrachten keine Hinweise auf Schussverletzungen oder Frakturen. Nachdem der tote Schwarzstorch auch einen Tag nach dem Fund noch stark aus dem Schnabel blutete, lag die Vermutung nahe, dass Blutgerinnungshemmer, wie sie in Mäusegift enthalten sind, die Todesursache sein könnten. Der Schwarzstorch wurde daraufhin zur toxikologischen Untersuchung an die Tierärztliche Fakultät der LMU München geschickt. Das Untersuchungsergebnis bestätigte den Verdacht: Bei der Analyse konnten Warfarin und Sulfaquinoxalin nachgewiesen werden. Diese beiden Substanzen sind in Ratten- und Mäuseködern enthalten, die nach Aufnahme zu inneren Blutungen und dann zum Tod führen. Recherchen bei verschiedenen Institutionen bis hin zum Bundesamt für Verbraucherschutz haben ergeben, dass es derzeit im Bereich der Pflanzenschutzmittel für Landund Forstwirtschaft überhaupt kein zugelassenes Präparat gegen Mäuse mit dieser Wirkstoffkombination gibt. Ledig lich bei den Mitteln, die im Siedlungsbereich, in der Kanalisation oder in Müllkippen zugelassen sind, ist diese Wirkstoffkombination zu finden. Entweder wurde ein nicht mehr zugelassenes Präparat verwendet - oder es wurde der Giftköder in einem Bereich ausgebracht, für den er nicht zugelassen ist. Ob der junge Schwarzstorch einen Giftköder direkt aufgenommen hat oder an einer vergifteten Maus eingegangen ist, lässt sich nach Auskunft der Tierärztlichen Fakultät nicht feststellen, beides ist jedoch denkbar. Leider ist dies nicht der erste Fall in Bayern, dass ein Schwarzstorch an Mäusegift eingeht. Giftköder werden immer noch regelmäßig im land- und forstwirtschaftlichen Bereich ausgebracht. Bei unsachgemäßer Anwendung können solche Giftköder, ebenso wie andere Pflanzenschutzmittel, zu einem Gesundheitsrisiko für Haus- und Wildtiere werden. Neben dem Schwarzstorch sind auch Weißstorch, Graureiher, Greifvögel und Eulen gefährdet. Der tote Schwarzstorch war ein Zufallsfund, die Dunkelziffer dürfte sehr hoch sein. Meistens werden verendete Tiere von Füchsen oder anderen Beutegreifern gefunden und verschleppt. Um mehr über die Todesursache von Schwarzstörchen und anderen Großvögeln herauszufinden, bittet der LBV darum, Funde von verletzten oder toten Vögeln zu melden. Bei Verdacht auf eine Vergiftung kann der LBV nach Rücksprache mit der staatlichen Vogelschutzwarte/LfU in Garmisch-Partenkirchen eine toxikologische Untersuchung beantragen.


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Quelle:
Vogelschutz - 3/2010, S. 24
Magazin für Arten- und Biotopschutz
Herausgeber:
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. -
Verband für Arten- und Biotopschutz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. September 2010