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AKTION/150: Besuch im Gefängnis - Feldbefreier sieht Widerstand gestärkt (Gendreck-weg)


Gendreck-weg - Presseinformation vom 8. September 2008

Erster Besuchstag für den Imker im Gefängnis

"Imker können sie einsperren, Pollen hingegen niemals"


Am heutigen Dienstag besuchte eine kleine Delegation den seit dem 27. August inhaftierten Berufsimker und Feldbefreier Michael Grolm im Gefängnis in Suhl. Seine Lebensgefährtin, ein Kollege aus der Initiative "Gendreck-weg" sowie ein Journalist konnten eineinhalb Stunden lang mit ihm über die Gefangenschaft und seine Forderungen an Politik und Landwirtschaft sprechen.

Regina Koch berichtete: "Insgesamt geht es dem Micha gut. Er ist in einer Einzelzelle untergebracht, hat aber relativ viel Kontakt mit den anderen Gefangenen und kann während des Freizeitaufschlusses mit ihnen Karten oder Billard spielen oder während des einstündigen täglichen Hofganges Volleyball. Er hat schon einen Artikel für die Gefangenen-Zeitung geschrieben. Die Mitgefangenen, die häufig Menschen sind, die in dieser Gesellschaft keine Chance haben, und als Kleinkriminelle verurteilt wurden, rufen ihn den "Feldbefreier"."

In den letzten Tagen erreichten den Thüringer Gentechnikgegner täglich bis zu 20 Briefe aus dem ganzen Land. Die französischen Feldbefreier meldeten sich mit einer Solidaritätsadresse. Vor den Toren des Gefängnisses finden immer wieder Mahnwachen statt und für den Fall seiner Freilassung ist schon ein Empfangskomitee organisiert.

Zunächst aber bereitet der Imker eine Honigverköstigung für alle Mitgefangenen auf seiner Station vor. Dafür hat er sich das "Jahrespaket", das Gefangene erhalten dürfen voll mit eigenem Honig schicken lassen. Einen Vortrag über die Imkerei will er mit der Honigprobe verbinden.

Wie lange der Feldbefreier noch in Haft verbringen wird, ist bislang unklar. Sein Anwalt hatte am Freitag die sofortige Freilassung beantragt. Er ist davon überzeugt, dass die mittlerweile 12-tägige Erzwingungshaft in keinem Verhältnis zu den 100 Euro und den alternativ festgesetzten 2 Tagen Gefängnis steht. Die Entscheidung des Amtsgerichts in Weimar wird in den nächsten 36 Stunden erwartet.

Michael Grolm bewertet seinen Gefängnisaufenthalt als eine Chance für die Zukunft der gentechnikfreien Landwirtschaft: "Die große Aufmerksamkeit und die Solidarität, die ich gerade erlebe, zeigt mir, wie wichtig das Thema den Menschen ist. Das Genmaisverbot hat den Konflikt noch lange nicht beendet -es braucht jetzt endlich die Entscheidung, dass gar keine gentechnisch veränderten Pflanzen auf die Äcker und die Teller gehören. Frau Aigner hat in diesem Jahr nur eine einzige Sorte gestoppt, für weitere manipulierte Pflanzen liegen Zulassungsanträge in Brüssel."

Seine Zeit in der Zelle nutzt Grolm für neue Pläne: "Der Widerstand ist stark und seine Argumente auch. Inzwischen weiß ein Jeder, dass die so genannte Koexistenz zwischen Gentechnik und gentechnikfreier Landwirtschaft nicht funktioniert. Imker können sie einsperren, Pollen hingegen niemals. Und jetzt wird der eingesperrte Imker ihnen auch noch Probleme machen: Denn meine Haft stärkt den Widerstand!"


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Quelle:
Pressemitteilung, 08.09.2008
Gendreck-weg
Maurenstraße 9, 38300 Wolfenbüttel
Telefax: 0761 / 40 04 22 6
E-Mail: aktion@gendreck-weg.de
Internet: www.gendreck-weg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. September 2009