Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → BRENNPUNKT

KOHLEALARM/026: Klimakampf und Kohlefront - Höhle des Löwen (GRÜNE LIGA Cottbus)


GRÜNE LIGA Umweltgruppe Cottbus - Pressemitteilung, 15. Januar 2013

Betroffene aus der Lausitz protestieren in Schweden gegen Vattenfalls Braunkohle-Pläne



Cottbus / Stockholm, 15.01.2013. Bewohner der von Vattenfalls Braunkohlenbergbau betroffenen Region in Deutschland wenden sich gemeinsam mit Umwelt- und Klimaschutzverbänden mit einem Brief an den schwedischen Minister Peter Norman, in dem sie den Verzicht auf neue Braunkohletagebaue fordern. Zudem beklagen sie, dass der schwedische Staatskonzern Vattenfall über Imagekampagnen für den klimaschädlichen Energieträger Braunkohle massiven Einfluss auf die deutsche Politik zu nehmen versucht.

"Die Kommunikation des Unternehmens Vattenfall ist äußerst widersprüchlich. Während in Stockholm angekündigt wird, bei Investitionen von nun an auf regenerative Energien zu setzen, schaltet Ihr Unternehmen in Deutschland großformatige Anzeigen und Plakate, in denen für den Energieträger Braunkohle geworben wird." heißt es in dem Schreiben, das die Absender auch allen Mitgliedern des schwedischen Reichstages zur Verfügung gestellt haben.

Das Schreiben ist unterzeichnet vom Bürgermeister der Gemeinde Schenkendöbern, dem Pfarrer der bedrohten Dörfer, dem brandenburgischen Bauernbund, der bundesweiten Klima-Allianz sowie dem Umweltverband GRÜNE LIGA.

Der Wortlaut des Schreibens liegt dieser Pressemitteilung bei (siehe unten).

*

Bündnis Heimat und Zukunft Brandenburg
E-Mail: kontakt@heimatzukunft.de
Web: www.heimatzukunft.de

Königreich Schweden
Herr Peter Norman
Minister für Finanzmarkt
Drottninggatan 21
SE-103 33 Stockholm

sowie den Abgeordneten des
schwedischen Reichstages (per e-mail)

Cottbus/Schenkendöbern, 11.01.2013

Politik des Unternehmens Vattenfall in Deutschland

Sehr geehrter Herr Minister Peter Norman,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,

Wir wenden uns an Sie als Eigentümer des Unternehmens Vattenfall.
In unserer Lausitzer Heimat wird die Freude vieler Menschen auf das neue Jahr getrübt von der Unsicherheit über die Zukunft des eigenen Hauses, des eigenen Dorfes. Denn das schwedische Unternehmen Vattenfall betreibt in unserer Heimat Braunkohletagebaue und -kraftwerke. Dafür sollen nun weitere Dörfer vernichtet, 3200 Menschen umgesiedelt, das Grundwasser abgesenkt und viele Quadratkilometer wertvoller Landschaft den Braunkohlebaggern zum Opfer fallen.

Im Bündnis "Heimat und Zukunft" haben sich Politiker aller Parteien, Vertreter von Wirtschafts- und Umweltverbänden sowie der Kirche, Künstler, Wissenschaftler und Bürger der Region zusammengetan, um diese Pläne zu verhindern.

Die Kommunikation des Unternehmens Vattenfall ist äußerst widersprüchlich. Während in Stockholm angekündigt wird, bei Investitionen von nun an auf regenerative Energien zu setzen, schaltet Ihr Unternehmen in Deutschland großformatige Anzeigen und Plakate, in denen für den Energieträger Braunkohle geworben wird. Auf diese Weise beeinflusst Vattenfall unter Einsatz erheblicher Mittel ganz offensichtlich, Politik und öffentliche Meinung in Deutschland zugunsten der Nutzung des fossilen Brennstoffes mit den höchsten CO2-Emissionen. Diese Kampagne wird seit Monaten intensiv betrieben. Wir fragen uns deshalb: Wissen die schwedischen Eigentümer des Unternehmens davon? Wie können Sie diesen eklatanten Widerspruch zulassen?

Die geplante Umsiedlung mehrerer Dörfer für den geplanten Tagebau Jänschwalde-Nord sowie eine massive Beeinträchtigung der am Rand dieser Grube liegenden Orte hat Vattenfall bisher mit dem Bau eines neuen Braunkohlekraftwerkes in Jänschwalde begründet. So steht es in den vom Konzern bei den Landesbehörden eingereichten Unterlagen.[1] Jetzt bekundet das Unternehmen, keine fossilen Erzeugungsanlagen mehr errichten zu wollen, hält aber trotzdem an der Eröffnung des Tagebaues fest. Offenbar soll das Projekt nur noch Optionen offenhalten, sollen Dörfer und Landschaft auf Vorrat zerstört werden. Wir sagen: Über der Kohle wohnt der Mensch! Menschen sind keine strategische Rohstoffreserve. Unsere Dörfer sind kein Wetteinsatz für Konzernmanager. Die Bewohner der Lausitz haben ein Recht auf Heimat, Eigentum und eine lebenswerte Umwelt.

"Mit den Erträgen aus der Braunkohle wollen wir unseren Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantreiben" verkündet Vattenfall in einer Pressemitteilung. Im durch den geplanten Tagebau Welzow-Süd II bedrohten Dorf Proschim bestehen bereits umfangreiche Erneuerbare-Energien-Anlagen, die der lokale Landwirtschaftsbetrieb in den vergangenen Jahren errichtet hat. Mit Photovoltaik und Biogas wird hier weit mehr Strom erzeugt, als der Ort benötigt. Vattenfall will diese zukunftsfähige Energiegewinnung beseitigen. Mit dem daraus gewonnenen Profit will Vattenfall dann woanders wieder in Erneuerbare Energien investieren? Das ist absurd!

Eine über Jahrhunderte gewachsene Kulturlandschaft würde auch durch den geplanten Tagebau Nochten II zerstört. Hier sind neben der geplanten Umsiedlung die Auswirkungen auf den Wasserhaushalt der gesamten Region besonders gravierend.

Sehr geehrter Herr Minister Peter Norman,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,

wir setzen unsere Hoffnungen in Sie, dass Sie sich für den Erhalt unserer Heimat und für eine Einstellung der Braunkohleplanverfahren in der Lausitz einsetzen, damit Ihr Unternehmen die genannten Projekte endgültig aufgibt!

Bitte tragen Sie Sorge dafür, dass die Beeinflussung der deutschen Politik und Öffentlichkeit durch Vattenfalls Braunkohlewerbung aufhört!

Gern möchten wir Ihnen unser Anliegen in einem persönlichen Gespräch darstellen und bitten Sie, uns diese Möglichkeit einzuräumen. Wir wünschen Ihnen ein gesundes und frohes neues Jahr 2013 sowie uns allen eine gute und friedliche Zukunft in unserer Heimat!

Mit freundlichen Grüßen,

Mathias Berndt
Pfarrer in Atterwasch

Peter Jeschke
Bürgermeister der Gemeinde Schenkendöbern

Karsten Jennerjahn
Bauernbund Brandenburg

Daniela Setton
Klima-Allianz Deutschland

René Schuster
GRÜNE LIGA e.V.


[1] Verfahrensführende Unterlagen zum Tagebau Jänschwalde-Nord, Vattenfall, Dezember 2008

*

Quelle:
Pressemitteilung, 15.01.2013
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Umweltgruppe Cottbus
c/o Straße der Jugend 94, 03046 Cottbus
Telefon: 0355-4837815
E-Mail: umweltgruppe@web.de
Internet: www.lausitzer-braunkohle.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Januar 2013