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STADT/275: Herausforderungen an den Pflanzenschutz in einer Großstadt (idw)


Julius Kühn-Institut - 06.09.2010

Herausforderungen an den Pflanzenschutz in einer Großstadt

Das Berliner Pflanzenschutzamt berichtet als Mitorganisator der vom 6.-9.9.2010 an der Humboldt-Universität Berlin stattfindenden 57. Deutschen Pflanzenschutztagung über neue Entwicklungen und Strategien.


Unsere Hauptstadt Berlin hat viele repräsentative Innenräume, die gerne mit großen exotischen, oft subtropischen Zierpflanzen begrünt werden. Die Pflanzen werden in der Regel direkt aus den Ursprungsländern importiert und kommen nach kurzer Anpassungszeit in einem Gartenbaubetrieb an ihre neuen Standorte. Unbekannte Schädlinge oder Krankheiten können unerkannt mit eingeführt werden. In den 60 Berliner Gartenbaubetrieben steht der Handel oft im Vordergrund. Auch hier werfen bislang unbekannte Schadorganismen immer wieder neue Probleme auf.

Aktuell wurde an Kampfer-Bäumen eine bisher in Deutschland nicht bekannte Spinnmilbenart (Gattung Oligonychus) festgestellt. Das Berliner Pflanzenschutzamt stellte als weitere Wirtsbäume Eukalyptus, Camelien und Kaffee fest. Die gegen Spinnmilben in der Regel wirksame biologische Bekämpfung mit Raubmilbe Phytoseiulus persimilis zeigte keinen Bekämpfungserfolg. Nachdem die Wissenschaftler eine Ersatzwirtspflanze gefunden hatten, konnte gezielt eine Reihe verschiedener Raubmilben getestet werden. Die beste Fraßleistung wurde im Laborversuch bei den Raubmilbenarten Amblyseius californicus (87 %) und A. swirskii (84 %) ermittelt. An der Pflanze und später in der Innenraumbegrünung war A. californicus der effektivere Nützling.

Die ca. 60 Gartenbaubetriebe Berlins konzentrieren sich auf besondere Nischenprodukte wie Spezialkulturen (Wasserpflanzen, Kakteen und Orchideen) oder die Überwinterung von Kübelpflanzen. Auch hier treten immer wieder besondere und zum Teil schwierige Pflanzenschutzprobleme auf wie aggressive und neue Schadorganismen (z. B. der Zünsler Duponchelia fovealis und die Mottenart Glyphipterix equitella) oder gefährliche, unter Quarantäne stehende Arten wie Opogona sacchari, der Bananentriebbohrer.

Insgesamt wird deutlich, dass der Kostendruck in den Betrieben und neue Pflanzenschutzprobleme und -fragen eine große Herausforderung für die Pflanzenschutzberatung sind. "In Berlin arbeiten daher das Pflanzenschutzamt und die Berliner Gärtner aktuell an Lösungen, die Elemente des integrierten Pflanzenschutzes mit biologischen Komponenten zu verbinden", erläutert Birgit Kummer vom Pflanzenschutzamt Berlin. Da es sich bei den Schaderregern auch um Quarantäneschädlinge handeln kann, sind Pflanzenschutzberatung und amtliche Pflanzengesundheitskontrolle eng miteinander verzahnt. "Ein gutes und zukunftsorientiertes Rezept für eine erfolgreiche Arbeit", so Kummer.


Ansprechpartnerin:
Dr. Barbara Jäckel
Pflanzenschutzamt Berlin
Mohringer Allee 137
12347 Berlin
Tel.: 030/700006-0
barbara.jaeckel[at]senstadt.berlin.de

Vorträge und Poster zum Thema im Tagungsband zur 57. Deutschen
Pflanzenschutztagung (Julius-Kühn-Archiv, Band 428, 2010):
Vorträge: S. 151, 15-6; S. 263, 37-6
Poster: S. 352, Nr. 019

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.pflanzenschutztagung.de
Alle Informationen zur Tagung und Tagungsband

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news384967

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution248


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Julius Kühn-Institut, Dr. Gerlinde Nachtigall, 06.09.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2010