NABU Landesverband Bremen - 9. Februar 2015
Frühe Igel - Hilfe nötig?
(Bremen, den 09.02.15) Seit einigen Tagen melden sich vermehrt besorgte Bürger beim NABU, die Igel beim Herumlaufen beobachten. Eigentlich sollten die kleinen Stachelritter noch tief und fest im Winterschlaf sein. Stöbernde Hunde und Sonnenschein können die Insektenfresser jedoch zu früh aufwecken. Für gesunde Igel ist das kein Problem, so der NABU, bei kranken oder hungernden Tieren könne das frühe Wecken jedoch tödlich ausgehen.
Braunbrustigel
Foto: © NABU Bremen
Igel halten einen echten Winterschlaf. Ihr Puls sinkt auf fünf Schläge, ihr Atem auf zwei Mal in der Minute. Auch die Körpertemperatur wird auf für Menschen tödliche 2 bis 8 Grad abgesenkt. In diesem Energiesparmodus schlafen die Tiere normalerweise bis Ende März. Zuerst müssen die Insekten aktiv werden, damit die Igel etwas zu fressen haben. "Wer jetzt einen Igel entdeckt, kann sicher sein, dass das Tier gestört wurde", weiß NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann.
Foto: © NABU Bremen
Das kann harmlose Ursachen haben, wenn die Wintersonne bei mildem Wetter den schützenden Laubhaufen auf über 15 Grad erwärmt und dem Igel vormacht, es sei Frühjahr. Oft ist dann der Haufen zu klein; der Igel hat im Herbst in seiner Not auf einen schlecht isolierenden Laubhaufen setzen müssen. Oder aber der Mensch stört sich ohne Schnee am "schmuddeligen" Laub und gräbt im Sauberkeitswahn das Tier frei. Auch stöbernde Hunde haben schon manchen Mecki aufgescheucht. "Winterschläfer wie der Igel haben zwei Sorten Fett. Schlafend zehren sie vom hellen Fett, aber zum Aufwachen benötigen sie das braune Fett", erklärt Sönke Hofmann. Die vor allem im Schulterbereich eingelagerte Portion reiche bei gesunden Tieren für mehrere Aufwachvorgänge. Werden die Tiere jedoch zu oft gestört, kann auch ein dicker Igel mit genug hellem Fett nicht mehr aus dem Winterschlaf erwachen.
Begegnet einem jetzt ein Igel, sollte man vorsichtig gucken, ob der Körper eingefallen ist und im Zweifel das Tier wiegen. "Jedes Anfassen ist allerdings Stress für die Tiere, deshalb lieber erstmal gucken, ob die Flanken eingefallen sind und der Igel eine deutliche Birnenform hat", betont der NABU. Flieht der Igel flink und wiegt über rund 500 Gramm, hat er gute Chancen, den Winter zu überleben.
Mit etwas Katzenfutter oder speziellem Igel-Trockenfutter in einer geschützten Ecke des Gartens kann man darüberhinaus auch testen, ob der Igel hungrig ist. Das Aufpäppeln zu früh erwachter Igel im Hause sei jedoch nicht einfach und sollte Spezialisten überlassen bleiben, so der NABU. Letztlich sei der Winter die Zeit der Bewährung und der Igel als Art ist nicht gefährdet.
Foto: © NABU Bremen
Auf jeden Fall sollten Aufräumaktionen im Garten bis in den April hinein unterbleiben. "Wer jetzt einen Komposthaufen abträgt, schädigt womöglich nicht nur einen Igel sondern auch Erdkröten und Blindschleichen, die dort gerne überwintern", warnt der gelernte Förster Hofmann. Die beste Igelhilfe sei ein giftfreier, naturnaher Garten mit wilden Ecken und Laub, dass über den Igelhaufen in den Kreislauf eingebunden ist.
Ein umfangreiches Igelpaket mit diversen Informationen zu den Tieren und dem naturnahen Garten gibt es gegen 5 Euro beim NABU, Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen.
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Quelle:
Pressemitteilung, 09.02.2015
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel.: 0421/33 98 77 2, Fax: 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Februar 2015
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