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VÖGEL/546: Weißstorch im Schnee?! (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 30. November 2009

Weißstorch im Schnee?!


Auch im Herbst und Winter werden immer wieder Weißstörche beobachtet, die nicht in den Süden gezogen sind. Diese Tiere sorgen oft für Aufregung: Können Störche in Bayern überhaupt überwintern? Hier kann weitgehend Entwarnung gegeben werden. In milden Wintern mit wenig Schnee bzw. mäßigem Frost finden die Störche noch genügend Nahrung und können so auch die kalte Jahreszeit bei uns gut überstehen.

Der Winter kommt und einige Störche sind noch da!àObwohl die meisten Weißstörche inzwischen in ihren Überwinterungsgebieten in Afrika angekommen sind, fallen immer wieder einzelne Tiere auf, die hier geblieben sind, wie z.B. auch langjährig bekannte Vögel in Regenstauf, Donauwörth oder Pfaffenhausen. Entweder haben diese Störche wegen einer Verletzung den rechtzeitigen Abflug verpasst, oder sie stammen z.B. aus einer Zuchtstation, wo sie sich an das Überwintern gewöhnt haben. Zusätzlich beobachten die Naturschützer in den letzten Jahren immer öfter verzögerte Zugtrupps, die evtl. ein Anzeichen für Folgen des Klimawandels sein könnten. Diese fliegen erst nach Frankreich oder Spanien weiter, wenn sich hier die Nahrungssuche nicht mehr lohnt.

Die Befürchtungen besorgter Bürger, dass diese Vögel hier erfrieren müssen, sind jedoch zum Glück unbegründet. "Dem Storch als großem Vogel macht die Kälte kaum etwas aus, da er die Wärme wesentlich besser speichern kann, als z.B. kleine Singvögel wie Meise und Spatz, die immer bei uns überwintern", erklärt Oda Wieding, Storchenbeauftragte des LBV. "Die Weißstörche treten die wochenlange Reise bis zum Teil ins südliche Afrika nur wegen der Nahrungsknappheit im europäischen Winter an. Solange allerdings keine geschlossene Schneedecke liegt und strenger, lang anhaltender Frost herrscht, findet der Storch auch in unseren Breiten noch genug Nahrung, v. a. Mäuse, Regenwürmer, kleine Schnecken, Egel, Fische etc." Problematisch wird es für den Weißstorch erst, wenn er bei anhaltendem Winterwetter mit viel Schnee tagelang keine Nahrung mehr finden kann. Meist streifen die Störche dann weiter bis in die großen Flußauen oder zum Bodensee bzw. Neusiedler See, wo das Klima etwas günstiger und damit auch das Nahrungsangebot größer ist.

Um zu verhindern, dass Störche zu stark von menschlicher Hilfe abhängig werden, sollten alle unnötigen Aktionen unterbleiben. Wenn auch Sie überwinternde Störche beobachten, melden Sie diese bitte an den LBV. Um diese kann sich dann die jeweilige LBV-Kreisgruppe zusammen mit den Fachleuten von der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde kümmern.

Wenn Sie den Weißstörchen helfen möchten, können Sie durch eine zweckgebundene Spende an den LBV (Spendenkonto: Sparkasse Mittelfranken-Süd, Kontonr. 750 906 125, BLZ 764 500 00) die Durchführung von Maßnahmen zum Storchenschutz unterstützen. So tragen Sie z.B. dazu bei, dass auf den Wiesen wieder mehr feuchte Stellen angelegt werden können, so dass die Störche im Sommer genug Nahrung für ihre Jungen finden.    O. Wieding

Hilpoltstein, den 30.11.09


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Quelle:
Presseinformation, 01.12.2009
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Verband für Arten- und Biotopschutz
Landesgeschäftsstelle Hilpoltstein
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel. 09174/4775-0, Fax 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Dezember 2009