Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

VERBAND/471: Mehr Naturschutz für Nordrhein-Westfalen gefordert - NABU tagte in Dortmund (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 9. Oktober 2011 - Naturschutz/Biodiversität

Mehr Naturschutz für Nordrhein-Westfalen gefordert

NABU tagte in Dortmund und diskutierte zum Thema Biologische Vielfalt und Energiewende


Düsseldorf - Rund 250 Delegierte aus 52 nordrhein-westfälischen Kreis- und Stadtverbänden des NABU NRW trafen sich am Sonntag in Dortmund zur jährlichen Landesvertreterversammlung und begrüßten unter anderem NABU-Präsident Olaf Tschimpke und Staatssekretär im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz Udo Paschedag. Tschimpke lobte die rot-grüne Minderheitsregierung dafür, seit dem Regierungswechsel die Weichen für eine zukunftsfähige Umweltpolitik richtig gestellt zu haben. "Mit dem Windenergieerlass und dem auf den Weg gebrachten Klimaschutzgesetz hat das Land bisher sehr viel erreicht", so Tschimpke. Es nehme damit bundesweit eine bedeutende Vorreiterrolle ein. Nun sei es jedoch an der Zeit den Fokus der nordrhein-westfälischen Umweltpolitik wieder ein wenig mehr auf den Naturschutz und den Erhalt der heimischen Artenvielfalt zu legen. Denn die Natur sei nicht allein durch den Klimawandel gefährdet.

Als positive Signale der Landesregierung werteten die Delegierten in dieser Hinsicht die erneute Zertifizierung des NRW-Staatswaldes mit dem FSC-Siegel sowie die Erhöhung der Mittel für den Naturschutzhaushalt. Dennoch kritisierte der NABU in seiner Diskussion zum Schutz der Biodiversität in Nordrhein-Westfalen und der im Rahmen der Vollversammlung erfolgten Gründung der neuen Fachgruppe Energiewende und Naturschutz ein Ungleichgewicht in der Ausrichtung der nordrhein-westfälischen Natur- und Umweltschutzpolitik. "Der NABU hat sich 2010 klar für einen Ausbau der Erneuerbaren Energien und einen sinnvollen Mix der regenerativen Energien ausgesprochen. Dies darf aber nicht zu Lasten unserer Artenvielfalt geschehen", erklärte Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. Zahlreiche Beispiele im Land belegten aber, dass die Befürchtungen des Naturschutzes in dieser Hinsicht nicht übertrieben seien.

Der Windenergieerlass habe zum Teil für regelrechte Goldgräberstimmung unter den Windanlagenbauern geführt und Begehrlichkeiten auch für Standorte geweckt, die dem Natur- und Artenschutz vorbehalten sein sollten. "Hier gibt es auf regionaler und lokaler Ebene erheblichen Diskussionsbedarf und die Regional- und Landesplanung ist gefordert, auf der Ebene der Gebietsentwicklungspläne Vorrangzonen auszuweisen, die auch nach den Kriterien des Natur- und Artenschutzes die Geeignetsten sind", so Tumbrinck weiter. Zudem führe die ungebremste Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzfläche zur Gewinnung von Biomasse für die Energieerzeugung zu dramatischen Verlusten von Lebensräumen bedrohter Arten. Um insbesondere den überschießenden Maisanbau einzudämmen, erwarte der NABU von der Landesregierung dringend einen Vorstoß, die gute fachliche Praxis in der Landwirtschaft auf der Basis einer mindestens dreigliedrigen Fruchtfolge festzulegen,

Weitere zentrale NABU-Forderungen der Delegierten an die Landesregierung waren neben der längst überfälligen Entwicklung einer Biodiversitätsstrategie für NRW, ein wirkungsvolles novelliertes Naturschutzgesetz, ein modernes am Naturschutz ausgerichtetes Landesjagdgesetz und eine Reduzierung der Liste jagdbarer Arten unter Ausschluss sämtlicher Vogelarten sowie der komplette Verzicht auf bleihaltige Munition. Auch die Einrichtung einer Landesstiftung für alle Naturschutzflächen im Landesbesitz sowie eine effiziente und personell gut ausgestattete Umweltverwaltung, in die die hoheitlichen Aufgaben der Landwirtschaftskammer einbezogen werden, mahnten die Delegierten an.

Verbandsintern gab es einige Erfolge zu vermelden: Der NABU NRW konnte seine Mitgliederzahl im vergangenen Jahr unter dem Strich um über 2500 Mitglieder steigern. Der NABU zählte demnach zum Jahresende 58.804 Mitglieder. Und dieser Trend halte weiter an. Bereits im April dieses Jahres hat der NABU-Landesverband sein 60.000stes Mitglied begrüßt. Mit viel Engagement und Herzblut waren die NABU-Gruppen auch in diesem Jahr wieder für die Schwalben aktiv. Die Gemeinschaftsaufgabe 2011 "Schwalbenfreundliches Haus" des NABU NRW war mit rund 600 ausgezeichneten Häusern landesweit wieder ein voller Erfolg und wird im nächsten Jahr erneut fortgesetzt.

Ebenfalls erfreulich hat sich die NABU-Stiftung Naturerbe NRW im vergangenen Jahr weiterentwickelt. Das Stiftungsvermögen konnte von 466.175,13 Euro im Dezember 2009 auf 500.375,31 Euro im Dezember 2010 gesteigert werden. Tumbrinck: "Fast wichtiger noch als der finanzielle Zuwachs ist die Tatsache, dass drei neue Naturschutzfonds unter dem Dach der Stiftung gegründet wurden und von der gemeinsamen Geldanlage und Verwaltung profitieren." Neu hinzu kamen im Jahr 2010 die regionalen Fonds der NABU-Gruppen Leverkusen, Düren und Hamm, so dass aktuell insgesamt 19 Fonds unter dem Dach der Stiftung geführt werden.


*


Quelle:
Pressemitteilung Nr. 44, 09.10.2011
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Presse@NABU-nrw.de
Internet: www.nabu-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Oktober 2011