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ATOM/834: AKW Fessenheim - Kontrolle oder Kontrollillusion? (BUND SOR)


C.S.F.R / BUND RV Südlicher Oberrhein / NWA - Nie Wieder Atomkraftwerke - An die Medien, 16. März 2009

AKW Fessenheim: Kontrolle oder Kontrollillusion?


Das altersschwache AKW Fessenheim gehört schnellstmöglichst abgestellt. Solange das AKW allerdings läuft, sollte es auch nach unserer Ansicht zumindest gut kontrolliert werden. An der "Qualität" der zwei in diesem Jahr stattfindenden Kontrollen (OSART-Mission und 10 Jahresinspektion) haben BUND, NWA und CSFR allerdings Zweifel. Wir sehen die "Kontrollen" in einem engen Zusammenhang mit dem Wunsch der Betreiber das AKW so lange zu betreiben, bis neue AKW in Fessenheim gebaut sind.

Aus diesem Grund rufen BUND, NWA und CSFR, gemeinsam mit vielen anderen Organisationen, zu einer Protestaktion am 21. März 2009 um 10.30 Uhr vor dem AKW Fessenheim auf.


Hier unserer Kurzkritik an der IAEO-OSART Mission:

Überall rufen AKW-Betreiber und Atomlobby aus Akzeptanzgründen nach den "Kontrollen" der scheinbar neutralen Internationalen Atomenergiebehörde und die IAEO verkündet dann die "geprüfte Ungefährlichkeit" der Atomanlagen. Gerne greifen die Medien diese scheinbar neutrale Kritik auf. Doch die IAEO ist eine Lobbyorganisation der Atomindustrie, die zur Zeit massiv gegen den deutschen "Atomausstieg" kämpft. Bei diesen so genannten OSART-Kontrollen verdienen sich viele ehemals leitende AKW-Angestellte ein "Zubrot".

Hier ein klassisches Zitat nach einer solchen "Kontrolle" auf der Kernkraftwerk-Philippsburg-Seite von Wikipedia: "In einer mehrwöchigen Untersuchung stellten die Experten der IAEO fest, dass das KKP 2, gemessen an den internationalen Standards, eine sehr gute Anlage ist. Besonders positiv fielen die Motivation und Teamfähigkeit des Personals, die Sicherheitskultur, die Instandhaltung und das Alterungsmanagement sowie die Ordnung und die Sauberkeit in der Anlage auf." Immer gibt es natürlich auch einen Hauch von Kritik...

Kein Wunder, dass die Atomkonzerne E.ON, Vattenfall, EnBW und RWE und deren Vertreter in den Parlamenten gerade ihre umstrittensten Atomanlagen gerne von der IAEO untersuchen lassen. (In Südbaden der EnBW-Lobbyist Gundolf Fleischer: http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/fessenheim-oettinger-strippenzieher.html )

Der Atomlobbyist und Ministerpräsident Günther Oettinger lobt die geplante Fessenheim Kontrolle: "Eine entsprechende vertrauensbildende Maßnahme im Kernkraftwerk Philippsburg II hat sich bewährt." Solche "Scheinkontrollen" sind eine besondere Form von Greenwash.

Die IAEO ist eine geschickt aufgebaute Lobbyorganisation der Nuklearindustrie. Das Ziel der IAEO wurde bei ihrer Gründung folgendermaßen definiert: "Ziel der Organisation ist es, den Beitrag der Atomenergie zum Frieden, zur Gesundheit und zum Wohlstand auf der ganzen Welt rascher und in größerem Ausmaß wirksam werden zu lassen."

So wundert es nicht, dass es das hauptsächliche Ziel der IAEO nach der Katastrophe von Tschernobyl war, einen wirtschaftlichen Rückschlag für die Atomindustrie zu verhindern. Die IAEO hat an der Verschleierung der Folgen des Unglückes für Gesundheit, Umwelt und Landwirtschaft mitgewirkt.

Glaubwürdig, neutral und unabhängig sind die IEAO-OSART Kontrollen nicht. Diese "Kontrollen" sollten zumindest durch wissenschaftliche Untersuchungen kritischer WissenschaftlerInnen ergänzt werden.


Hier unsere Kurzkritik an der 10-Jahresinspektion

Der BUND und die CSFR hoffen, dass die erneute Revision von Fessenheim nicht wieder von Pleiten, Pech und Pannen geprägt sein wird, wie die Inspektion 1989. Im Oktober 1989 verkündete die Fessenheimer Kraftwerksleitung voller Stolz die Ergebnisse der ersten großen Überprüfung: Von 19 Haarrissen am Reaktor sei lediglich einer mit nennenswerter Größe (sieben Millimeter) festgestellt worden, der sich zudem seit der letzten Messung nicht verändert habe und kein Sicherheitsrisiko darstelle. Die teure, werbewirksame und personalintensive Überprüfung war angeblich "erfolgreich" abgeschlossen worden. Auch der deutsche TÜV bestätigte diese Aussagen am 03.09.1990.

Im August 1991 wurden am baugleichen französischen AKW Bugey große Risse im Reaktordeckel festgestellt. Radioaktives Wasser "schwitzte aus". Nach diesen Erkenntnissen aus Bugey wurde das AKW Fessenheim noch einmal und diesmal gründlicher und an den richtigen Stellen untersucht. Im Dezember 1991 zeigte sich, dass bei der ersten 10-Jahresinspektion geschlampt worden war. Überraschend wurde ein gefährlicher, 110 Millimeter langer und 30 Millimeter tiefer Riss im Sekundärkreislauf festgestellt. Auch im Reaktordeckel wurde, wie in Bugey, ein 26 Millimeter langer Riss entdeckt. Beide Risse waren bei der "gründlichen", ersten, großen 10-Jahresinspektion übersehen worden. Die Reaktordeckel in Fessenheim mussten ausgetauscht werden.

Aus diesen Gründen fordern BUND, NWA und die CSFR neutrale, unabhängige und gute Kontrollen und keine Kontrollillusion. Besser wäre es das altersschwache AKW Fessenheim schnellstmöglichst abzustellen.

Jean Jacques Rettig (CSFR)
Axel Mayer (BUND)
Aernschd Born (NWA)


Mehr Fessenheim-Infos:
http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/fessenheim-ausstellung.html/

http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/akw-kontrolle-kontrollillusion-osart-mission.html
http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/cnpe-fessenheim-controle-aiea-osart.html

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BUND RV Südlicher Oberrhein / Wilhelmstr. 24a / 79098 Freiburg
NWA - Nie Wieder Atomkraftwerke / Murbacherstrasse 34 / CH-4056 Basel


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Quelle:
Mitteilung an die Medien vom 16.03.2009
Herausgeber:
Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein
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Tel.: 0761/30383, Fax: 0761/23582
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Internet: www.bund-freiburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2009