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EUROPA/340: Erster Entwurf der Ressourceneffizienz-Roadmap (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Donnerstag, 04. August 2011 / Produkt- & Ressourcenpolitik

Erster Entwurf der Ressourceneffizienz-Roadmap


Einen ersten Entwurf des für September angekündigten Fahrplans für Ressourceneffizienz hat der Umweltinformationsdienst ENDS Europe veröffentlicht. Darin beschreibt die EU-Kommission Ziele bis 2020 und eine Vision für 2050. Auch für die Schlüsselressourcen Wasser, Luft, Biodiversität und ihre Dienstleistungen, Landnutzung und Bodenschutz sowie Meeresressourcen schlägt sie Ziele vor.

Der Entwurf der Generaldirektion Umwelt muss kommissionsintern noch abgestimmt werden und soll am 13. September offiziell vorliegen. Bisher enthält er eine Vision für 2050 und Einzelziele bis 2020, Schlüsselressourcen und Schlüsselsektoren sind identifiziert. Am Ende des Dokuments befindet sich eine Tabelle, die die Beziehungen zwischen Ressourcen und Sektoren herstellt und konkrete Politikmaßnahmen benennt. Für thematische Indikatoren ist ein weiteres Arbeitspapier in Planung, das mit der Roadmap veröffentlicht werden soll. Vision

Der Fahrplan für ein ressourceneffizientes Europa enthält eine Vision für das Jahr 2050. Bis dahin soll die EU in einem Transformationsprozess ihr Wachstum nach den Kapazitätsgrenzen des Planeten ausgerichtet haben, einen hohen Lebensstandard garantieren mit viel weniger Einfluss auf die Umwelt. "Alle Ressourcen werden nachhaltig bewirtschaftet, von den Rohstoffen bis hin zu Energie, Wasser, Luft, Land und Boden. Die Klimaziele sind erreicht und Biodiversität und die öokosystemaren Dienstleistungen sind geschützt." Diese Vision will die EU mittels Ressourceneffizienz erreichen.

Bis 2013 sollen in einem Diskussionsprozess klare Ziele beschlossen werden, außerdem sollen Indikatoren dabei helfen, dass der Erfolg vergleichbar und messbar ist. Dabei handelt es sich um den Schlüsselindikator der Ressourcenproduktivität sowie Vergleichsindikatoren für wichtige natürliche Ressourcen wie Wasser, Land und Kohlenstoff.


Transformation

Um eine Transformation der Wirtschaft zu unterstützen, sollen laut Fahrplan die Produktions- und Konsummuster nachhaltiger, die Produktion effizienter gestaltet und Abfall als Ressource betrachtet werden. Die Politik soll dafür Hindernisse aus dem Weg räumen, marktbasierte Instrumente wie Steuern und Suventionen überarbeiten, langfristige Innovationen fördern, Forschungslücken schließen und einen weltweiten Prozess anstoßen, um internationale Wettbewerbsbedenken auszuräumen.

Bis 2020 soll die Öffentlichkeit die wahren Preise ihrer Produkte und Dienstleistungen kennen - über den gesamten Lebenszyklus. Minimalstandards sollen helfen, die uneffizientesten Produkte vom Markt zu verdrängen. Bis 2020 will die EU-Kommission umweltschädliche Subventionen abschaffen. Bis 2020 sollen Recycling und Wiederverwendung von Produkten auch ökonomisch so attraktiv sein, dass das Pro-Kopf-Aufkommen von Müll stark gesunken und Deponierung keine Option mehr ist. Verbrennung mit Energierückgewinnung soll nur für nicht-recycelfähige Materialien vorbehalten sein. Dank erfolgreicher Forschungstätigkeiten gibt es bis 2020 "dramatische Verbesserungen" bei der Müllvermeidung, der Wiederverwendung, Wiederverwertung, der Sicherung und Inwertsetzung von Ressourcen.

Außerdem sollen bis 2020 die Umweltgesetze vollständig umgesetzt sein. Ressourceneffizienz wird in alle politischen Entscheidungen auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene miteinbezogen. Auch der Finanzsektor und die globale Ebene sollen in die Förderung von Ressourceneffizienz eingebunden sein.


Schlüsselressourcen

Wasser: Bis 2020 soll es überall genug Wasser von guter Qualität geben, das effizient genutzt wird; die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie sind erfüllt; der Einfluss von Dürre und Hochwasser reduziert; die Wasserentnahme liegt generell immer 20 Prozent unter der verfügbaren erneuerbaren Wassermenge.

Luftqualität: bis 2020 werden die Grenzwerte alle eingehalten und in einem dauerhaften Prozess so verschärft, dass letztlich eine Luftqualität vorherrscht, die keine negativen Einflüsse auf Gesundheit und Umwelt hat.

Biodiversität: der Verlust der Biodiversität und ökosystemaren Dienstleistungen in der EU muss bis 2020 gestoppt sein; eine Wiederherstellung ist soweit wie möglich erreicht.

Landnutzung und Bodenschutz: bis 2020 kalkulieren alle EU-Politikmaßnahmen den direkten und indirekten Landverbrauch mit ein, die Bodenerosion ist verringert und die organische Qualität des Bodens verbessert; die Behandlung kontaminierter Standorte ist auf gutem Wege.

Meere: der Zustand der Meere ist bis 2020 gut, bis 2015 soll die Fangmenge von Fischen und anderen Meeresfrüchten sich an dem Prinzip des höchstmöglichen Dauerertrags orientieren.


Schlüsselsektoren

Als wichtige Wirtschaftssektoren hat die EU-Kommission drei besonders hervorgehoben: Ernährung, das Bauwesen und die Mobilität.

Nahrungsmittelproduktion: Bis 2020 soll es Anreize für gesünderen und nachhaltigere Nahrungsproduktions- und -konsummuster geben; der Einfluss auf Ressourcen soll um 20 Prozent gemindert, die Menge an noch essbaren Nahrungsabfällen soll halbiert werden.

Bauwirtschaft: Renovierung und Neubau von Gebäuden und Infrastrukturen sollen 2020 unter hohen Ressourceneffizienzstandards stattfinden; der Lebenszyklusansatz wird ausgeweitet; der Neubau von Gebäuden und Gebäude nach der Sanierung sollen dem Niedrigstenergiestandard entsprechen; die Sanierungsquote von Gebäuden soll auf 2 Prozent im Jahr erhöht werden; 70 Prozent des Bauschutts wird recycelt.

Mobilität: Bis 2020 ist der Verkehrssektor deutlich effizienter und wird weniger Rohstoffe, Energy und Fläche verbrauchen; der Einfluss auf Klimawandel, Luftverschmutzung, Lärm, Unfälle und die Degradation von Ökosystemen schwindet. Wegen des geringeren Materialverbrauchs und einer verbesserten Logistik schrumpft die Frachtintensität um 20 Prozent; ab 2012 reduziert sich die Treibhausgasemissionbelastung durch den Verkehr um jährlich 1 Prozent.


Bereits geplante und neue Politikinitiativen

In einer zusammenfassenden Tabelle am Ende des Dokuments finden sich neben den Beziehungen zwischen den einzelnen Sektoren und den Schlüsselressourcen auch bereits existierende und neue Gesetzesvorschläge und Politikmaßnahmen. Beispielsweise plant die EU-Kommission laut vorläufigem Entwurf für das Jahr 2012 die Revision des Aktionsplans für Nachhaltigkeit in Verbrauch und Produktion (SCP), ein Grünbuch zu Phosphor und eine Initiative für Wassereffizienz in Gebäuden. Im Jahr 2013 soll eine Mitteilung über Nachhaltigkeit und Ernährung und über nachhaltige Gebäude veröffentlicht werden. [jg]


Positionspapier von Friends of the Earth Europe (FoEE) und Europäischem Umweltbüro (EEB) zur Roadmap (vom April):
englisches Original http://www.foeeurope.org/activities/waste_management/April2011_position_paper_Resource_efficiency_roadmap.php
deutsche Übersetzung (DNR-EU-Koordination) http://eu-koordination.de/PDF/ressourcen-roadmap.pdf

Themenheft Ressourceneffizienz
http://www.eu-koordination.de/PDF/2011-1-ressourcen_web.pdf


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Quelle:
EU-News, 04.08.2011
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. August 2011