Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INDUSTRIE

CHEMIE/318: Studie - REACH-Vorschriften nicht ausreichend für Nanomaterialien (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Mittwoch, 29. Februar 2012 / Chemie & Nanotechnologie

Studie: REACH-Vorschriften nicht ausreichend für Nanomaterialien


Eine neue Studie des "Center for International Environmental Law" (CIEL) kritisiert, dass die Gesetzgebung zur Regulierung von Nanomaterialien in der Europäischen Union unzureichend ist.

Zur Zeit gibt es keine eigene Gesetzgebung, die Nanomaterialien regulieren würde. REACH, die EU-Chemikalienverordnung, gilt deshalb auch für Nanomaterialien. Diese sei aber in der jetzigen Fassung unzureichend, argumentieren die JuristInnen von CIEL in ihrer Studie "Just Out of REACH".

Die REACH-Verordnung sei nicht dazu geeignet, Nanomaterialien überhaupt als solche zu identifizieren, da für diese eine genaue Definition fehlen würde. Es würde somit den Firmen die Entscheidung überlassen, ob sie Nanomaterialien als solche identifizieren und registrieren wollen, und das sei nicht akzeptabel, kritisiert CIEL.

REACH unterscheidet zwischen Stoffen, die bereits auf dem Markt sind und Stoffen, die neu eingeführt werden. Auch die Menge der importierten Chemikalien ist wichtig. Es gelten unterschiedliche Registrierungsbedingungen und -fristen. Nanomaterialien werden nicht selbständig beurteilt, sondern den chemischen Stoffen, aus denen sie bestehen, zugeordnet. REACH ignoriert damit, dass die Nano-Version eines Stoffes ganz spezifische Eigenschaften haben kann, die sich von dem Stoff in seiner natürlichen Form und Größe unterscheiden können, kritisieren die StudienautorInnen.

Der Umfang der für die Registrierung erforderlichen Datenmenge hängt weiters vom Produktionsvolumen ab. Je größer die produzierten Mengen, desto mehr Informationen fordert REACH über einen Stoff. Diese Regelung ist natürlich für Nanomaterialien sinnlos, da diese nur in kleinen Mengen produziert werden, und die Bestimmung wird deshalb auch von CIEL kritisiert.

Auch die Art und Weise der Risikobewertung eines Stoffes durch die REACH-Verordnung sei für Nanomaterialien nicht geeignet, da Nanomaterialien auf Grund ihrer geringen Größe von Menschen und Umwelt anders aufgenommen werden als andere Chemikalien. Für Nanomaterialien seien deshalb eigene Risikobewertungsmethoden notwendig, fordert CIEL.

Die StudienautorInnen fordern von der EU-Kommission entweder eine Überarbeitung der REACH-Verordnung, welche die besonderen Eigenschaften und Risiken von Nanomaterialien berücksichtigen, oder ein eigenständiges gesetzliches Regelwerk für Nanomaterialien. [UWD]


Originalquelle
http://www.eu-umweltbuero.at/cgi-bin/neu/cont.pl?contentart=eunews&id=3370

CIEL-Studie: Just Out of REACH (en, pdf)
http://www.eu-umweltbuero.at/cgi-bin/neu/admin/stat.pl?art=eunews&id=3370&url=0


*


Quelle:
EU-News, 29.02.2012
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2012