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VERKEHR/859: Dienstwagen von Bundesbehörden mit zu hohen CO2-Emissionen (Gerhard Feldbauer)


Dienstwagen von Bundesbehörden mit zu hohen CO2-Emissionen

von Gerhard Feldbauer, 5. Oktober 2011


Wie aus einem Bericht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 20. September 2011 hervorging, fahren nur wenige deutsche Bundesbehörden abgasarme Dienstwagen. Die Ergebnisse eines zwischen März und Juli 2011 durchgeführten "Dienstwagencheck" hätten mit "ernüchternden Ergebnissen" geendet. Nur in vier von 21 befragten Bundesbehörden werden laut dem Bericht bei den Dienstwagen die geltenden EU-Zielwerte für den Kohlendioxid-Ausstoß eingehalten. Zwölf Behörden seien von diesen Zielen "noch meilenweit entfernt". Sie erhielten die "Rote Karte" für "offensichtliche Übermotorisierung und zu hohe CO2-Emissionen". Befragt wurden "auch die Dienstfahrzeuge der jeweiligen Hausspitzen". Grundlage der Einschätzungen ist ein durch die DUH entwickeltes Bewertungssystem.

Punktabzug gab es laut DUH insbesondere, weil die CO2-Emissionen der Chef-Dienstwagen oder der Flotte den von der EU 2008 vorgegebenen Grenzwert um mehr als 20 Prozent überschreiten. Neben anderen befragten Behörden müsse ausgerechnet das Umweltbundesamt (UBA) seine Flottenstrategie überdenken, wird recht zurückhaltend formuliert. Trotz des vorbildlichen CO2-Ausstoßes des VW Passat 1.3 (115 g CO2/km), auf den unter anderem UBA-Präsident Jochen Flasbarth zurückgreife, weise die gesamte Dienstwagenflotte einen mäßigen durchschnittlichen CO2-Ausstoß von 189 g/km auf. Auf den höchsten Flottenwert unter allen 21 befragten Bundesinstitutionen komme die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (200 g CO2/km).

Der Bericht hält fest, dass die Mehrzahl der befragten Bundesbehörden mit den Werten ihrer Dienstflotten "noch weit über den seit 2008 geltenden EU-Zielwerten" liegen, obwohl die Fahrzeughersteller immer mehr komfortable Limousinen mit vertretbarer Motorisierung und vergleichsweise niedrigen CO2-Emissionen anbieten.

Nur vier der befragten Behörden erhielten die "Grüne Karte" für niedrigen CO2-Ausstoß ihrer Dienstfahrzeuge, darunter das Umweltbundesamt mit bestem Wert beim Präsidenten und mäßigem Flottenwert. Die befragten Behörden hätten hohe Auskunftsbereitschaft gezeigt. Eine Ausnahme seit die Haltung der Bundesanstalt für Wasserbau, die jegliche Angaben verweigert habe. Die DUH kündigte an, eine Auskunft vor Gericht zu erstreiten.(1)

Eine weitere von der DUH vergebene "Grüne Karte für glaubwürdiges Klimabewusstsein" erhielten das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), das Bundesamt für Naturschutz (BfN), die BWFuhrparkService GmbH der Bundeswehr und das Bundesamt für Güterverkehr (BAG). Die durchschnittlichen CO2-Emissionen der vier Pkw-Flotten unterschreiten jeweils den seit 2008 geltenden EU-Zielwert von 140 g CO2/km.


Chef der Hartz IV-Behörde fährt größten Spritfresser

Fünf befragten Bundesbehörden hat die DUH eine "Gelbe Karte " für erkennbares aber insgesamt noch nicht ganz überzeugendes Klimamanagement zuerkannt. Als beispielhaft wird hier die Deutsche Rentenversicherung angeführt, die mit 130 g CO2/km den besten Flottenverbrauchswert aller befragten Institutionen vorweise, aber wegen des vergleichsweise hohen Spritverbrauchs ihres Behördenchefs, Herbert Rische, (174 g CO2/km, Audi A8 3.0 TDI) nicht die höchste Kategorie erreichte. Unter den Behördenleitern leiste sich Frank.-J. Wiese, der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit den größten Spritfresser. Sein BMW 740i übertreffe den geltenden EU-Klimazielwert mit 235 g CO2/km um rekordverdächtige zwei Drittel. Der Flottenwert der BA selbst liege dabei mit 139 g CO2/km im grünen Bereich.

"Spritsparende Dienstwagenflotten schützen nicht nur das Klima sondern sparen auch Steuergelder", betonte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. Nachdem sich bereits erste Landesregierungen dazu verpflichtet hätten, für die Dienstwagen ihrer Minister bzw. Staatssekretäre Höchstwerte beim CO2-Ausstoß pro Kilometer festzulegen, "sollten nun die Bundesministerien mit ihren nachgeordneten Behörden nachziehen".

Was werden da wohl die nächsten DUH-Recherchen ergeben? Wie die "Süddeutsche Zeitung" erst kürzlich zu vermelden hatte, soll Bundeskanzlerin Merkel ein "extrem durstiger" Audi A8 W 12 zur Verfügung stehen.


Anmerkung:
(1) Die 1975 gegründete Deutsche Umwelthilfe ist als einziger Umweltverband gleichzeitig klageberechtigter Verbraucherschutzverband.


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Quelle:
© 2011 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Oktober 2011