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STADT/246: Bilanz der Bezirks-Patenschaften für Tiere, Pflanzen und Lebensräume (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 26. April 2010

Artenschutz im bezirklichen Wettbewerb

NABU zieht im Internationalen Jahr der Biodiversität zum zweiten Mal Bilanz der Bezirks-Patenschaften für Tiere, Pflanzen und Lebensräume: Mitte Top!


In seiner Bilanz zu den Bezirks-Patenschaften kommt der NABU Hamburg in diesem Jahr nach einer Auswertung der Bezirksauskünfte zu folgendem Ergebnis: 1. Mitte (2009: 2, Pate des Haussperlings), 2. Wandsbek (1, Forellenbach), 3. Bergedorf (3, Eisvogel), 4. Harburg (7, Grasfrosch), 5. Altona (5, Kiebitz), 6. Nord (6, Gagelstrauch und Winterlibelle) und 7. Eimsbüttel (4, Großer Abendsegler). Die Bezirke hatten im Vorfeld der internationalen Konferenz zum Erhalt der biologischen Vielfalt im Mai 2008 diese Patenschaften übernommen. Damit sollte auf Bezirksebene beispielhaft für das Artensterben sensibilisiert werden und die Bezirke konkrete Aktivitäten für deren Schutz entwickeln und umsetzen. Bereits bis zum Jahr 2010 sollte europaweit das Artensterben gestoppt werden, bekanntlich aber ohne Erfolg.

"Unser Bezirksranking zeigt, dass auch mit knappen finanziellen Mitteln etwas für die Artenvielfalt in den Bezirken erreicht werden kann", sagt Alexander Porschke, Vorsitzender des NABU Hamburg. "Entscheidend ist der Wille!" Und daran mangle es offensichtlich in den Bezirken Altona, Nord und Eimsbüttel. Während die Bezirke der ersten vier Plätze (Mitte, Wandsbek, Bergdorf und Harburg) sich verantwortungsvoll um ihre Patenschaften gekümmert haben, sucht man bei auf den hinteren Rängen vergeblich nach entsprechenden Schutzmaßnahmen, geschweige denn nach einem Konzept dafür. "Der Bezirk Mitte ist sehr professionell an die Sache herangegangen", lobt der NABU-Chef. "Er ließ erst einmal ein Gutachten erstellen, auf dessen Grundlage nun die Maßnahmen zum Schutz des Hausperlings konzipiert und umgesetzt werden. Das ist vorbildlich." Allein 2009 habe der Bezirk rund 100 Nistkästen rund um die Alster aufgehängt. Porschke: "Bei diesem Engagement fiel es uns leicht, diesen Bezirk zum Gewinner unseres Ranking zu küren." Dass "Wandsbek" nun "nur" noch auf Platz 2 steht, liegt weniger an mangelndem Engagement, sondern vielmehr an der diesjährigen Qualität der Schutzmaßnahmen vom Bezirk Mitte. Eine erstaunliche Entwicklung machte Harburg. Dieser Bezirk schaffte den Sprung von Platz 7 auf Platz 4, weil dort ein Amphibienteich angelegt und Kartierungen als Grundlage für weitere Schutzmaßnahmen durchgeführt wurden. Nach Ansicht des NABU kommt den Bezirken eine immer wichtigere Rolle beim Erhalt der Artenvielfalt zu. Denn viele Entscheidungen, die die heimische Tier- und Pflanzenwelt unmittelbar betreffen, fallen in den Bezirken. "Allerdings unterlaufen die Bezirke selbst nicht selten ihre eigenen Bemühungen um die Artenvielfalt", kritisiert Porschke. "Es gibt zu wenig Vernetzung der Grün- und Freiflächen, Eingriffe werden mangelhaft oder gleich gar nicht ausgeglichen und mit fortschreitender Versiegelung werden Lebensräume für Tiere und Pflanzen zerstört. So ist das Artensterben nicht zu stoppen!ö Wie schlecht es um den Natur- und Artenschutz in Hamburg bestellt ist, hat der Landesrechnungshof erst kürzlich in seinem Jahresbericht 2010 festgestellt. Fehlende Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Bauvorhaben sind in den Hamburger Bezirken ebenso an der Tagesordnung wie mangelhafte oder gänzlich fehlende Pflege- und Entwicklungspläne in den Naturschutzgebieten. Der NABU wird sich deshalb künftig noch stärker dem bezirklichen Naturschutz widmen. "Auch die Bezirke müssen ihre Beiträge leisten, wenn Hamburg sich 2011 zu Recht Europäische Umwelthauptstadt nennen will", meint Porschke. "Wenn sie dafür Unterstützung gegenüber dem Senat brauchen, können sie mit unserer Hilfe rechnen. Ökologische Ignoranz in den Bezirken wird uns aber auch nicht entgehen."

Weitere Infos und die Bewertungskriterien gibt es unter
www.NABU-Hamburg.de/bezirksranking.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 55, 26.04.2010
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Hamburg
Osterstraße 58, 20259 Hamburg
Tel.: Tel. 040/69 70 89-12, Fax 040/69 70 89-12-19
E-Mail: NABU@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2010