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ATOM/331: Atommüll-Lager - Das Erzgebirge soll Weltkulturerbe werden (Strahlentelex)


Strahlentelex mit ElektrosmogReport
Unabhängiger Informationsdienst zu Radioaktivität, Strahlung und Gesundheit
Nr. 650-651 / 28. Jahrgang, 6. Februar 2014

Das Erzgebirge soll Weltkulturerbe werden

von Thomas Dersee



Am 20. Januar 2014 unterzeichneten der sächsische Innenminister Markus Ulbig (CDU) und der tschechische Kulturminister Jiri Balvin in Dresden die Nominierungsdokumente für den deutschtschechischen Welterbeantrag "Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Krusnohori". Das meldete der Evangelische Pressedienst. Damit sei der Weg frei für die Bewerbung des Erzgebirges als Weltkulturerbe, wird erklärt.

Zuvor hatte schon einmal im Jahr 1995 das thüringische Landesdenkmalamt für Aufregung gesorgt, weil es uranhaltige Geröllhalden und Tagebaulöcher der früheren Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut schützen lassen wollte. Die radioaktiv strahlenden "historischen Produktionsstätten und -Anlagen" des Bergbauund Industriekomplexes Wismut in Ronneburg und Paitzdorf wollte das Amt als "Denkmalensemble" "unter besonderen staatlichen Schutz" stellen, um sie als "Quellen und Zeugnisse" der "menschlichen Geschichte und Entwicklung für die Nachwelt erlebbar (zu) machen". In der Begründung des thüringischen Landesdenkmalamtes hieß es damals, die Erscheinungsform dieser "künstlichen Landschaft" sei "Zeugnis der Produktionsgeschichte der DDR in der Sonderheit eines sowjetisch-deutschen Staatsunternehmens" und stelle anschaulich wirtschafts- und sozialgeschichtliche Zusammenhänge dar. Einzigartig im mitteleuropäischen Raum veranschauliche "die Veränderung der Kulturlandschaft, die (...) - insbesondere (durch) die Spitzkegelhalden und Muldenhalden sowie das Tagebauloch - eine eigene signifikante Prägung" erfahren habe, die Entwicklung des extensiven Bergbaus. Der ehemals durch Landwirtschaft geprägte Raum sei "zu einer Kunstlandschaft in zweifachem Sinn - künstlich geschaffen und zugleich von künstlerischem Erlebniswert - umgestaltet".

Das soll nun offenbar auch für das Erzgebirge gelten. Von Umweltschützern und Menschenfreunden wurde das Vorhaben der Denkmalschützer damals als grober Unfug kritisiert und gefordert, die radioaktiven Altlasten statt dessen zu sanieren. Die Ronneburg überragenden Spitzkegelhalden wurden denn auch inzwischen abgetragen und in das dortige Tagebauloch verfüllt.

Im Erzgebirge wurde seit dem Mittelalter als Reststoff des frühen Silberbergbaus sogenannte "Pechblende" an die Erdoberfläche gebracht, die 1789 von dem Chemiker Klaproth als eigenständiges Mineral erkannt und mit dem Namen Uran bezeichnet wurde. Von 1947 bis 1990 ist dann von der Sowjetunion und der DDR in Sachsen und Thüringen das weltweit bis heute viertgrößte Uranerzbergbaugebiet (nach der Sowjetunion, den USA und Kanada) geschaffen worden. Heute haben wir es hier mit einer Kunstlandschaft aus Abraumhalden und oberflächennahen Endlagern zu tun.


Der Artikel ist auf der Website des Strahlentelex zu finden unter
http://www.strahlentelex.de/Stx_14_650-651_S10.pdf

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Quelle:
Strahlentelex mit ElektrosmogReport, Februar 2014, Seite 10
Herausgeber und Verlag:
Thomas Dersee, Strahlentelex
Waldstr. 49, 15566 Schöneiche bei Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Mai 2014