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VERBRAUCHER/048: Energie sparen - Ein Drittel reicht (Securvital)


Securvital 1/2012 - Januar-März
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen

Energie sparen
Ein Drittel reicht

Von Norbert Schnorbach


Der Stromverbrauch eines normalen Haushalts in Deutschland könnte locker um 60 bis 70 Prozent gesenkt werden. Wie das machbar ist, zeigt das Freiburger Öko-Institut.


Ein durchschnittlicher Zwei-Personen-Haushalt verbraucht knapp 3.500 Kilowattstunden Strom im Jahr. Das ist unnötig viel, meint Dr. Rainer Grieshammer vom Freiburger Öko-Institut. "Private Haushalte können innerhalb von zehn Tagen Maßnahmen treffen, um jährlich rund 1.000 Kilowattstunden Strom zu sparen - bei gleichem Komfort und mit deutlich niedrigeren Kosten", betont Grießhammer.

Mit einer "1000-kWh-Kampagne" will das Institut zeigen, dass dieses Ziel keineswegs graue Theorie ist, sondern eine sehr konkrete Möglichkeit, im Sinne des globalen Klimaschutzes zu handeln und gleichzeitig im privaten Haushalt Geld zu sparen. Grießhammer empfiehlt den Verbrauchern ein zweistufiges Vorgehen: Im ersten Schritt mit Sofort-Maßnahmen den Stromverbrauch um ca. 1.000 kWh zu senken und dann im zweiten Schritt nach und nach die alten bzw. ausgedienten Haushaltsgeräte durch hocheffiziente Geräte zu ersetzen.


25 Euro für Stand-by

Wie das im Detail realisierbar ist, hat Tobias Schleicher, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Öko-Instituts, auf einem Kongress im Dezember zum Thema "Stromeinsparung in Haushalten" vorgeführt. Er nahm sich jedes einzelne Gerät im Haushalt mit seinen Stromverbrauchswerten und Nutzungszeiten vor und errechnete das Stromsparpotential. Erster großer Bereich ist die Stand-by-Funktion. Viele Geräte - vom Fernseher über die Stereoanlage bis zum Wasserkocher - ziehen permanent Strom aus der Leitung, einzig und allein für die Betriebsbereitschaft. Das kann sich auf jährlich 15 bis 25 Euro pro Computer, Kaffeemaschine, TV-Gerät oder DVD-Recorder nur an Stand-by-Stromkosten summieren. Mit einfachen Steckerleisten oder automatischer Selbstabschaltung nach gewisser Zeit lassen sich in einem Zwei-Personen-Haushalt die ersten 500 Kilowattstunden oder umgerechnet 120 Euro im Jahr sparen.

Weitere 300 Kilowattstunden lassen sich einsparen, wenn die Hälfte der Glühbirnen durch Energiesparlampen ersetzt wird. Energieeffiziente Nutzung der Waschmaschine, Zeitschaltuhren, Einbau stromsparender Heizungspumpen und ähnliche Maßnahmen bringen weitere Einsparungen. Den schnellsten Energie- und Kostenspareffekt erzielt, wer in der Dusche bei elektrischer Warmwasserbereitung einen neuen Duschkopf mit Perlator einbaut. Die Kosten dafür betragen nur 37 Euro, die Einsparungen schon im ersten Jahr 120 Euro. "Mit einigen gezielten Maßnahmen", so das Fazit von Schleicher, "kann ein typischer Zwei-Personen-Haushalt jährlich 1.000 kWh und in den nächsten fünf Jahren mindestens 1.000 Euro sparen". Bei größeren Haushalten ist entsprechend auch das Einsparpotential größer. Wenn dann im Lauf der folgenden Jahre beim Einkauf von Haushaltsgeräten konsequent auf Stromeffizienz geachtet wird und die alten Geräte durch die energieeffizientesten Neugeräte ersetzt werden, ist eine Reduzierung auf weniger als ein Drittel des jetzigen Stromverbrauchs möglich - und zwar "ohne Komforteinbußen", wie Schleicher betont. Ein aktueller Überblick zu Haushaltsgeräten mit ökologischen Spitzenwerten und gutem Preis-Leistungsverhältnis findet sich auf der Website www.EcoTopTen.de. In der Regel haben die Geräte einen höheren Kaufpreis, der aber durch niedrigere Stromkosten ausgeglichen wird.


Innovative Produkte

So vielversprechend diese Aussichten sind - das Öko-Institut geht realistischerweise davon aus, dass nur ein kleiner Teil der Haushalte die technischen Möglichkeiten nutzen wird. Um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, den Stromverbrauch bis 2050 um 25 Prozent zu senken, sei ein ganzes Bündel von politischen Maßnahmen notwendig. Zum Beispiel müssten die Verbraucherinformationen zur Energieeffizienz von Geräten verständlicher werden, sodass die hocheffizienten Produkte für den Käufer eindeutig zu erkennen sind. Die Folgekosten durch den Stromverbrauch (zum Teil dreimal so hoch wie der Anschaffungspreis) müssten klar benannt werden. Innovative Produkte und Technologien sollten gefördert werden, zum Beispiel durch Herstellerprämien.


WEITERE INFORMATIONEN:

• Hessisches Ministerium für Umwelt und Energie: Strom effizient nutzen - Wegweiser für Privathaushalte (2011).
Download auf www.hessenenergie.de

• Stiftung Warentest: Das Energiesparbuch. Berlin 2009.

• Öko-Institut, Verbraucherzentrale NRW: 99 Wege Strom zu sparen (2009).
Kostenloser Download auf www.vz-nrw.de


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Hell erleuchtet: Das Satellitenfoto zeigt, wie viel Strom nachts allein für Beleuchtung verbraucht wird.


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Quelle:
Securvital 1/2012 - Januar-März, Seite 20 - 21
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen
Herausgeber: SECURVITA GmbH - Gesellschaft zur Entwicklung
alternativer Versicherungskonzepte
Redaktion: Norbert Schnorbach (V.i.S.d.P.)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. März 2012