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GARTEN/315: Nacktschneckenkiller (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 11. Juli 2016

Nacktschneckenkiller


(Bremen, den 11.07.16) Auch wenn Indische Laufenten als Schneckenvertilger in Mode kommen - ein einheimisches Tier steht ihnen da kaum nach, die Blindschleiche, erklärt der NABU in Bremen im Sommerbeobachtungstipp. Von den allermeisten Menschen als kleine Schlange angesprochen, ist das silbrig-graue Tier in Wahrheit eine Eidechse, bei der sich im Laufe der Jahrtausende die Beine zurückgebildet haben.


Eine Blindschleiche im Freien - Foto: © NABU Bremen

Foto: © NABU Bremen

Schnecken sind Lieblingsspeise der Blindschleichen

"Blindschleichen sind zu behäbig, um schnelle Tiere erbeuten zu können. Sie fressen Insekten, Regenwürmer und ähnliche Kleintiere, am liebsten aber Nacktschnecken", so Sönke Hofmann vom NABU. Damit sie ihre schleimige Beute sicher packen können, besitzen sie besonders spitze, rückwärts gebogene Zähne. Durch diese Vorliebe für Schnecken sind Blindschleichen ideale Helfer für den naturnahen Hobbygärtner.

Evolution kostete Arme und Beine

Blind ist das Tier jedoch nicht und auch keine "gefährliche Schlange", über die Blindschleiche gibt es viele Vorurteile: "Blindschleichen sind Echsen und für den Menschen völlig harmlos", versichert der NABU-Geschäftsführer. Von den Armen und Beinen der Blindschleichen sind nur Knochenansätze übriggeblieben, die man äußerlich aber nicht mehr sehen kann. "Der bis zu einem halben Meter lange Körper ist mit glänzend-glatten Schuppen bedeckt. Daher stammt auch der Name, der mit ihrer Sehkraft nichts zu tun hat: 'plint' bedeutete im Althochdeutschen 'blendend'."

Selbstverstümmelung zum Schutz

Ihre faszinierendste Eigenschaft zeigen Blindschleichen, wenn sie in Gefahr geraten. Wie ihre nahen Verwandten, die Eidechsen, können die Tiere dann ihren Schwanz abwerfen. "Wer eine Blindschleiche zu dicht am Ende anpackt, riskiert, plötzlich nur noch ein Fünftel des Tieres in der Hand zu halten", beschreibt der NABU-Experte die verblüffende Abwehrstrategie. Wegen ihrer Zerbrechlichkeit heiße die Blindschleiche im Volksmund auch "Glasschlange". Diese Fähigkeit zur kontrollierten und oft lebensrettenden Selbstverstümmelung ergibt sich aus einer Sollbruchstelle in der Mitte jedes Schwanzwirbels, an der der Knochen abgetrennt wird.

"Muskeln und Haut ziehen sich dabei wie ein Schlauchverband über der Wunde zusammen. Dadurch ist der Blutverlust nur gering", weiß Hofmann zu berichten. Die Rettung hat aber auch ihren Preis: An Stelle des alten Schwanzes wächst nur ein kurzer Stummel nach. In der Kunst, Feinde zu täuschen, ist die Blindschleiche dennoch nur Amateur, verglichen mit dem asiatischen Wundergecko. Er kann bis zu zwei Drittel seiner Hautoberfläche abwerfen, die problemlos wieder nachwächst.

Garten-Infopaket

"Es ist nicht einfach, Blindschleichen zu beobachten. Auch im Sommer ruhen die Tiere tagsüber und gehen in der Dämmerung auf Nahrungssuche", schildert Hofmann die Lebensweise des Reptils. Blindschleichen mögen es nicht zu sonnig und etwas feucht. In Laubwäldern mit viel Moos und vermoderndem Holz, auf feuchten Wiesen oder in Parks und giftfreien Gärten finden sie gute Lebensbedingungen. Tipps zur Anlage eines naturnahen Gartens, in dem sich auch Blindschleichen wohlfühlen können, gibt es unter dem Stichwort "NABU-Gartenpaket" für 5 Euro beim NABU, Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen.

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Quelle:
Pressemitteilung, 11.07.2016
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel.: 0421/33 98 77 2, Fax: 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juli 2016

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