Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

MELDUNG/255: 600 Besucher bei 38. Naturschutztagen in Radolfzell (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 5. Januar 2014

Neue Kraft für die Energiewende - Biotopverbund muss umgesetzt werden

Rund 600 Besucher bei den 38. Naturschutztagen in Radolfzell.



Radolfzell. "Die Energiewende muss 2014 wieder beschleunigt werden", forderten die baden-württembergischen Landesvorsitzenden der Umweltverbände BUND und NABU, Dr. Brigitte Dahlbender und Dr. Andre Baumann am 4. Januar bei den Naturschutztagen in Radolfzell, "Bundeskanzlerin Merkel hat Recht, wenn sie die Energiewende als größtes und wichtigstes Projekt der Legislaturperiode bezeichnet. Dann muss sie aber auch eine deutliche Kurskorrektur vornehmen, damit der Ausbau der Erneuerbaren Energien voranschreiten kann und nicht weiter ausgebremst wird."

Die angekündigte Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes wird hierbei nach Einschätzung von BUND und NABU eine entscheidende Rolle spielen. "Die Förderung der Erneuerbaren Energien kann und muss zwar angepasst, darf aber nicht grundsätzlich zurückgefahren werden. Insbesondere muss sich die Nutzung der Windenergie auch in Baden-Württemberg lohnen, damit die dezentrale Energiewende in Bürgerhand gelingen kann", so Dahlbender und Baumann. Was jetzt an Anschubförderung für die Erneuerbaren geleistet wird, werde sich langfristig durch die umweltfreundliche und kostengünstige Energiegewinnung bezahlt machen.

Neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien müssen die Themen Energieeinsparung und Energieeffizienz stärker beachtet werden. "Die Energiewende kann nur erfolgreich sein, wenn der Energieverbrauch insgesamt deutlich sinkt", betonen Baumann und Dahlbender. Die bisherigen Bemühungen reichen nicht aus: Nach Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen lag der Energieverbrauch in Deutschland 2013 voraussichtlich um etwa 2,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahres, vor allem verursacht durch eine sehr lange Heizperiode.

Rund 70 Prozent der Energiekosten eines Privathaushalts entfallen auf Heizung und Warmwasserbereitung - folglich liegt hier ein großes Einsparpotenzial. "Angesichts der stark gestiegenen Kosten für Heizöl und Erdgas zeigt sich auch, dass die Debatte um angeblich unbezahlbare Strompreise eine Scheindebatte ist", unterstreichen Dahlbender und Baumann, "der beste Schutz vor explodierenden Kosten sind Einsparung und Effizienz. Dies kann durch eine kluge und vorausschauende Politik von staatlicher Seite befördert werden. Sowohl die Bundesregierung als auch die Landesregierungen sind hier gefordert. Wir erwarten von der Umweltministerkonferenz, die im Mai am Bodensee tagt, ein deutliches Signal für vermehrte Anstrengungen zur Energieeinsparung."

Ein besonderes Augenmerk werden die beiden großen Umweltverbände im neuen Jahr auf die Vereinbarkeit von Windenergie und Naturschutz legen. "Wir wissen, dass Konflikte zwischen Windenergie und Naturschutz mit einer sorgfältigen Planung minimiert werden können und ein 'Sowohl-als-auch' möglich ist", so Dahlbender und Baumann. Entscheidend sei neben fachlich präziser Planungsarbeit die frühzeitige Einbeziehung aller Beteiligten.

Von viel größerer Bedeutung für den Erhalt der Natur in Baden-Württemberg sei ohnehin die Umsetzung des Biotopverbundes. "Wir werden das Artensterben nur verlangsamen können, , wenn wir die Lebensräume von Tieren und Pflanzen miteinander vernetzen", erläutern Baumann und Dahlbender, "Mobilität ist der Motor der Artenvielfalt. Wenn Tiere und Pflanzen sich nicht ausbreiten und nur auf einzelnen Natur-Inseln leben können, sterben sie über kurz oder lang aus." Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels sei eine Vernetzung der Lebensräume wichtig, da viele Arten ihre Verbreitungsgebiete mit dem Ansteigen der Temperaturen verändern: Die Areale verschieben sich tendenziell nach Norden oder in die Höhenlagen. Neue, wärmeliebende Arten rücken aus Süden zu uns nach.

Bund und Land müssen ausreichende Finanzmittel für die Anlage von Grünbrücken und anderen Wiedervernetzungsmaßnahmen an Straßen zur Verfügung stellen. "Wir fordern die Landesregierung auf, dafür zu sorgen, dass pro Jahr und Regierungsbezirk mindestens eine neue Grünbrücke gebaut wird", so Baumann und Dahlbender.

Das Land müsse außerdem das Konzept des landesweiten Biotopverbunds und den Generalwildwegeplan zusammenführen und konzertiert umsetzen. "Es macht wenig Sinn, dass der Generalwildwegeplan im Jagdgesetz in der Forstverwaltung angedockt wird, das Konzept für den landesweiten Biotopverbund jedoch in der Naturschutzverwaltung. Die Verwaltungen dürfen nicht neben- oder gegeneinander arbeiten, sondern Hand in Hand." Deshalb fordern NABU und BUND, dass eine einzige Verwaltung federführend für die Grüne Infrastruktur zuständig ist: die Naturschutzverwaltung.

*

Quelle:
Presseinformation, 05.01.2014
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Marienstraße 28, 70178 Stuttgart
Tel.: 0711 620306-17, Fax: 0711 620306-77
E-Mail: presse.bawue@bund.net
Internet: www.bund.net/bawue


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Januar 2014