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VÖGEL/989: Gutes Jahr für den Weißstorch in Thüringen (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Jena, 28. November 2014

Gutes Jahr für den Weißstorch

NABU Thüringen stellt Storchenbilanz 2014 vor



Jena. Die Storchenbilanz 2014 kann sich sehen lassen, verkündet der NABU Thüringen. "Mit 43 ansässigen Weißstorchpaaren gab es in Thüringen im Jahr 2014 die bisher größte Anzahl brütender Weißstörche seit über 100 Jahren", berichtet Klaus Schmidt vom NABU Wartburgkreis, der schon seit 49 Jahren ehrenamtlich als Weißstorch-Landesbetreuer tätig ist. Nach dem schlimmen Katastrophenjahr 2013, in dem wegen ungünstiger nasskalter Witterung nur 47 Jungstörche flügge wurden, gab es in diesem Sommer 81 flügge Jungstörche.

Klaus Schmidt hält einen Jungstorch in den Händen - Foto: © Friederike Stück

Klaus Schmidt über den Dächern von Gerstungen auf dem Schlossfirst am Nest der Weißstörche. Vier Junge konnten dort mit Ringen gekennzeichnet werden. Seit 45 Jahren beringt Klaus Schmidt für die Vogelwarte Hiddensee Weißstörche in der Werraaue und freut sich über spätere Wiederfunde seiner beringten Vögel.
Foto: © Friederike Stück

"Dies ist die größte Anzahl aufgezogener Jungstörche seit über hundert Jahren in Thüringen", freut sich der Storchenexperte. Nur 24 Prozent der Brutpaare hatte in diesem Jahr keinen Bruterfolg, im Vorjahr waren es 35 Prozent. Die guten Brutergebnisse wurden durch die diesjährig günstigen Nahrungsbedingungen ermöglicht. Nach dem vorjährigen Zusammenbruch und der unnötigen Vergiftung der Feldmauspopulation seitens der Landwirtschaft erholten sich die Nager und stehen zum Glück für Greifvögel, Eulen und auch für die Störche wieder als nahrhaftes Futter zur Verfügung. "Als weitere wichtige Nahrungstiere für die Aufzucht des Storchennachwuchses dienen Heuschrecken, Würmer und Laufkäfer", erklärt Klaus Schmidt. Ebenfalls ist zu beobachten, dass durch die erfolgten Umrüstungen vogelgefährlicher Strommasten während der letzten Jahre, seitens der zuständigen Energiebetriebe, die Zahl der Stromopfer bei Weißstörchen abgenommen hat. Ziel muss es jedoch bleiben, möglichst bald auch die noch restlichen Gefahrenquellen an Stromleitungen vogelfreundlich umzugestalten, wie dies die Naturschutzgesetzgebung vorsieht.

Der NABU Thüringen gibt aber auch zu bedenken, dass die erneute Zunahme vordergründig nichts mit den guten Lebensbedingungen für Weißstörche in Thüringen zu tun hat. Hauptsächlich ist der Zuzug fremder Störche aus der westeuropäischen Population aus Frankreich, Baden-Württemberg, Südhessen und Bayern für die Zunahme verantwortlich. Die Naturschützer sorgen sich; denn Wiesen und Weiden bieten trotz vielfältiger Landwirtschaftsförderprogramme in der Regel nicht ausreichend kleine Nahrungstiere für die Aufzucht des Nachwuchses.

Bezüglich der Bruthäufigkeit gibt es in den einzelnen Landschaften des Freistaates deutliche Unterschiede. Während der Storchenbestand in Ostthüringen weiterhin äußerst niedrig war, gab es in der Werraaue in Südwestthüringen sowie in Nord- und Mittelthüringen eine gute Besetzung der Bruthorste. Neue Brutansiedlungen wurden in der zurückliegenden Brutsaison an nachfolgenden Orten beobachtet: Berka/Werra, Waltershausen, Oettersdorf und Schmölln.

Da der Populationsdruck aus Südwest-Europa unvermindert anhält, rechnet Klaus Schmidt in den nächsten Jahren weiterhin mit neuen Brutansiedlungen von Weißstörchen. Ein längeres Verweilen von mehreren Weißstörchen in einem bestimmten Landschaftsraum und eventuelle Nistversuche deuten potentielle Brutstandorte an. Überall dort ist das Anbringen von geeigneten neuen Horstunterlagen zu empfehlen. Auch in diesem Jahr wurden unter anderem im Wiesenbrüterprojekt des NABU Thüringen bzw. von NABU-Mitgliedern, vom Angelverein Waldfisch und von mehreren Privatpersonen Masten mit Nistkörben aufgestellt. "Im nächsten Frühjahr können wir dann gespannt sein, ob die neuen Nistplattformen von den heimkehrenden Störchen zur Brut angenommen werden", so Schmidt.

Beobachtungen zu Weißstörchen, z.B. von
überwinternden Vögeln, können dem NABU unter
www.NABU-Thueringen.de gemeldet werden.

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Quelle:
Pressemitteilung, 28.11.2014
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Dezember 2014