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BUCH/645: Weltnaturschutz - Umweltdiplomatie in Völkerbund und Vereinten Nationen 1920-1950 (FUE Rundbrief)


Forum Umwelt & Entwicklung - Rundbrief 4/2012
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Handelspolitik zwischen "Weiter so" und Nachhaltigkeit

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Weltnaturschutz
Umweltdiplomatie in Völkerbund und Vereinten Nationen 1920-1950



Umweltdiplomatie steht hoch im Kurs und füllt so manche Zeile im Rundbrief des Forums Umwelt und Entwicklung: der Riogipfel, Vertragsstaatenkonferenzen der Biodiversitäts- und Klimakonventionen und anderes mehr. Wenn es um die Wurzeln der Umweltdiplomatie geht, denken wir vielleicht noch gerade bis zur Stockholmer United Nations Conference on the Human Environment 1972 zurück. Tatsächlich hat es schon seit den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts Bemühungen gegeben, internationale Vereinbarungen im Naturschutz zu etablieren. Anna-Katharina Wöbse ist Umwelthistorikerin und hat in ihrer Dissertation untersucht, wie sich im Völkerbund, der Vorgängerin der Vereinten Nationen, eine frühe Umweltbewegung sichtbar gemacht hat. An den Beispielen Ölpest, Tierschutz, Meeresschutz und Schutz der Naturschönheit zeigt sie auf, wie engagierte Individuen und Organisationen den Völkerbund entdeckten, um für internationalen Naturschutz zu werben. Sie fanden in Mitarbeitern des Völkerbundsekretariates mal mehr, mal weniger hilfreiche Partner. Auch wenn die Versuche, internationale Konventionen in den genannten Bereichen zu etablieren, weitgehend scheiterten, liegen die Wurzeln internationaler Übereinkommen wie MARPOL (Abkommen zur Verhütung von Meeresverschmutzung durch Schiffe), der Internationalen Walfangkonvention und der Weltkultur- und Naturerbekonvention der UNESCO doch in dieser frühen Umweltbewegung. Spannend und alles andere als wissenschaftlichtrocken beschreibt Wöbse, wie das Engagement der Naturschützerinnen und Naturschützer an nationalstaatlichen Interessen, Bürokratie und letztlich dem Kriegstreiben im Vorfeld des 2. Weltkrieges auf Sand lief, dann aber doch Eingang in die ersten Naturschutzbemühungen der jungen Vereinten Nationen nach dem 2. Weltkrieg fand. Das engagierte Buch ist herausgegeben von der Stiftung Naturschutzgeschichte in Deutschland, die auch das Museum zur Geschichte des Naturschutzes bei Königswinter betreibt. Wer ein bisschen weiter als Rio 1992 und Stockholm 1972 zurückschauen möchte, dem sei Anna-Katharina Wöbses Buch (und das Museum zur Geschichte des Naturschutzes) sehr empfohlen.

Anna-Katharina Wöbse (2012): Weltnaturschutz. Umweltdiplomatie in Völkerbund und Vereinten Nationen 1920-1950. Campus Verlag, Frankfurt/New York. 364 S. ISBN 978-3-593-39434-3. Preis: 39,90 EUR

Rezensiert von Peter Herkenrath

Der Autor arbeitet beim UNEP World Conservation Monitoring Centre in Cambridge, UK, zu internationalen Übereinkommen im Bereich der biologischen Vielfalt.


Das Forum Umwelt & Entwicklung wurde 1992 nach der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung gegründet und koordiniert die Aktivitäten der deutschen NRO in internationalen Politikprozessen zu nachhaltiger Entwicklung. Rechtsträger ist der Deutsche Naturschutzring, Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände (DNR) e.V.

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Quelle:
Forum Umwelt & Entwicklung - Rundbrief 4/2012, Seite 36
Herausgeber: Projektstelle Umwelt & Entwicklung
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2013