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KOHLEALARM/218: Klimakampf und Kohlefront - finanzindustrielle Alibimanöver ... (urgewald)


Rainforest Action Network, Banktrack, Les Amis de la Terre France, urgewald
Pressemitteilung vom 2. Dezember 2015

Report zu Banken: Kohle-Milliarden statt Klimaschutz

- Neuer Report zeigt Widersprüche zwischen Reden und Handeln der Banken
- Größte Kohle-Banken: Sieben gehen vorweg, echte Vorreiter gibt es nicht


Paris - Ein heute veröffentlichter Report deckt auf, welche Finanzgeschäfte die weltweit größten Banken mit dem Kohlesektor machen. Während Staatschefs und Delegierte aus aller Welt auf der Klimakonferenz in Paris tagen, zeigt die Untersuchung "The Coal Test: Where Banks Stand on Climate at COP 21", dass sieben Banken in jüngerer Zeit eine Reduzierung bzw. den Stopp der Finanzierung von Kohle-Bergbau oder Kohle-Kraftwerksbetreibern beschlossen haben. Gleichzeitig sind zahlreiche andere Banken noch immer nicht bereit, mit einer neuen Firmenpolitik zu Kohle eine angemessene Antwort auf den Klimawandel zu geben. Insgesamt zeigt sich: Keine der untersuchten Großbanken darf sich "echter Klima-Vorreiter" nennen, da keine eine Zusage zum vollständigen Finanzierungsstopp der Kohle-Industrie abgegeben hat.

Der Report beschreibt außerdem das alarmierende Ausmaß, in dem der Bankensektor die Kohle-Industrie zwischen den Klimagipfeln von Kopenhagen und Paris unterstützt hat. 257 Milliarden US-Dollar sind im Zeitraum 2009 bis 2014 in den Sektor geflossen. Die fünf größten Kohle-Finanzierer unter den Großbanken seit dem Kopenhagener Klimagipfel sind Citigroup (19,65 Mrd. $), JPMorgan Chase (18,80 Mrd. $), Royal Bank of Scotland (15,86 Mrd. $), BNP Paribas (14,84 Mrd. $) und Bank of America (14,44 Mrd. $).

Die Organisationen Rainforest Action Network (USA), BankTrack (NL), Les Amis de la Terre (FR) und urgewald (D) haben den Report heute als Teil der weltweiten Kampagne "Paris Pledge" veröffentlicht, die Banken zum Ende der Finanzgeschäfte mit dem Kohlesektor aufruft.

"Im Vorfeld des Pariser Klimagipfels haben wir von vielen Banken gehört, sie seien Klima-Vorreiter", sagt Catalina von Hildebrand, Kampagnenkoordinatorin für "Paris Pledge" bei BankTrack, "als ob die 257 Milliarden Dollar, die sie zwischen den Gipfeln von Kopenhagen und Paris in den schmutzigen Kohlesektor gepumpt haben, ein unbedeutender Buchungsfehler gewesen wären. Es ist an der Zeit, dass sie ihren Worten Taten folgen lassen, Kohle entsorgen und schleunigst ihre Finanzierung für saubere Energieträger erhöhen."

"Während der Klimagipfel beginnt, haben einige europäische Finanzinstitutionen damit begonnen, sich von der Finanzierung von Kohle-Bergbau und -Kraftwerken abzuwenden", sagt Ben Collins, leitender Campaigner beim Rainforest Action Network. "Die Wall Street führt hingegen die Liste der weltweit größten Kohlebanken an. Es ist höchste Zeit für die Zauderer in den USA und in der ganzen Welt, ihre Beziehung zu diesem Brennstoff zu beenden."

Der Report The Coal Test untersucht die Stärken und Schwächen der jeweiligen Firmenpolitik im Bereich Kohle, beleuchtet die Banken mit mangelhaften Zusagen und zeigt das absolute Fehlen von Klima-Vorreitern unter den größten Banken der Welt. Die Studie vergleicht zudem die Kohle-Geschäfte von 15 der weltweit größten Privatbanken in Frankreich, Deutschland, der Schweiz, England und den USA.

Katrin Ganswindt von der deutschen Nichtregierungsorganisation urgewald erläutert: "Sogar in Deutschland mit seiner weltweit beachteten Energiewende gibt es eine große Klimakiller-Bank, die zu den zehn größten überhaupt gehört. Das schmutzige Kohle-Portfolio der Deutschen Bank ist einer von vielen Skandalen, der ihrer Reputation schadet."

Lucie Pinson, Campaignerin bei Les Amis de la Terre, fügt hinzu: "In diesem Jahr haben mehrere Banken, vor allem in Frankreich, eine Reduzierung ihrer Kohlefinanzierung beschlossen. Diese Verpflichtungen greifen aber zu kurz und zudem hat eine ganze Reihe anderer Banken noch gar keinen Beschluss zur Kürzung der Kohle-Geschäfte gefasst. Banken in Frankreich und anderen Ländern sollten die Rufe der Klimaforscher hören, die sie auffordern, ihre gesamte und nicht nur ein wenig von ihrer Kohlefinanzierung zu streichen. Nichtregierungsorganisationen werden die Finanzgeschäfte der Banken im Energiebereich auch nach dem Pariser Klimagipfel untersuchen. Wir wollen sicherstellen, dass sie ihr Geld weg von Kohle in Richtung erneuerbare Energie verlagern."

Catalina von Hildebrand sagt abschließend: "Die Welt hat sich in Paris versammelt, um endlich weitgehende Beschlüsse für den Klimaschutz auf den Weg zu bringen. Die Banken sollten ebenfalls Verantwortung übernehmen und ein für alle Mal ihre Kohlefinanzierung beenden."

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Quelle:
Pressemitteilung, 02.12.2015
Herausgeber: urgewald e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Dezember 2015

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