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ÖKOSYSTEME/013: Ökonomische Bewertung von Ökosystemleistungen (BfN)


Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Pressemitteilung - Bonn, 14. Oktober 2011

Warum ist eine ökonomische Bewertung von Ökosystemleistungen für den Erhalt unserer Lebensgrundlage so wichtig?


Bonn/Vilm, 14.10.2011: Mit der ökonomischen Bewertung von Ökosystemen und den von ihnen erbrachten Leistungen wie etwa Klimaschutz, Trinkwasserversorgung oder Luftreinhaltung beschäftigten sich in den vergangenen drei Tagen Experten aus 20 europäischen Ländern in einem Workshop an der Internationalen Naturschutzakademie des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) auf der Insel Vilm. Auf Basis einer internationalen Übersichtsstudie zur Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität (TEEB, The Economics of Ecosystems and Biodiversity) wurden konkrete Empfehlungen für die Einrichtung und Ausgestaltung nationaler TEEB-Prozesse erarbeitet. Die Teilnehmer sprachen sich insbesondere für eine intensivere Zusammenarbeit unter den europäischen Ländern aus, um weitgehend untereinander inhaltlich koordinierte TEEB-Prozesse zu initiieren. Auch Deutschland plant eine umfangreiche Studie zur Erfassung des Naturkapitals. "Gerade in einem hochindustrialisierten Land wie dem unsrigen gilt es einer breiten Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass Ökosysteme zahlreiche auch wirtschaftlich relevante Leistungen erbringen. Diese sind bislang ganz überwiegend (noch) nicht über den Markt in Wert gesetzt, ihre Beeinträchtigung und ihren Verlust stellen uns aber zunehmend vor massive ökonomische und umweltbelastende Herausforderungen", so BfN- Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel. Erste Schätzungen zeigen zum Beispiel, dass die Gewässerschutzwirkung von Mooren und naturnahen Grünlandstandorten einen ökonomischen Gegenwert von ca. 540 Millionen ? jährlich haben kann. Von den weiteren Erkenntnissen über den Wert unseres Naturkapitals verspricht man sich auch ökonomische Zusatzargumente für Naturschutzmaßnahmen sowie Anregungen für effektive Wege zur nachhaltigen Nutzung unserer natürlichen Ressourcen. Auch die Europäische Union (EU) erachtet das Thema als zukunftsträchtig und verabschiedete im Mai diesen Jahres die neue EU- Biodiversitätsstrategie "Lebensversicherung und Naturkapital". Sie fordert die Mitgliedstaaten auf, den Zustand sowie den Wert ihrer Ökosysteme und Ökosystemleistungen bis 2014 zu erfassen und zu bewerten und in zukünftigen umweltökonomischen Berechnungen zu berücksichtigen. Das ist kein einfaches Unterfangen. Einige europäische Länder wie Großbritannien, Portugal und die Niederlande haben bereits nationale Studien zur Inventarisierung von Ökosystemleistungen in Angriff genommen. Hier bot der Workshop ein wichtiges Forum für den Erfahrungsaustausch von Experten aus Naturschutzbehörden und Forschungseinrichtungen. Zudem wurden Empfehlungen für den EU-weiten Koordinierungsprozess erarbeitet, denn einheitliche Ansätze innerhalb der EU wären wesentlich, um vergleichbare Ergebnisse zu ermöglichen und damit eine noch größere Überzeugungskraft auch wirtschaftlicher Argumente für den Naturschutz zu erreichen Die Veranstaltung, wurde gemeinsam mit dem Forschungsinstitut Alterra aus Wageningen in den Niederlanden und dem Umweltforschungszentrum (UFZ) Leipzig organisiert. Zu den Teilnehmern gehören auch Vertreter der EU Kommission und der Europäischen Umweltagentur sowie dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen.


Hintergrund:

Im Jahr 2005 hatten die Vereinten Nationen die Ergebnisse ihres Millennium Ecosystem Assessments vorgestellt. Darin wurde der Zustand der Ökosysteme durch die Analyse und Bewertung ihrer Dienstleistungen dargestellt. Im Rahmen der deutschen G8-Präsidentschaft initiierte Deutschland 2007 gemeinsam mit der Europäischen Kommission die internationale TEEB-Studie. Ihr Ziel war es, Ökosystemdienstleistungen einen Wert beizumessen, um die weltweite Naturzerstörung mit ökonomischen Gegenargumenten einzudämmen. In den vergangenen Jahren wurden Berichte für verschiedene Zielgruppen veröffentlicht. So wurde beispielsweise der wirtschaftliche Gesamtwert der Bestäubung durch Insekten weltweit auf 153 Milliarden Euro geschätzt, was nahezu einem Zehntel des globalen landwirtschaftlichen Ertrags entspricht.


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Quelle:
BfN-Pressemitteilung, 14.10.2011
Herausgeber: Bundesamt für Naturschutz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Oktober 2011