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VÖGEL/1042: Bayerns größtes Konzert (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 28. April 2016

Bayerns größtes Konzert
LBV rechnet am Samstag mit dem Höhenpunkt des Vogelgesangs in diesem Jahr - Mehrere Millionen "Sänger" sind zu hören


Hilpoltstein, 28.04.2016 - Kommenden Samstag findet das größte Konzert Bayerns statt. Dann erreicht der Vogelgesang im Freistaat seinen diesjährigen Höhepunkt. Der LBV rechnet damit, dass über 60 Vogelarten und insgesamt mehrere Millionen Singvögel zu hören sein werden. Das Vogelkonzert wird ganz besonders vielstimmig und laut ausfallen, da sich zum einen nach längerer Kälte vorübergehend eine Wetterbesserung einstellt. Zum anderen sind Ende April nicht nur die meisten Zugvögel zurück, sondern es durchqueren auch viele gefiederte Gäste Bayern auf ihrem Rückweg in nördliche Brutgebiete.


Gartenrotschwanz singend - Foto: © Rosl Rößner

Gartenrotschwanz
Foto: © Rosl Rößner

Doch nicht alle Vögel singen zur selben Uhrzeit. Trotz Überlappungen richten sie sich nach einem gewissen Zeitplan, auch "Vogeluhr" genannt, um bei der Vielzahl der Gesänge deutlicher gehört zu werden. "Wer einen naturnahen Garten angelegt hat, kann Bayerns größtes Konzert auch live am Samstagmorgen aus dem Bett verfolgen und muss dazu einfach nur das Fenster öffnen", so die LBV-Vogelexpertin Dr. Sophia Engel.


Star singend - Foto: © Werner Borok

Star
Foto: © Werner Borok

Vögel brauchen morgens keinen Wecker. Ihre innere Uhr orientiert sich hauptsächlich am Zeitpunkt des Sonnenaufgangs und der Helligkeit ihrer Umgebung. "Zusätzlich haben auch die Temperatur und die Stimmen anderer Vögel Einfluss auf den Zeitpunkt des Aufwachens", so Engel. Da sich diese Wecksignale jedoch artspezifisch unterscheiden, beginnen die Vögel zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit ihrem morgendlichen Gesang. Hierdurch entsteht eine Konzert-Reihenfolge, die sich jedoch durch unterschiedliche regionale Umweltbedingungen zeitlich verschieben kann. "Doch gerade bei windstillem und warmem Wetter singen besonders viele Vögel", sagt die LBV-Expertin.


Rotkehlchen singend - Foto: © Christoph Moning

Rotkehlchen
Foto: © Christoph Moning

Zu den Frühaufstehern gehören vor allem Hausrotschwanz und Feldlerche, die schon 90 Minuten vor Sonnenaufgang singend den Tag begrüßen. Das Rotkehlchen fällt dann ungefähr 20 Minuten, die Amsel und die Ringeltaube 30 Minuten später in den Gesang ein. "Und so erwachen im 5-10 Minutentakt alle Arten bis hin zu den Langschläfern. Denn Stieglitz, Star und Grünfink beginnen erst 10 bis 15 Minuten vor Sonnenaufgang zu singen", erklärt Engel.


Männliche Amsel singend - Foto © Zdenek Tunka

Amsel
Foto © Zdenek Tunka

Vogelbeobachter, denen der Sonnenaufgang kommenden Samstag um 5:55 Uhr zu früh ist, können auch bei Sonnenuntergang (20.30h) noch einmal ein Vogelkonzert miterleben. "Am Abend singen Rotkehlchen und Singdrossel am Längsten. Die Nachtigall lässt sogar die ganze Nacht über ihre wunderbare Melodie hören", sagt Engel. Vögel singen, um ihr Revier gegen Konkurrenten abzugrenzen sowie Weibchen zu beeindrucken und anzulocken. Dementsprechend tun dies vor allem die Männchen und nur sehr selten die Weibchen. Im Laufe des Mais reduziert sich die Gesangsaktivität dann wieder, sobald die Vögel brüten oder Junge füttern.

"Mit zunehmender Tageslänge wird im Frühjahr bei den Männchen mehr Testosteron ausgeschüttet und das bedingt bei diesen den vermehrten Gesang im Frühling", erklärt Sophia Engel. Der Vogelgesang muss von den jungen Männchen jedoch erst von Artgenossen erlernt werden. Trotz der Ähnlichkeit gibt es allerdings bei jeder Art individuelle Abwandlungen in der Lautstärke, Dauer und Wiederholung. Diese sind abhängig vom körperlichen Zustand des Tieres und der Reviergröße. "Die Unterschiede wirken sich auf die Partnerwahl aus, da Vogelweibchen die Männchen bevorzugen, die besonders laute und komplexe Melodien singen", so die LBV-Expertin. Wer ein ausgeprägtes Territorialverhalten zeigt und sich bei den Konkurrenten durchsetzen kann, von dem versprechen sich die Weibchen mehr Erfolg bei der Elternschaft und eine gute Überlebensfähigkeit der nachfolgenden Generationen.

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Quelle:
Presseinformation, 28.04.2016
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2016

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