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ATOM/1201: MOX - Der Stoff, den keiner will (.ausgestrahlt)


.ausgestrahlt / gemeinsam gegen atomenergie - Rundbrief 18 / Herbst 2012

Der Stoff, den keiner will

MOX ist ein gefährlicher nuklearer Taschenspielertrick



"MOX-Brennelemente sind teurer, schwieriger herzustellen, im AKW komplizierter zu handhaben, strenger überwacht von der IAEO (...), müssen länger abklingen und sind schwieriger zwischenzulagern als Uran-Brennelemente." Das Zitat könnte von AtomkraftgegnerInnen stammen. Tatsächlich ist es das schriftliche Resümee eines Eon-Mitarbeiters. Der berichtete am 14. September 2011 auf einem Fachkongress der US-Atommüllkommission von den Erfahrungen bei Eon mit dem Einsatz des umstrittenen Brennstoffs aus einem Gemisch von Uran- und Plutonium(oxid). Und er räumte mehr oder weniger offen ein, dass es keinen sachlichen Grund gibt, AKW mit diesem hochbrisanten Material zu betreiben.

Dass die plutoniumhaltigen MOXBrennelemente dennoch in allen neun AKW in Deutschland zum Einsatz kommen, hat nur einen Grund: MOX hilft, den Mythos von der "schadlosen Verwertung" des Atommülls zumindest noch ein kleines bisschen aufrecht zu erhalten.

Das extrem gefährliche, radioaktive und giftige Schwermetall Plutonium - Millionstel Gramm genügen, um Krebs auszulösen, zugleich ist es Rohstoff zum Bau von Atombomben -, entsteht in jedem Reaktor. In einem AKW fallen pro Jahr etwa 250 Kilogramm an.

Erst trennen, dann mischen

Bis Mitte 2005 schickten auch deutsche AKW einen Großteil ihrer abgebrannten Brennelemente in die Wiederaufarbeitungsanlagen (WAA) Sellafield (GB) und La Hague (F). Das galt als "schadlose Verwertung", wie sie das Atomgesetz forderte - auch wenn es das nie war. Bei der "Wiederaufarbeitung" wird das Plutonium extrahiert. MOX ist nichts anders als ein Notbehelf, ein nuklearer Taschenspielertrick, der die selbst erzeugten Plutoniumberge nun wieder zum Verschwinden bringen soll. Denn die Betreiber sind verpflichtet verpflichtet, das Plutonium zurückzunehmen. Also vermischen sie es für teures Geld mit Uran zu sogenannten MOX-Brennelementen, die sie dann, aller Nachteile zum Trotz, als AKW-Brennstoff einsetzen. Aus der Welt ist das Plutonium damit allerdings nicht: In den "abgebrannten" MOXBrennelementen ist der größte Teil noch vorhanden.

Dafür bringt MOX jede Menge neuer Risiken mit sich. Große Mengen Plutonium müssen transportiert und verarbeitet werden. Das vervielfacht die Unfallgefahr und die, dass der Bombenstoff in falsche Hände gerät. Selbst aus den "frischen" MOXBrennelementen lässt sich das Plutonium noch mit geringem Aufwand extrahieren. Im AKW erhöht MOX die Gefahr, dass die Kettenreaktion außer Kontrolle gerät. Und kommt es zu einem Unfall, sind die Auswirkungen noch schlimmer als ohne MOX.

Ein umfassender MOX-Ausstieg würde bedeuten: Stopp des Einsatzes von MOX in den AKW, Stopp der MOX-Produktion, keine weitere Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente und natürlich: Stopp der Plutoniumproduktion in den AKW. Das bereits vorhandene Plutonium könnte mit hochradioaktivem Müll aus der WAA verglast werden. Das würde das waffenfähige Material zumindest vor erneutem Zugriff schützen und die oben genannten Risiken vermeiden.

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Quelle:
Rundbrief 18, Herbst 2012, Seite 7
Herausgeber: .ausgestrahlt
Marienthaler Straße 35, 20535 Hamburg
E-Mail: info@ausgestrahlt.de
Internet: www.ausgestrahlt.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. November 2012