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VERKEHR/712: Stuttgart 21 - Widerstand geht weiter (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V. - 2. Februar 2010

Spatenstich ist eine Posse - Widerstand geht weiter

BUND: Luftschloss Stuttgart 21 wird platzen wie ein Luftballon


Stuttgart. Ein Spatenstich macht noch kein Prestigeobjekt. "Mit dem symbolischen Baustart von Stuttgart 21 haben sich Bahn, Bund, Stadt und Land heute vor allem selbst gefeiert", erklärt die Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, Dr. Brigitte Dahlbender. Mit der Versetzung des Prellbocks wollen die Verantwortlichen der Bevölkerung suggerieren, dass Stuttgart 21 jetzt tatsächlich realisiert wird und weiterer Widerstand zwecklos ist. "Aber der Spatenstich ist nichts anderes als eine Shownummer und ein Manipulationsversuch", sagt die BUND-Landesvorsitzende. Erst wenn alle Baupläne rechtskräftig genehmigt, die Seitenflügel des Bahnhofs abgebrochen sind und große Baugruben ausgehoben wurden, wird das Projekt nicht mehr zu stoppen sein. "Das werden wir verhindern. Der Widerstand des BUND und des Aktionsbündnisses geht weiter. Das Luftschloss Stuttgart 21 wird noch vor der Landtagswahl 2011 platzen wie ein Luftballon", ist Dahlbender überzeugt. Die fehlerhafte Planung bietet Ansatzpunkte für weiteren Widerstand: Die aktuelle Kalkulation der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm wird zeigen, dass sie viel teurer wird als gedacht. Das Eisenbahnbundesamt hat die dünneren Tunnelwände noch nicht genehmigt, mit dem die Bahn viel Geld sparen will, und auf den Fildern haben die Behörden die Planungen noch nicht abgesegnet. Darüber hinaus liefert die Kostenexplosion beim wichtigsten Bahnprojekt Deutschlands - dem Ausbau der Rheintalbahn - ein weiteres Argument gegen das Milliardengrab S 21.

Die Neuberechnung der ICE-Neubaustrecke Wendlingen-Ulm soll bis Jahresende abgeschlossen sein. "Der BUND erwartet auch hier eine weitere Kostenexplosion", erklärt Dahlbender: "Der Preisanstieg wird Stuttgart 21 erneut in Frage stellen." Denn ohne die Neubaustrecke ist das Bahnhofsprojekt sinnlos. "Die bisher für die Neubaustrecke kalkulierten zwei Milliarden Euro Baukosten - das entspricht 33 Millionen Euro pro Kilometer - sind reines Wunschdenken, zumal bei den schwierigen geologischen Formationen. Bei der Neubaustrecke von Nürnberg nach Ingolstadt, die sich auf Geologie und Tunnel bezogenen mit Wendlingen-Ulm vergleichen lässt, wurden pro Bahnkilometer über 40 Millionen Euro verbaut", begründet Dahlbender die BUND-Prognose.

"Man mag es 'neue Prioritätensetzungen für den Ausbau der Schienenwege' oder schlicht Streichliste nennen - das Ergebnis ist dasselbe: Bald wird offensichtlich werden, dass die Finanzmittel für Bahnprojekte von Bund und Land im schwarzen Loch von Stuttgart 21 verschwinden und wichtigere Schienenprojekte deshalb leer ausgehen", erklärt Dahlbender. Allein beim viergleisigen Ausbau der für den Güterverkehr unverzichtbaren Rheintalbahn fehlen nach der neuesten Kalkulation der Bundesregierung noch mindestens vier Milliarden Euro zur Fertigstellung. "Niemand wird ernsthaft glauben, dass über 10 Milliarden Euro - soviel kosten Stuttgart 21, die Neubaustrecke nach Ulm und die Rheintalbahn mindestens zusammen - für Bahnprojekte im Südwesten verbaut werden könnten", sagt die BUND-Landesvorsitzende. Denn bundesweit konkurrieren mehr als 60 Bahnprojekte um den begrenzten Fördertopf. Prestigeprojekte wie Stuttgart 21 haben da keinen Platz mehr.


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Quelle:
Presseinformation, 2. Februar 2010
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Februar 2010