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MELDUNG/395: Vogelgrippe-Fälle - Keine Hexenjagd auf Wildvögel (BUND SH)


BUND Landesverband Schleswig-Holstein e.V. - Kiel, 8. November 2016

Vogelgrippe-Fälle: Keine Hexenjagd auf Wildvögel


Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Schleswig-Holstein zeigt sich äußerst besorgt über die Nachweise des Vogelgrippe-Virus H5N8 bei Wildvögeln am Plöner See. Der BUND appelliert, Wildvögel nicht einseitig als Ursache in den Fokus zu rücken. Insbesondere die Rolle von hochintensiven Geflügelhaltungen müsste geklärt werden, um Menschen und Tiere vor einer weiteren Verbreitung des Erregers zu schützen.

"Die Erfahrungen bei den vergangen Fällen von Vogelgrippe haben gezeigt, dass die größten Infektionsherde häufig rund um die industriellen Geflügelhaltungen zu finden waren", erläutert Ole Eggers, BUND-Landesgeschäftsführer in Schleswig-Holstein. "Wenn zehn- oder gar hunderttausende Tiere auf engstem Raum gehalten werden, dann ist es nicht verwunderlich, wenn diese Tiere besonders anfällig für Infektionen werden. Die Übertragungswege müssen unvoreingenommen aufgeklärt werden. Dabei sollten vor allem die Geflügelhaltung und der Import von Geflügelkot, Bruteiern oder Wildvögeln als Verbreitungsweg untersucht und gegebenenfalls unterbunden werden. Auf keinen Fall darf sich die wissenschaftlich nicht haltbare Hexenjagd auf Wildvögel wiederholen. Besonnenheit ist jetzt das Gebot der Stunde", so Eggers weiter.

Zuletzt traten im Winter 2014 Fälle der Vogelgrippe H5N8 in Deutschland auf. Damals waren vor allem Mastbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, aber auch in den Niederlanden betroffen. Als wahrscheinlichster Übertragungsweg wurden 2014 die internationalen Handelsströme, insbesondere zu den Massentierhaltungsanlagen in Asien, identifiziert.

"Gerade die Plöner Seenplatte ist ein wichtiges Überwinterungsgebiet für Vögel aus Skandinavien. Es ist von großer Bedeutung diese Vogelbestände vor Ansteckungen und der weiteren Verbreitung der Vogelgrippe zu schützen", führt Tobias Langguth, BUND-Naturschutzreferent, aus. "Wichtig ist, dass nicht wie in der Vergangenheit reflexartig komplette Tierbestände getötet oder eingesperrt werden - ohne zu wissen, ob diese überhaupt befallen oder ursächlich mit der Vogelgrippe in Verbindung stehen. Die vergangenen Vogelgrippe-Fälle zeigen, dass die Wildvögel in der Regel die Opfer und nicht die Verursacher waren - die Landwirtschaft ist in der Pflicht, ihre Haltungen und Handelsströme so zu gestalten, dass sich tödliche Krankheiten nicht ungehindert um den Globus ausbreiten können", so Langguth abschließend.

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Quelle:
Presseinformation Nr. 39, 08.11.2016
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Schleswig-Holstein
Lorentzendamm Nr. 16, 24103 Kiel
Tel.: 0431/66060-0, Fax: 0431/66060-33
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2016

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