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MELDUNG/493: Tag des Ostseeschweinswals - Bundesregierung muss Schweinswale besser schützen (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 17. Mai 2019

NABU: Bundesregierung muss Schweinswale besser schützen

Zum Tag des Ostseeschweinswals fordert der NABU den Artenverlust in den heimischen Meeren zu stoppen


Berlin - Zum Internationalen Tag des Ostseeschweinswals am 19. Mai appelliert der NABU an die Politik, Deutschlands einzigen heimischen Wal, den Schweinswal, besser zu schützen. "Erst vor Kurzem hat uns der Bericht des Weltbiodiversitätsrates drastisch vor Augen geführt, dass wir mitten in einer menschengemachten Welle des Artensterbens sind. Für den Ostseeschweinswal, von dem es nur noch wenige hundert Tiere gibt, tragen wir als Deutschland direkt Verantwortung. Wir müssen jetzt handeln. Sonst laufen wir Gefahr, den kleinen Wal an unseren Küsten zu verlieren", mahnt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.


Schweinswal steckt den Kopf aus dem Wasser - Foto: © NABU/Willi Rolfes

Foto: © NABU/Willi Rolfes

Erst vor einer Woche lieferte der sogenannte IPBES-Report dramatische Zahlen. Weltweit drohen bis eine Million Arten auszusterben. Schuld daran ist der Mensch. Unsere Ozeane sind massiv übernutzt, industrialisiert und auf zwei Drittel ihrer Fläche stark geschädigt - auch der Lebensraum des Schweinswals, die Ostsee. Insgesamt stehen ein Drittel der marinen Arten auf der deutschen Roten Liste und gelten als gefährdet. "Die kleine Teilpopulation des Ostseeschweinswals ist vom Aussterben bedroht. Insbesondere der ungewollte Beifang in Stellnetzen, aber auch Unterwasserlärm und die zunehmenden Lebensraumverluste machen den Tieren zu schaffen. Im vergangenen Jahr wurden mit über 200 Tieren so viel tote Schweinswale an unseren Ostseestränden gefunden wie noch nie", sagte NABU-Meeresschutzexperte Kim Detloff.


Schweinswal unter Wasser - Foto: © NABU/Willi Rolfes

Foto: © NABU/Willi Rolfes

Doch statt endlich zu handeln, und den Schweinswal zumindest in den für ihn ausgewiesenen Meeresschutzgebieten effektiv vor den Gefahren der Fischerei, Schifffahrt oder fragwürdigen Infrastrukturprojekten wie dem geplanten Fehmarnbelttunnel zu schützen, bagatellisiert die Bundesregierung die dramatische Lage des Ostseeschweinswals und blockiert bei internationalen Verhandlungen einen verbesserten Schutz. "Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat erst kürzlich verhindert, dass die 'Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten' den Schutzstatus des Schweinswals anhebt. Der Grund dafür war, dass dann die Fischerei bei den hohen Beifangzahlen eingeschränkt werden müsste. Das für die Fischerei verantwortliche Bundesministerium opfert den Schweinswal für wirtschaftliche Interessen", kritisiert Detloff.

Um dem Ostseeschweinswal eine Zukunft zu geben, fordert der NABU, die Fischerei insbesondere mit Stellnetzen in den ausgewiesenen Meeresschutzgebieten zu verbieten. Darüber hinaus muss die Ostsee leiser werden. Der NABU forscht gemeinsam mit schleswig-holsteinischen Fischern an sogenannten alternativen Fanggeräten, die Beifänge vermeiden können und hat eine Landesstelle Schweinswalschutz in Flensburg eingerichtet. Hier können die sympathischen Meeressäuger regelmäßig von Land oder beim vom NABU organisierten Whale Watching beobachtet werden.

Hintergrund

In der Ostsee leben zwei getrennte Populationen von Schweinswalen. Während die im westlichen Teil lebende Beltseepopulation noch geschätzt 18.500 Tiere zählt, so leben in der östlichen bzw. zentralen Ostsee nur noch wenige hundert Individuen. Die Grenze beider Gruppen verläuft auf Höhe der Halbinsel Fischland-Darß. Nach Aussage der Weltnaturschutzunion IUCN gilt die östliche Population als vom Aussterben bedroht. Während die natürliche Lebenserwartung der Tiere bei ca. 20 Jahren liegt, zeigen jüngste Studien, dass gerade weibliche Schweinswale aufgrund des hohen menschengemachten Drucks in der Ostsee im Schnitt keine vier Jahre alt werden. Unter 30 Prozent der Tiere erreichen überhaupt die Geschlechtsreife.

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Quelle:
NABU Pressedienst, Nr. 53/19, 17.05.2019
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Mai 2019

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