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VÖGEL/630: Eichelhäher zu Gast in Schleswig-Holstein (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 6. Oktober 2010

NABU: Eichelhäher zu Gast in Schleswig-Holstein

In diesem Jahr Invasion in unser Land


Neumünster, 6. Oktober 2010: Der Eichelhäher ist in Schleswig-Holstein ein verbreiteter Brutvogel, der nahezu alle Waldtypen bewohnt und mittlerweile selbst im Siedlungsbereich brüten kann. Seit einigen Tagen stößt man im ganzen Land verbreitet auf kleinere und größere, bis 30 Tiere starke Trupps von Eichelhähern, die im Land herum streifen - und dabei die Frage aufkommen lassen: Woher stammen all die Vögel, die aktuell auch an den Küsten zu sehen sind? Haben unsere schleswig-holsteinischen Häher etwa einen besonders hohen Bruterfolg gehabt?

Der Grund für die "vielen" Eichelhäher im Land hat nichts mit "unseren" Hähern zu tun, sondern ist leicht anders erklärbar: Eichelhäher tendieren wie ihre Verwandten, die Tannenhäher, wie Seidenschwänze und andere Arten dazu, unregelmäßig aus nördlichen und östlichen Ländern bei uns einzufliegen. Auf einen Zuzug deutet jedenfalls die hohe Zahl an Tieren im Ostseeküstenbereich hin, die Ornithologen seit wenigen Wochen dort feststellen. Ende September wurden Eichelhäher bereits in Falsterbo an der Südwestspitze von Schweden festgestellt, wodurch klar wird, dass auch in Skandinavien verstärkt Häher anzutreffen sind. Ornithologen stellen aber fest, dass in Schleswig-Holstein vor allem an den Vogelzugpunkten "Pelzerhaken / Lübecker Bucht" und in der Folge auch in Wedel an der Elbe die Häher in größerer Zahl auftreten. Von Fehmarn - dem Einfallstor für Vögel aus Skandinavien - liegen bislang dagegen kaum Beobachtungen vor. Sie schließen daraus, dass der Einflug nach Schleswig-Holstein derzeit wohl überwiegend aus Osten entlang der südlichen Ostseeküste erfolgt.

Grund für die Invasion der Eichelhähern ist möglicherweise ein hoher Bruterfolg in den Herkunftsgebieten verbunden mit anschließendem Nahrungsmangel, der die Häher zum Auszug aus den Brutgebieten zwingt. Eine harter Winter lässt sich dadurch aber nicht vorhersagen! Diese Wanderbewegungen können bis weit nach Mitteleuropa hinein führen und finden wohl jährlich in geringem Maße statt, fallen aber normalerweise wegen der weiten Verbreitung der Art nicht in selbem Maße auf wie beim Tannenhäher, der nur an wenigen Stellen in Mitteleuropa vorkommt, dessen Erscheinen damit sofort augenfällig wird.


Einfluss auf den Brutbestand?

Müssen wir nun in den kommenden Jahren mit einem größeren Brutbestand einer Vogelart rechnen, der manche einen Schaden an Singvögeln nachsagen? Dem ist nicht so. Der Eichelhäher frisst zwar gelegentlich auch Eier und Jungvögel anderer Singvögeln, doch hat er nach verschiedenen Untersuchungen keinen dauerhaft negativen Einfluss auf deren Bestand. Er gilt sogar als "Waldfreund", da er Eicheln und Bucheckern im Boden vergräbt und so für die Verbreitung beider Baumarten sorgt. Für die zugewanderten Tiere ist zudem wenig wahrscheinlich, dass sie tatsächlich dauerhaft bei uns im Land verbleiben werden. Die letzte große Invasion an Eichelhähern war im Jahr 2004, im folgenden Jahr 2005 gab es einen eindrucksvollen Heimzug, aber keinen höheren Brutbestand. Ein großer Teil der Häher wird Schleswig-Holstein also nur als Durchgangsgebiet nutzen und weiter nach Westen fliegen. Sie orientieren sich dabei häufig an Baumreihen und Knicks, scheuen aber vielfach davor zurück, offene Flächen zu überfliegen - gemäß ihres eigentlichen Lebensraumes 'Wald', in dem größere Freiflächen naturgemäß selten sind.


Nur auf dem Durchzug

Einige Häher haben nach Beobachtungen von Ornithologen bereits die Elbe überquert und unser Land in Richtung Niedersachsen verlassen. Manche Vögel werden sich - sofern sie den Winter überleben - im nächsten Frühjahr wieder auf den Weg zurück in ihre Herkunftsgebiete machen. Es zeigt sich also, für Ängste besteht kein Grund - gar eine starke Verfolgung der Zugereisten ist nicht angebracht.

Der NABU rät: Freuen Sie sich über das nicht alljährlichen Naturschauspiel, und achten Sie auch auf seltene Tannenhäher, die von ihren Verwandten "mitgerissen" werden - zwei Vögel wurden bereits beobachtet!

Weitere Informationen im Internet unter www.NABU-SH.de



Der Kormoran braucht Freunde! - www.Kormoranfreunde.de

NABU-Aktion "Stunde der Gartenvögel" - www.gartenvoegel-sh.de


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Quelle:
Presseinformation, 6. Oktober 2010
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Oktober 2010