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CHEMIE/240: Schöne bunte Plastikwelt - Bioplastik, Stoff der Zukunft? (ROBIN WOOD-Magazin)


ROBIN WOOD-Magazin Nr. 104/1.2010
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie

titel

Bioplastik - Stoff der Zukunft?


Tüten für Gemüse, Verpackungen für Brot oder Käse, Trinkbecher, sogar die Hüllen von Mobiltelefonen - nicht alles, was wie Plastik aussieht, muss aus Erdöl hergestellt sein. Bis in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden Kunststoffe fast ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Erst seit Ende des Zweiten Weltkriegs werden als Rohstoffquelle überwiegend fossile, nicht erneuerbare Ressourcen wie Erdöl oder Erdgas genutzt. Biologisch abbaubare Kunststoffe aus erneuerbaren Rohstoffen gelten heute wieder als vielversprechende Alternative zu den gängigen Plastikprodukten. Ihr Marktanteil beträgt heute lediglich 0,2%, jedoch mit steigender Tendenz: 20 bis 30% Zuwachs jährlich können die Hersteller derzeit verzeichnen. Am weitesten fortgeschritten ist die Entwicklung von Plastik aus Stärke, aus Poly-Milchsäure (PLA) und Polyhydroxy-Buttersäure (PHB). Jedoch hemmt der immer noch konkurrenzlos billige Preis für Grundstoffe aus Erdöl die Entwicklung neuer Verfahren und Produkte.

Biokunststoffe können beispielsweise aus den Stärkemolekülen von Mais, Kartoffeln oder Zuckerrüben erzeugt werden. Das Ergebnis ist eine zähe Masse, die zu Granulat zerkleinert wird. Anschließend lassen sich daraus Kunststoffe mit unterschiedlichen Eigenschaften herstellen. Dünne Mülltüten ebenso wie unverwüstliche Gehäuse für Mobiltelefone. Damit sind wir auch schon bei den Problemen: Erstens werden auch in der Produktion von Biokunststoffen petrochemische Komponenten und Additive wie Weichmacher, Stabilisatoren, Antistatika etc. eingesetzt. Das zweite Problem ist die Langlebigkeit der Produkte. Biokunststoffe gelten als kompostierbar, doch stimmt das nur bedingt. Die meisten verrotten nur sehr langsam. Wiederverwendbar ist Bioplastik nur in seltenen Fällen. In der Ökobilanz muss der intensive Anbau der Rohstoffe Mais, Kartoffeln oder Zuckerrüben berücksichtigt werden. Wie das Beispiel Bio-Kraftstoff gezeigt hat, kann auch Biomasse so sehr überbeansprucht werden, dass nicht mehr genug zum Essen übrigbleibt. Um den Rohstoffbedarf zu decken, sind große Anbauflächen notwendig, dazu kommen Bewässerung, Anwendung von Pestiziden, Dünger, möglicherweise sogar Gentechnik und schließlich der Transport von Zucker oder Mais nach Europa.

Aus dem Material, das Milchsäurebakterien erzeugen, kann ebenfalls Bioplastik hergestellt werden. Mit Hilfe der Gentechnik sollen die Eigenschaften der Bakterien optimiert werden. Ein schnelleres Wachstum der Bakterien würde z.B. den Produktionsprozess beschleunigen. Aber auch hier sind die Auswirkungen der Genmanipulation auf Mensch und Umwelt nicht abzusehen und stellen ein unkalkulierbares Risiko dar.

Biokunststoffe sind also auch keine nachhaltige Lösung. Es ist auf jeden Fall besser eine Stofftasche zum Einkaufen zu benutzen, als eine Tüte aus Bioplastik.

www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3834.pdf
Studie des Umweltbundesamtes zu biologisch abbaubaren Kunststoffen

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Besser mit dem Stoffbeutel zum Einkaufen


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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 104/1.2010, S. 12
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Februar 2010