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ALTLASTEN/009: Ewigkeitsfolgen des Braunkohlebergbaus - Die Spree enteisen (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1115, vom 26. Aug. 2017, 36. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Ewigkeitsfolgen des Braunkohlebergbaus: Die Spree enteisen


Die ökologischen Negativfolgen des Braunkohleabbaus in der Lausitz sind vielfältig - und die Versuche zur Schadenbegrenzung kosten (zu Lasten der Steuerzahler) extrem viel Geld. Eines der zahlreichen Probleme: Aus den aufgelassenen Braunkohletagebauen wird Eisen ausgeschwemmt, was der Spree eine ockerbraune Verfärbung beschert. Das ist sowohl für die Gewässerökologie als auch für den Tourismus schädlich (s. RUNDBR.: 1059/1, 1008/3.) Seit Jahren wird deshalb an Verfahren herumlaboriert, wie man den Eisengehalt der Spree wieder reduzieren kann. Südlich von Spremberg arbeitet die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) an einem "Barrierekonzept". Damit soll der Eisengehalt in der Spree auf 1,8 mg/l abgesenkt werden. In den Zuflüssen zur Spree liegen die Eisengehalte bei bis zu 40 mg/l. Ab 2 mg/l ist die Ockerbraun-Färbung der Spree kaum noch zu erkennen. Das "Barrierekonzept" wird aus dem 1,2 Milliarden-Etat finanziert, mit dem das Verwaltungsabkommen zur Braunkohlesanierung zwischen Bund und Land Brandenburg dotiert worden ist. Neben anderen Reinigungsmaßnahmen soll jetzt in der Vorsperre Bühlow zur Talsperre Spremberg ein Versuch mit Kalkung und Zumischung von Flockungshilfsmitteln getestet werden. Durch die Zugabe von Kalk und Flockungsmitteln wird das Eisen in der Spree ausgeflockt und der sich bildende eisenhaltige Schlamm setzt sich in der Vorsperre ab. Dadurch muss die Vorsperre künftig jährlich geräumt bzw. entschlammt werden - bis jetzt war eine Räumung nur alle zehn Jahre erforderlich.

Auch wenn die Flockungsreinigung befriedigend verläuft, stellt sich die nächste Frage: Wohin mit dem voluminösen Eisenschlamm? Versuche mit einer Zentrifuge zur Entwässerung des Schlamms verliefen wenig befriedigend, da der Eisenhydroxidschlamm nur schwer zu entwässern ist. Demnächst sollen deshalb "Geotubs" erprobt werden: Dazu wird der Schlamm in riesige Schläuche bzw. Säcke gepumpt. Das Wasser soll so lange aus den Geotextilien aussickern, bis der Schlamm eine stichfeste Konsistenz bekommt. Wie lange der Schlamm dazu in den "Geotubs" lagern muss, soll jetzt in dem 2,2 Mio. Euro teuren Versuch getestet werden. "40 Euro kostet die Entsorgung einer einzigen Tonne Schlamm aus der Vorsperre derzeit", schrieb die LAUSITZER RUNDSCHAU am 17.08.17 in einem Bericht über die Testreihe. Auch wenn die Entwässerungsversuche mit den "Geotubs" erfolgreich verlaufen sollten, bleibt die Frage nach der endgültigen Verwertung/Entsorgung der Schlämme vorerst unklar. Eisenoxid-Produzenten zeigen bislang wenig Interesse: Die Eisenhydroxidschlämme aus der Spree sind zu stark verunreinigt.

Bergbau-Ewigkeitsfolgen "Planungssicherheit statt Flickschusterei"

"Mit dem heutigen Stand der Wissenschaft ist keine verhältnismäßig Maßnahme umsetzbar, die das Erreichen des guten Gewässerzustandes kurz-, mittel- und langfristig zulässt", heißt es zur Bewältigung der Ewigkeitsfolgen des Bergbaus in dem kurzen Tagungsbericht "Der Bergbau und seine Folgen" in der GWF/WASSER-ABWASSER 7-8/2017, S. 6-7. Auf den 12. Dresdner Grundwassertagen sei man sich einig gewesen, dass es für die Bergbaugebiete in Deutschland und darüber hinausgehend auch in der EU eine Ausnahme von den Zielen der EG-Wasserrahmenrichtlinie geben müsse. Angesichts der "Erkenntnis, dass viele Sanierungsziele noch in weiter Ferne liegen und manche gar nicht absehbar" seien, wurden von der Politik "vor allem pragmatische Lösungen" gefordert. Es sei kritisiert worden, dass für die Bewältigung der Ewigkeitsfolgen des Bergbaus keine schlüssige Roadmap von der Politik auf den Weg gebracht worden sei. Die ostdeutschen Bergbauregionen würden "Planungssicherheit, keine Flickschusterei" benötigen. Im Hinblick auf die oben angesprochenen Verwertungsprobleme für die Eisenhydroxidschlämme wurde vorgeschlagen, diese Schlämme zur Bindung von Schwefelwasserstoffen in Biogasanlagen und zur Bekämpfung von Geruchsemissionen in der Abwasserentsorgung zu verwenden.

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1115
Herausgeber:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. September 2017

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