Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

PROTEST/073: RWE-Braunkohlenkraftwerk Neurath - "Schwere Hypothek für den Klimaschutz" (BUND NRW)


BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. - 15. August 2012

RWE-Braunkohlenkraftwerk Neurath: Protest gegen BoA-Inbetriebnahme

"Schwere Hypothek für den Klimaschutz"



Grevenbroich, 15.08.2012 / Begleitet von Protesten des nordrhein-westfälischen Landesverbandes des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der klima-allianz deutschland erfolgte heute in Grevenbroich-Neurath die offizielle Inbetriebnahme eines neuen RWE-Braunkohlenkraftwerks mit 2.100 Megawatt elektrischer Leistung. Der Protest der Klimaschützer richtete sich auch gegen NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die als Ehrengast der Inbetriebnahme beiwohnte. Die Mahnwache stand deshalb unter dem Motto "Braunkohle killt das Klima - Hannelore Kraft findet's prima". Diese Botschaft wurde mit einem übergroßen, aus dem Konterfei der Ministerpräsidentin zusammengesetzten "CO2"-Zeichen unterstrichen.

"Dass ausgerechnet Ministerpräsidentin Kraft diesen Klimakiller offiziell in Betrieb nimmt, belegt die widersprüchliche Energie- und Klimaschutzpolitik der Landesregierung", kritisiert Paul Kröfges, Landesvorsitzender des BUND. "Als unflexibles Grundlastkraftwerk ohne nennenswerte Auskoppelung der Prozesswärme ist das Kraftwerk ein Dinosaurier des Kohlezeitalters. Es passt schlichtweg nicht in eine zukunftsfähige Energieerzeugungsstruktur. Die Gewinnung der Braunkohle in den Tagebauen des Rheinlandes ist zudem mit unbeherrschbaren Ewigkeitsschäden verbunden, deren Folgekosten von der Allgemeinheit getragen werden müssen."

Der BUND hatte das Genehmigungsverfahren für das Kraftwerk von Anfang an intensiv begleitet. Als "Hamster-Kraftwerk" machte das Vorhaben bundesweit Schlagzeilen, weil der Bau einen der letzten Lebensräume des vom Aussterben bedrohten Feldhamsters zerstört. Wenige Tage bevor der BUND im Jahr 2005 nach europäischem Recht ein Klagerecht gegen rechtswidrige Kraftwerksvorhaben eingeräumt bekam, wurde die Genehmigung erteilt. Schon anlässlich der Grundsteinlegung durch Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2006 hatte der BUND zu Protesten aufgerufen. Im Dezember 2007 demonstrierten etwa 3.000 Menschen an der Kraftwerks-Baustelle für mehr Klimaschutz.

"Mit seinem enormen CO2-Ausstoß wird das Kraftwerk eine schwere Hypothek auf dem Weg zum Erreichen der NRW-Klimaschutzziele", sagt Dirk Jansen, Geschäftsleiter des BUND. "Das laut RWE-Propaganda vermeintlich modernste Braunkohlenkraftwerk der Welt wird jährlich etwa 16 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen." Mit dem Ausstoß von etwa 84 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich seien die RWE-Braunkohlenkraftwerke im Rheinland schon jetzt das größte Hindernis zur Umsetzung der mit dem NRW-Klimaschutzgesetz angepeilten Ziele einer mindestens 80-prozentigen Treibhausgasreduktion bis 2050. Solange RWE nicht den Einsatz von Braunkohle zur Stromerzeugung drastisch verringere, blieben die absoluten CO2-Emissionen auf gleich hohem Niveau. Die vom RWE behauptete CO2-Reduktion durch das neue Kraftwerk bliebe damit eine "Luftnummer". Der BUND fordert die Landesregierung deshalb auf, ein Braunkohlenausstiegskonzept vorzulegen. Dieses müsse mit einer Änderung der uralten Braunkohlenpläne und der Rücknahme der Abbaugrenzen der Tagebaue gekoppelt werden.

Für Daniela Setton, Leiterin der Anti-Kohlekampagne der klima-allianz deutschland, ist das BoA-Kraftwerk Neurath ein "Flagschiff einer rückwärtsgewandten Energiepolitik". "Braunkohle ist der klimaschädlichste aller fossilen Energieträger und darf hierzulande auch aufgrund der enormen Umwelt- und Landschaftszerstörung der Tagebaue keine Zukunft mehr haben." Zudem blockiere die Braunkohle die nötige Flexibilität der Stromerzeugung. "Inflexible Braunkohlemeiler sind unter den fossilen Kraftwerken am wenigsten geeignet, die schwankende Einspeisung zunehmend großer Mengen erneuerbarer Energien auszugleichen. Für die Übergangszeit kommen als Brückentechnologie allenfalls flexible und hocheffiziente Gaskraftwerke in Frage." so Setton. Die klima-allianz deutschland ist ein breites Klimaschutzbündnis von mehr als 110 Verbänden und Organisationen u.a. aus den Bereichen Kirchen, Umwelt, Jugend und Gewerkschaften. Es wendet sich bundesweit gegen klimaschädliche Kohlevorhaben von Energiekonzernen.

Mehr Infos:
www.bund-nrw.de/braunkohle
www. klima-allianz.de

*

Quelle:
Presseinformation, 15. August 2012
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/30 20 05-22, Fax: 0211/30 20 05-26
Redaktion: Dirk Jansen, Pressesprecher
E-Mail: dirk.jansen@bund.net
Internet: www.bund-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. August 2012