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VERKEHR/790: Bundesregierung bremst CO2-Grenzwerte für Nutzfahrzeuge aus (Klima-Allianz)


Die Klima-Allianz - 11. November 2010

Bundesregierung bremst CO2-Grenzwerte für Nutzfahrzeuge aus


Nur wenige Wochen vor Beginn der UN-Klimaverhandlungen betätigt sich die Bundesregierung erneut als Bremser beim Klimaschutz. Aus Rücksicht auf die heimische Autoindustrie will die Bundesregierung bei der EU in Brüssel ambitionierte Abgasvorschriften für Vans und Lieferwagen verhindern.

Berlin, den 11.11.2010. Die EU-Kommission hatte vor einem Jahr vorgeschlagen, den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid für leichte Nutzfahrzeuge in zwei Schritten zu reduzieren. Derzeit stoßen die Wagen durchschnittlich 190 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer aus. Dieser Wert sollte bis 2015 auf 175 Gramm und bis 2020 auf 135 reduziert werden. Wie gestern bekannt wurde, will die schwarz-gelbe Koalition nun genau diese Grenzwerte europaweit verhindern und plädiert für 155 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer bis 2020.

"Wieder einmal stellt die Bundesregierung die Interessen der Auto-Lobby über die Interessen des Klimaschutzes und damit aller Bürgerinnen und Bürger", erklärt Michael Ziesak, Bundesvorsitzender vom Verkehrsclub Deutschland VCD, einem Mitglied der Klima-Allianz. "Ähnlich wie jetzt bei den Nutzfahrzeugen hat die Bundesregierung bereits vor wenigen Wochen in ihrem Energiekonzept die ursprünglich geplante Senkung der CO2-Emission bei PKW von 160 auf 35 Gramm pro Kilometer ersatzlos gestrichen. Jedes Mal wenn es darum geht, Klimaschutz ernst zu nehmen und in praktische Politik umzusetzen, knicken Merkel & Co. ein."

Im EU-Parlament kritisieren derweil selbst CDU-Abgeordnete die Berliner Blockade-Politik. "Die EU kann nicht international auf harte Klimaschutzziele dringen und zu Hause die Industrie schützen wollen. Wir brauchen ambitionierte Ziele, sonst verlieren wir die Technologieführerschaft und verkaufen am Ende gar keine Fahrzeuge mehr", sagte der Brüsseler CDU-Abgeordnete Karl-Heinz Florenz, Berichterstatter zum Klimaschutz im EU-Parlament, gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

"Bis 2020 will die EU die Kohlendioxid-Emissionen um mindestens 20 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Dieses wenig ambitionierte Klimaschutzziel gerät auch durch die völlig verfehlte Verkehrspolitik der Bundesregierung in Gefahr", warnt Dr. Katharina Reuter von der Klima-Allianz, dem breiten Klimaschutz-Bündnis in Deutschland. "Wir fordern die Bundesregierung deshalb mit Nachdruck auf, sich endlich für ambitionierte Klimaschutzziele auch im Verkehrssektor einzusetzen. Nur so können die deutsche und die europäische Automobilindustrie fit gemacht werden für eine nachhaltige Mobilität."

Die Klima-Allianz ist das große gesellschaftliche Bündnis zum Klimaschutz, getragen von mehr als 100 Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, Kirchen und Gewerkschaften.


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Quelle:
Die Klima-Allianz
Pressemitteilung, 11.11.2010
Marienstr. 19-20, 10117 Berlin
Tel.: 030/678 1775-90, Fax: 030/2363 2889
E-Mail: presse@klima-allianz.de
Internet: www.die-klima-allianz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. November 2010