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ENERGIE/182: EU-Kommission gegen verbindliche Kriterien für Biomasse zur Energiegewinnung (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 04.03.2010

Keine verbindlichen Kriterien für Biomasse zur Energiegewinnung


Die EU-Kommission ist gegen rechtsverbindliche Nachhaltigkeitskriterien für Biomasse, die der Wärme- und Stromerzeugung dient. Dies ist die Hauptaussage eines Berichtes, den die EU-Kommission am 24. Februar dem EU-Parlament und Rat in Brüssel vorgelegt hat. Ihre Entscheidung stützt die EU-Kommission darauf, dass die Umweltrisiken bei der Energiegewinnung mit Biomasse in Europa nur gering seien. So würde Europa beispielsweise insgesamt keine Waldflächen verlieren. Die Untersuchungen haben ergeben, dass etwa 90 Prozent der Biomasse aus der Waldbewirtschaftung und aus Neben- und Abfallprodukten der Industrie stammen.

Dennoch empfiehlt die Kommission den Mitgliedstaaten, bestimmte Nachhaltigkeitskriterien einzuhalten. So soll beispielsweise die Nutzung von Biomasse aus der Umwandlung von alten Wäldern in Agrarland sowie aus Gebieten mit hoher Biodiversität, grundsätzlich verboten sein. Auch schlug die Kommission die Anwendung einer Methodologie zur Berechnung der Treibhausgasemissionen vor, damit die Energieproduktion aus Biomasse im Vergleich zu fossilen Energieträgern mindestens 35 Prozent Treibhausgase einspare. Für Neuanlagen soll der Prozentsatz dann bis 2018 bei 60 Prozent liegen.

2011 will die Kommission überprüfen, ob die Kriterien ausreichen, um die Risiken zu minimieren.

Mit dem Bericht kam die Kommission ihrer Verpflichtung aus der Richtlinie über Erneuerbare Energien nach, die Rat und Parlament Ende 2008 im Rahmen des Klima- und Energiepaketes verabschiedet hatten.

Ein Zusammenschluss von Umweltorganisationen kritisierte, dass die unterschiedliche Behandlung von Biomasse verkehrte Anreize und unfaire Wettbewerbsbedingungen schaffe. Denn Biomasse aus der Kraftstoffe gewonnen werden unterliegen bereits verbindlichen Kriterien. Vor allem aber unterlaufe die Kommission dadurch ihre eigenen Bemühungen zum Waldschutz, denn um langfristig den erwarteten Bedarf an Bioenergie zu decken, müsse die EU mit steigenden Importen rechnen. [mv]

Bericht [1] der EU-Kommission
Folgenabschätzung [2] der EU-Kommission
Brief [3] der Umweltorganisationen

[1] http://ec.europa.eu/energy/renewables/transparency_platform/doc/2010_report/com_2010_0011_3_report.pdf
[2] http://ec.europa.eu/energy/renewables/transparency_platform/doc/2010_report/sec_2010_0065_1_impact_assesment_en.pdf
[3] http://www.fern.org/sites/fern.org/files/NGO_letter_biomass_Falkenberg_final.pdf


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Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 09/10, 04.03.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 04.03.2010
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2010