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VERBAND/488: Netzwerk Freunde der Erde Lateinamerika und Karibik (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 1/2012
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

INTERNATIONAL
Friends of the Earth
Eine Frage sozialer Gerechtigkeit

von Antje von Broock



Wie ist unser Netzwerk »Friends of the Earth« weltweit aufgestellt? Was sind die drängendsten kontinentalen Probleme? Und was haben wir damit zu tun? Auf dieser Seite wollen wir Ihnen künftig die Umweltarbeit in verschiedenen Weltregionen vorstellen. Den Anfang machen die »Amigos de la Tierra América Latina y el Caribe« (ATALC) mit ihren 16 Mitgliedsgruppen.

Von Mexiko und Zentralamerika über Kolumbien bis Argentinien sowie auf Haiti, Curaçao und Grenada in der Karibik kämpfen unsere Partner von »Friends of the Earth« für eine intakte Lebensumwelt. Besondere Gefahr droht durch große Infrastrukturprojekte wie Staudämme, die Massenproduktion von Agrosprit - oft mittels gentechnisch veränderten Saatguts und auf Kosten intakter Wälder - sowie durch den Abbau von Bodenschätzen wie Gold, Öl oder Eisenerz.
Bewohner illegaler Siedlungen, Besitzlose, sozial Schwache und schlecht Ausgebildete können sich nur schlecht gegen Landnahme oder Luft- und Wasserverschmutzung wehren. Deshalb arbeiten die meisten unserer lateinamerikanischen Freunde eng mit diesen Bevölkerungsgruppen zusammen. Umweltschutz in der Region ist immer auch eine Frage sozialer Gerechtigkeit.

Gravierende Umweltschäden

Umweltstandards sind oft weniger streng als in Europa, und weder Unternehmen noch Behörden nehmen es immer genau mit den Vorschriften. Für betroffene Anwohner kann das gravierende Folgen haben. So erzählt Afectada Velásquez Turcios aus El Pedernal in Honduras mit Blick auf die nahe gelegene Goldmine: »Sicher ist: Früher waren wir arm, aber gesund, nun sind wir arm und krank.« Die Mine der kanadischen Firma Goldcorp wäscht im Siria-Tal das Gold mit Chemikalien aus dem Gestein, die ins Grundwasser gelangen. Die Anwohner leiden an Hautkrankheiten, Haarausfall und einer steigenden Zahl von Fehlgeburten. Blutuntersuchungen bei Kindern aus der Region ergaben einen gefährlich hohen Bleianteil.
Daher ist die Arbeit von ATALC für betroffene Gemeinden oft existenziell. Wer sich um das tägliche Einkommen und um die Grundversorgung kümmern muss, hat kaum Zeit, an komplizierten Beteiligungs- oder Einspruchsverfahren teilzunehmen. Durch Aufklärung und Mobilisierung, durch juristische und moralische Unterstützung und nicht zuletzt durch das Sammeln von Beweisen befähigt »Friends of the Earth« Menschen, sich zu wehren und ihre Rechte wahrzunehmen.

Solidarität wichtig

Doch der Kräfteunterschied zwischen Umweltaktivisten auf der einen und Konzernen oder dem Staat auf der anderen Seite ist krass - viel extremer als bei uns. Immer wieder erreichen uns Meldungen, dass Kollegen, die öffentlich Widerspruch anmelden, bedroht und angegriffen, ja sogar verschleppt werden und ihr Engagement mit dem Leben bezahlen.
Unsere Solidarität ist für die Partner von Friends of the Earth eine wichtige Unterstützung. Durch Kritik an Agrosprit und Futtermittelimporten und durch Engagement bei den UN-Gipfeln zum Schutz von Klima und biologischer Vielfalt helfen wir Druck aufzubauen. Auch wir können also zu mehr Umwelt- und Naturschutz in Lateinamerika und der Karibik beitragen.

Möchten Sie mehr über die internationale Arbeit des BUND erfahren? Kontakt: antje.vonbroock[at]bund.net

Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
Tagebauprojekt in Guatemala - Friends of the Earth organisiert eine Anhörung. Daneben die Teilnehmer eines Umweltbildungscamps von ATALC.

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Quelle:
BUNDmagazin 1/2012, Seite 38
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
Email: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net
 
Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Mai 2012