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LUFT/612: Mief an den St-Pauli Landungsbrücken (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 17. Oktober 2018

Mief an den St-Pauli Landungsbrücken:
Höchste Stickstoffdioxid-Werte in ganz Deutschland gemessen

NABU will eigenes "Luftmessnetz für den Hamburger Hafenrand" aufbauen


Nirgendwo in Deutschland ist die Stickstoffdioxid(NO2)-Belastung so hoch wie an den Landungsbrücken in Hamburg. Dies ist hat die Auswertung der Ergebnisse einer bundesweiten Messkampagne der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ergeben, an der sich der NABU beteiligt hat. Insgesamt wurde die NO2-Belastung in 232 Städten an 461 Stellen untersucht. Der NABU hat an Häfen und Schiffsanlegern gemessen.

Alarmierende Spitzenwerte wurden an den St. Pauli-Landungsbrücken während der einmonatigen Messung ermittelt: Der dauerhafte Stickstoffdioxid-Gehalt der Umgebungsluft beträgt hier 98,5 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m3). Selbst weiter oben auf der Promenade lag der NO2-Gehalt der Luft immer noch bei durchschnittlich 54,5 µg/m3. Der Grenzwert für NO2 liegt bei 40 (µg/m3) im Jahresmittel.

Das Hamburger Luftmessnetz blendet die Belastung der Luft an den Landungsbrücken allerdings einfach aus. Trotz der hier nachweislich hohen Schadstoffbelastung im Hafenbereich gibt es keine offizielle Messstation. Während die Messwerte an Hamburgs vielbefahrenen Straßen besorgniserregend hoch sind und zu einzelnen Fahrverboten geführt haben, bleibt der Schiffsverkehr weitgehend unbeachtet.

"Die Politik ignoriert die giftigen Abgase der Schiffe und schützt Hamburgs Bürger nicht. Wer am Hafen lebt oder arbeitet wird einer erheblichen Gesundheitsgefährdung ausgesetzt. Deshalb werden wir nun selbst aktiv, um auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Zusammen mit Anwohnerinnen und Anwohnern des Hafenbereichs wollen wir ein eigenes Messnetz aufbauen. Die Politik muss endlich erkennen, dass konkrete Maßnahmen gefragt sind. Von Lippenbekenntnissen wird die Luft nicht sauber!" beschreibt Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik NABU Hamburg, die Lage.

Die bisherigen Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus. Während Partikelfilter und Katalysatoren im Straßenverkehr seit Jahrzehnten Standard sind, verbrennen Schiffe ihren dreckigen Treibstoff quasi auf offener Flamme. Zwar bewegt sich die Schifffahrt im Rahmen gesetzlicher Vorgaben, diese sind aber absolut ungenügend und lassen hohe NO2-Konzentrationen zu.

"Die Messergebnisse überraschen uns überhaupt nicht. Während die Autoindustrie absichtlich Abgaswerte manipuliert, liegt bei den Schiffsabgasen kein Betrug vor. Der Skandal besteht hier darin, dass die Reinigung der Abgase noch nicht einmal vorgeschrieben ist", so Sönke Diesener, Referent für Umweltpolitik NABU Hamburg.

Der NABU hat bereits eine Vielzahl an regulatorischen Maßnahmen und technischen Möglichkeiten vorgestellt, die die Schadstoffemissionen der Schiffe senken können. Zum Auftakt des Projekts "Luftmessnetz für den Hamburger Hafenrand" lädt der NABU Hamburg am 24. Oktober um 18 Uhr in die Landesgeschäftsstelle(Klaus-Groth-Str. 21, Hamburg-Borgfelde)ein. Ziel des Projekts ist ein eigenständiges Messnetz aufzubauen, um die Datenlücken im städtischen Luftmessnetz zu ermitteln. Es sollen die Standorte dokumentiert werden, an denen Hamburger Bürger hohen Schadstoffen in der Luft ausgesetzt sind. Wir freuen uns über alle Interessierte und Unterstützer.

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Quelle:
Pressemitteilung pm 112/18, 17.10.2018
Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Landesverband Hamburg e.V.
Klaus-Groth-Straße 21, 20535 Hamburg
Tel.: 040/69 70 89-0, Fax: 040/69 70 89-19
E-Mail: info@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Oktober 2018

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