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VÖGEL/967: Wie tickt die Vogelwelt (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Jena, 28. April 2014

Wie tickt die Vogelwelt

Klaus Lieder vom NABU Thüringen erklärt, in welcher Reihenfolge Vögel tagsüber singen



Noch bevor die Sonne aufgeht, fangen einige unserer Vögel schon an zu singen. Dabei hat jede Vogelart eine eigene Uhrzeit, zu der sie ihr Konzert beginnt. Dieses natürliche Konzertprogramm wird aufgrund seiner schematischen Abfolge auch als "Vogeluhr" bezeichnet.

Klaus Lieder, der Sprecher des Landesfachausschusse für Ornithologie im NABU Thüringen, erklärt, warum die einzelnen Vogelarten zu unterschiedlichen Zeiten trällern: "Bei uns sind es vor allem die Vogelmännchen, die zur Revierabgrenzung und auf Partnerinnensuche singen. Wenn alle Vogelmännchen, gleichzeitig mit dem Singen beginnen würden, würden einige der Gesangsvirtuosen im Stimmenwirrwarr der anderen unter gehen. Aus diesem Grund haben sich die einzelnen Arten unterschiedliche Zeiten für ihr Konzert ausgesucht."

In der Vogelwelt gibt es wie beim Menschen Frühaufsteher und Langschläfer. Wann genau welche Spezies anfängt zu singen, hängt vom jeweiligen Sonnenaufgang ab, was wiederum durch die Jahreszeit und die geographische Lage bedingt ist. "In unseren Breiten fängt beispielsweise der Gartenrotschwanz um zirka 90 Minuten vor Sonnenaufgang an zu singen. Das Männchen ist auffallend kontrastreich gefärbt: Gesichtsfeld und Kehle sind schwarz, die Stirn und ein nach hinten reichender Überaugenstreif hingegen reinweiß. Oberkopf, Nacken und Rücken sind grau. Die Brustpartie ist lebhaft rostrot gefärbt, zum weißlichen Unterbauch hin läuft sie durch breiter werdende helle Federsäume aus. Den namengebenden roten Schwanz haben beide Geschlechter, doch trägt das Weibchen davon abgesehen ein schlichtes, beige-braunes Gefieder. Es folgt die Amsel zirka 60 Minuten vor Sonnenaufgang. Amselmännchen sind schwarz und haben einen gelben Schnabel. Ihre Weibchen dagegen sind von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze schlicht braun gefärbt. Zehn Minuten später startet das Rotkehlchen mit seiner Darbietung. Mit seiner orange-roten Kehle im Kontrast zur gut getarnten, braunen Oberseite ist es einfach unverwechselbar. Der Zaunkönig hat seinen Auftritt wieder zehn Minu ten später. Sein rostbraun gebändertes Gefieder macht ihn allerdings nicht gerade auffälliger. Charakteristisch ist aber sein steil aufgerichteter Schwanz. Männchen und Weibchen sind beim Zaunkönig gleich gefärbt", weiss der Vogelkundler zu berichten. Etwa 10 bis 5 Minuten vor Tagesbeginn fangen dann Zilpzalp und Kohlmeise an zu singen. Zu den Langschläfern zählt eher der Grünfink, der 30 Minuten nach Sonnenaufgang beginnt, seine Melodie zum Besten zu geben.

Wer dem Vogelgesang lauschen möchte, muss also ziemlich früh aufstehen. Allerdings veranstalten manche Vogelarten am Abend eine kleine Wiederholung. Zu ihnen gehören zum Beispiel die Amsel und das Rotkehlchen und mancherorts gibt in der Nacht sogar noch die Meistersängerin Nachtigall ein imposantes Konzert.

Um einen genauen Überblick über unsere Sängertalente die Gartenvögel zu erhalten, ruft der NABU Thüringen zur Stunde der Gartenvögel vom 09.-11. Mai auf. Am zweiten Maiwochenende gilt es, eine Stunde lang alle Vögel im Garten zu zählen und dem NABU zu melden. Mehr Informationen zur Aktion gibt es unter: www.NABU-Thueringen.de.

Stilisierter Vogel, stilisierte Uhr und eine Tabelle. Gemessen am Sonnenaufgang: Gartenrotschwanz -90 Min., Amsel -60 Min., Rotkehlchen -50 Min., Zaunkönig -40 Min., Zilpzalp -10 Min., Kohlmeise -5 Min., Grünfink +5 Min. - Grafik: © NABU Thueringen

Grafik: © NABU Thueringen

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Quelle:
Pressemitteilung, 28.04.2014
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Mai 2014