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MELDUNG/175: Jungtiere in der Natur belassen (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - Hannover, 15. April 2014

Artenschutz

Jungtiere in der Natur belassen und keine "Notfä(e)lle" schaffen!



Hannover, Leiferde - Durch die zumeist warmen Temperaturen der vergangenen Wochen ist nicht nur die Vegetation weiter fortgeschritten auch die Tierwelt hat entsprechend reagiert und früher als sonst tummeln sich bereits zahlreiche Jungtiere vieler Arten in der Natur. Der NABU Niedersachsen und sein Team vom NABU Artenschutzzentrum Leiferde rät dringend dazu, die Jungtiere nicht anzufassen und mitzunehmen.

"Für junge Wildtiere stellt das aprilhafte Wetter kein Problem dar", berichtet Bärbel Rogoschik, Leiterin NABU-Artenschutzzentrum Leiferde, "wohl aber das Eingreifen der Menschen in die natürlichen Abläufe." So mehren sich in den letzten Tagen die "tierischen Notfälle" im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde, die bei genauem Hinsehen alle Menschengemacht waren. So wurden durch Gartenarbeiten wie Heckenschneiden und Rasenmähen Amseljunge zu Waisen, durch Baumfällarbeiten oder das Einreißen von Gartenschuppen junge Eichhörnchen oder Wildkaninchen mutterlos und durch das Mitnehmen von scheinbar hilflosen Jungtieren Gänseeltern oder Rehmütter kinderlos.

"In über 80 Prozent der Fälle handelt es sich bei diesen Tieren nicht um verlassene Jungtiere. Noch nackte Jungvögel sollten möglichst vorsichtig ins Nest zurückgesetzt werden. Im Gegensatz zu Säugetieren haben Vögel einen schlechteren Geruchsinn und stören sich nicht am menschlichen Geruch, sodass die Jungvögel auch nach dem Umsetzen noch von den Eltern wieder angenommen und versorgt werden", erläutert Rogoschik weiter. Übrigens verteilt sich oftmals die fast flügge Vogelbrut an verschiedene Stellen, etwa von Gärten. So können nur einzelne Tiere, und nicht die gesamte Brut auf einmal, von natürlichen Feinden entdeckt werden.

Wird dann tatsächlich einmal ein Jungvogel gefressen, sollte dies unter dem Aspekt, dass unsere Singvögel mit mehreren Bruten jährlich einen sinnvollen Überschuss produzieren, auch als naturgegeben akzeptiert werden.

Junge Vögel, die mit nach Hause genommen werden, haben deutlich schlechtere Überlebenschancen als in der Natur! Deswegen empfiehlt Rogoschik nur in absoluten Ausnahmefällen, echte Waisen in das NABU-Artenschutzzentrum nach Leiferde oder in andere anerkannte Vogelpflegestationen zu bringen.

"Auch wenn wir in Leiferde eine sachkundige Pflege gewährleisten können, müssen wir immer wieder darauf hinweisen, dass gemäß Bundesnaturschutzgesetz Jungvögel nur dann vorübergehend aufgenommen werden dürfen, wenn sie verletzt, krank oder tatsächlich hilflos sind. Wir sind da im NABU-Artenschutzzentrum wie ein Waisenhaus für menschliche Kinder. Bei allem Engagement können wir die elterliche Fürsorge in der Naturaufzucht niemals ersetzen. Eine Handaufzucht von Jungtieren ist immer nur die zweitbeste Lösung!", appelliert Rogoschik an eine Vorgehensweise mit Fingerspitzengefühl.

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Quelle:
Pressemitteilung, 15.04.2014
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
Telefon: 05 11 / 9 11 05 - 27, Fax: 05 11 / 9 11 05 - 40
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2014