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MELDUNG/422: Erste Hilfe - Vogelnachwuchs stürzt sich bei Hitze aus den Nestern (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) / Verband für Arten- und Biotopschutz - Presseinformation vom 21. Juni 2017

Vogelnachwuchs stürzt sich aus Nestern

Junge Mauersegler leiden unter der Hitze - Pflegestationen überfüllt - Tipps wie jeder helfen kann - Vogeltränken aufstellen


Hilpoltstein, 21.06.2017 - Bei Temperaturen über dreißig Grad suchen nicht nur wir Menschen nach einer Abkühlung. So erreichen den LBV bereits die ersten Anrufe besorgter Bürger, die hilflose Mauersegler-Jungvögel auffinden. Mauersegler, wie auch alle anderen Gebäudebrüter-Jungen, leiden besonders unter den hohen Temperaturen der vergangenen Tage und ihren Folgen. Die Nester heizen sich auf und können zur echten Gefahr werden. Denn die Hitze zwingt die Jungvögel zur oft tödlichen Flucht aus dem Nest. Wer hilflosen Mauersegler-, Schwalben- oder Haussperling-Nachwuchs findet, kann den Tieren selbst helfen. Die Pflegestationen sind bereits hoffnungslos überfüllt. Der LBV erklärt, worauf bei der ersten Hilfe für die betroffenen Vögel unbedingt geachtet werden muss. Wie es den Mauerseglern bei der Hitze ergeht, können Sie live per Webcam miterleben: www.lbv.de/mauersegler-webcam.

Die aktuell hochsommerlichen Temperaturen, die sogar noch ansteigen sollen, bringen auch Bayerns Vogelwelt an ihre Grenzen. "Zahlreiche Jungvögel verlassen ihre Nisthilfen oder Nester viel zu früh, da die Temperatur im Brutraum auf ein unerträgliches Niveau von bis zu 100°C ansteigen kann", erklärt die LBV-Biologin Christiane Geidel. Während beispielsweise junge Rotkehlchen oder Meisen besser mit der Nestflucht zurechtkommen, bedeutet es für den Nachwuchs von Mauerseglern, Schwalben und Spatzen unter den Hausdächern den sicheren Tod. Denn die Tiere suchen verzweifelt nach Abkühlung und fallen dabei aus den Nestern. "Wer den Sturz aus dem hohen Nest überlebt, dem droht der Tod durch Verhungern. Denn im Gegensatz zu anderen Vogelarten, genießen diese Arten keine elterliche Fürsorge mehr, sobald sie das Nest verlassen haben", so Christiane Geidel weiter.

Auch Fledermausjunge macht die Hitze sehr zu schaffen. Doch die privaten Pflegestellen und Wildtierauffangstationen haben bereits ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Überall wurden Aufnahmestopps verhängt und auch für die aufwendigen telefonischen Beratungen bleibt meist wenig Zeit.

Wer deshalb jetzt einen Mauersegler- oder Spatzen-Jungvogel findet, der das Nest verlassen musste, kann selbst helfen. Folgende Erste-Hilfe-Ratschläge sollten dabei aber berücksichtigt werden: "Setzen Sie den Jungvogel in einen mit Küchenpapier ausgepolsterten, aber nicht zu großen dunklen Pappkarton mit Luftschlitzen. Verschließen Sie ihn und stellen sie diesen an einen kühlen und ruhigen Ort", rät die Biologin. Vogelkäfige oder andere Behältnisse sind dafür nicht geeignet, da sie das Gefieder der empfindlichen Segler verletzen. Der Kot muss regelmäßig entfernt werden, damit das Gefieder nicht verschmutzt. "Alle zwei Stunden muss der Schnabel des Vogels mit einem Tropfen Wasser benetzt werden. Das Wasser sollte nicht in den Schnabel eingegeben werden, da die Tiere sich daran verschlucken und ersticken können", rät Geidel.

Etwas heikel ist die Fütterung, denn Mauersegler brauchen Spezialfutter. Gefüttert werden kann mit Heimchen und Wachsmotten, die es in Baumärkten oder im Zoofachhandel zu kaufen gibt. Mineralien und Vitamine sind als Ergänzung ebenfalls geeignet. Fleisch oder pflanzliche Nahrung darf jedoch keinesfalls angeboten werden. "Die Tiere fressen aber nicht selbstständig aus der Futterschale, sodass eine Zwangsernährung der Mauersegler und Schwalben unumgänglich ist", sagt Christiane Geidel. Die Fütterung sollte etwa stündlich erfolgen. Hinweise zur Aufbereitung der Futtertiere und der genauen Durchführung finden Vogelfreunde im Internet unter www.mauersegler.com.

Doch auch alle anderen Vögel benötigen weiterhin unsere Hilfe. Viele natürliche Wasserstellen wie Pfützen und Gräben sind bei der Hitze ausgetrocknet. Abhilfe schaffen hier Vogeltränken. Sorgen Sie deshalb für ausreichend Wasserstellen im Garten oder am Balkon, damit die heimische Vogelwelt ihren Durst löschen kann. Um Krankheiten zu vermeiden, sollte das Wasser täglich gewechselt werden. Weitere hilfreiche Tipps hat der LBV auf seiner Webseite zusammengestellt www.lbv.de/traenke.

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Quelle:
Presseinformation, 21.06.2017
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2017

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