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INITIATIVE/416: Lernpartnerschaft - Die Umweltorganisation Arnika in Tschechien (ROBIN WOOD-Magazin)


ROBIN WOOD-Magazin Nr. 100/1.09
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie

bündnisse

Umweltschutz grenzenlos


Die Umweltorganisation Arnika engagiert sich in Tschechien für eine Zukunft ohne Umweltgifte, für den Schutz der Natur und für lebendige Flüsse. Ein wichtige Aufgabe von Arnika ist es, BürgerInnen zu unterstützen, die selbst aktiv werden möchten. Der Verein ist seit 2007 Partner einer EU-Lernpartnerschaft mit Polen und Deutschland. Im Projekt "Lerne mehr, verbrauche bewusst", das von ROBIN WOOD koordiniert wird, engagieren sich Katerina Rezná und Martina Krcmárová von Arnika. Mit Katerina, Leiterin der Zentralkanzlei, sprach Angelika Krumm.

? Wie sieht deine Arbeit bei Arnika aus und wie lange bist du schon dabei?

! Vor mehr als drei Jahren habe ich bei Arnika als Koordinatorin des internationalen Elbe-Badetags für die Tschechische Republik begonnen. Ich war Leiterin des Naturschutzprogramms und seit September 2007 bin ich in unserer Zentralkanzlei angestellt. Als Koordinatorin des Fundraisings habe mich für ein Jahr um Spenden und Beiträge von Mitgliedern gekümmert. Jetzt bin ich Leiterin der Zentralkanzlei. Ich koordiniere die Projekte und Arbeit meiner KollegInnen und der engagierten Mitglieder, um die Organisation zusammenzuhalten. Das ist meine bisher anspruchsvollste Aufgabe bei Arnika. Von A wie Ausstellungen ausleihen über M wie Magazin herausgeben bis Z wie Zusammenarbeit unterstützen mich drei KollegInnen in der Kanzlei. Also, meine Arbeit für Arnika ist sehr vielseitig und wirklich nie langweilig!

? Wie lange gibt es Arnika schon?

! 2001 hat sich Arnika aus einer anderen Umweltorganisation entwickelt. Zurzeit habe ich etwa 14 KollegInnen. Unsere Hauptstelle ist in Prag und wir haben vier weitere Büros in den Regionen Tschechiens. Arnika hat etwa 600 Mitglieder und 50 freiwillige Aktive. Jedes Mitglied arbeitet ein halbes Jahr in einem fünfköpfigen Vorstand. Mein Halbjahr ist gerade zu Ende.

? Was sind eure wichtigsten Ziele?

! Wir arbeiten zu Naturschutz, Müll, toxischen Schadstoffen und wir unterstützen BürgerInnen dabei im Umweltschutz aktiv zu werden. Unsere Ziele sind ganz klar: eine Zukunft ohne Gifte, gesunde Natur mit den Hauptthemen Biodiversität und lebendige Flüsse und aktive Bürger, die fähig sind, eine gesunde Umwelt zu schützen - damit wir weniger Arbeit haben!

? Kannst du Ergebnisse aus einem eurer Projekte vorstellen?

! Jedes Jahr erstellen wir für jede Region eine Rangliste der größten Verschmutzter. Diese Ranglisten errechnen wir aus Daten Integrierter Verschmutzungsregister, die im Ministerium für Umwelt veröffentlichet werden. Damit ernten wir jedes Jahr Kritik von den Betrieben. Aber einige Unternehmen ändern danach ihre Technologie, damit sie nächstes Jahr in unserer Ranglisten nicht mehr erscheinen. Zum Beispiel hat ein tschechischer Möbelhersteller begonnen statt Kleber mit Formaldehyd Kleber auf Wasserbasis einzusetzen. Im letzten Jahr haben Industrie, Handel und selbst das Ministerium versucht, das Register einzuschränken. Aber unsere Mühe und Lobbyarbeit waren erfolgreich und das Register wird wie bisher weiter geführt. Wir engagieren uns auch gegen Baumfällungen in den Städten und in der Landschaft und haben schon mehr als 1000 Bäume geschützt. Meistens arbeiten wir mit einem lokalen Verband zusammen. Aktuell haben aktive BürgerInnen, unterstützt durch unser Knowhow, 100 Bäume eines Parks gerettet, weil der Supermarkt jetzt an einer anderen Stelle gebaut wird. Viele Beispiele zeigen, dass Ämter und Baufirmen oft Gesetze und Bestimmungen nicht einhalten. Deshalb bemüht sich Arnika um Beratung und Rechtsschutz.

? Welche Projekte hast du schon durchgeführt?

! Ich habe zwei größere Projekte organisiert und viele kleinere. Im Rahmen der Förderung durch die Europäische Union war das Projekt "Natur gibt Arbeit" im Netz Natura 2000 und LEADER integriert. Wir haben vier Exkursionen für Unternehmer, NGOs und Beamte angeboten. Das Ziel war zu zeigen, dass auch in geschützten Gebiete ein wirtschaftlicher Aufschwung möglich ist. Im Rahmen dieses Projektes haben wir auch in Deutschland den Landkreis Uckermark in Brandenburg besucht. Das zweite größere Projekt war ein "Wasserthema". Wir arbeiten nicht nur auf nationaler Ebene sondern auch an internationalen Projekten mit. Beim Thema Naturschutz arbeiten wir meistens mit deutschen NGOs zusammen.

? Was habt ihr aus der internationalen Zusammenarbeit gelernt? Was hat es euch als Organisation und dir persönlich gebracht?

! Wir haben erfahren, dass die Zusammenarbeit nicht schwierig ist und dass es unserer Arbeit hilft. Die Argumente, wie: "Warum soll das in Tschechien nicht gehen? Sehen Sie, in England/Deutschland/Frankreich/usw. geht es ganz gut. Warum nicht auch bei uns?" funktionieren immer noch. Der Erfahrungsaustausch in europäischen Projekten und internationalen Netzen kann sehr effektiv sein. Persönlich habe ich gelernt ein bisschen toleranter und geduldiger zu sein. Auch mein Englisch und Deutsch haben sich verbessert. Jedenfalls habe ich jetzt keine Bedenken mehr, wenn ich ins Ausland telefonieren muss.

? Welchen Stand hat die Umweltbewegung in Tschechien?

! Es gibt viele Umweltorganisationen in Tschechien. Selbstverständlich die großen internationalen wie Greenpeace und Freunde der Erde, aber auch kleinere nationale wie Arnika. Wir kooperieren, obwohl wir in Sachfragen nicht immer übereinstimmen. Die wichtigsten und größten Umweltorganisationen sind in einer Assoziation "Grüner Bezirk" vereinigt. Eine große Änderung hat sich mit der letzten Wahl vollzogen - die Grüne Partei ist zum ersten Mal in das Parlament eingezogen und gleich an der Regierung beteiligt. Das war ein großer Erfolg. Die Frage ist, ob sie diesen Erfolg wiederholen können. Sonst würde ich sagen, dass sich die Umweltbewegung in Tschechien nicht von denen in anderen europäischen Ländern unterscheidet - mit allen Vorund Nachteilen. Und das finde ich gut.

? Was sind die drängendsten Probleme?

! Als drängendstes Problem sehe ich bei uns die Unfähigkeit der Beamten und Politiker, mit den BürgerInnen ehrlich zu diskutieren und zu zuhören. Daraus entwickeln sich viele Probleme. Die Beamten und Politiker verstehen sich oft noch als Feudalherren. Sehr bedenklich ist auch die Entwicklung der ländlichen Regionen Tschechiens. Während der kommunistischen Ära haben wir die Beziehung zum Land, zur Landschaft verloren. Jetzt gibt es viele sehr große landwirtschaftliche Betriebe, deren Arbeit unsere Landschaft mehr schädigt als pflegt. Und die Probleme mit dem Mangel an Wasser in der Landschaft, Erosion, Zersiedlung der Landschaft, schlechte Waldwirtschaft gehen Hand in Hand. Aber darüber könnte ich sehr lange sprechen. Aber etwas hat sich auch zum besseren gewandelt: Hausmüll ist langsam ein großes Thema geworden und mehr und mehr Leute sortieren ihren Abfall. Wir wollen die Menschen informieren und weiter motivieren selbst recyclte Produkte zu benutzen. Dabei helfen uns der Erfahrungsaustausch und die Materialien im EU Lernpartnerschaftsprojekt "Lerne mehr, verbrauche bewusst". Also, es ist nicht nur alles schwarz...

Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
- Katerina Rezná leitet das Büro der tschechischen Umweltorganisation Arnika in Prag
- Im Sommer 2008 traf sich Katerina mit den PartnerInnenn des EU Lernpartnerschafts-Projekts in Wroclaw


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Lerne mehr, verbrauche bewusst

Jedes Jahr wird weltweit etwa vier Prozent mehr Papier verbraucht, wobei es regional große Unterschiede gibt. Um mehr über den unterschiedlichen Umgang mit Papier in anderen Ländern zu erfahren, engagiert sich ROBIN WOOD seit 2007 in einem EU Lernpartnerschaftsprojekt "Lerne mehr, verbrauche bewusst". Weil uns die Meinung der Menschen interessiert, haben wir insgesamt 1597 Erwachsene in Polen, Tschechien und Deutschland über ihren Umgang mit Papier befragt und die Ergebnisse ausgewertet. Bemerkenswert ist, dass die meisten Menschen sich in Medien und Ausstellungen aber auch bei Weiterbildungen informieren möchten.

Bereits fünf Monate vor Ende des Projekts schätzen alle Partner ein, dass der Erfahrungsaustausch für sie sehr wertvoll gewesen ist. Die in einer Handreichung zusammengefassten Ergebnisse können auch anderen Bildungseinrichtungen Anregungen geben, das Thema Papier beispielhaft in ihre Arbeit zu integrieren.

Die Auswertung der Umfrage finden Sie im Internet unter www.robinwood.de/papier. Wir bedanken uns für Ihre Unterstützung bei der Umfrage.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an die Projektkoordinatorin Angelika Krumm, Tel.: 03332/25 20-10, E-Mail: papier@robinwood.de


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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 100/1.09, S. 36-37
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2009