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AFRIKA/033: D. R. Kongo - Jährlicher Verlust von 500.000 Hektar Regenwald (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. Dezember 2010

D. R. Kongo: Jährlicher Verlust von 500.000 Hektar Regenwald - Konflikte fördern Raubbau

Von Rosebell Kagumire


Cancún, 13. Dezember (IPS) - Die Demokratische Republik Kongo (DRC) hat als erstes afrikanisches Land ein Konzept für die Teilnahme am UN-Waldschutzprogramm für Entwicklungsländer (REDD) vorgelegt. Das Vorpreschen des zu fast zwei Drittel mit Wald bedeckten zentralafrikanischen Landes hat sich gelohnt und der Regierung in Kinshasa neben viel internationaler Anerkennung auch ein Startkapital von 120 Millionen US-Dollar eingebracht.

Zwölf Pilotprojekte sollen mit den Gebergeldern finanziert werden. Auf der UN-Klimakonferenz im mexikanischen Cancún sprach Umweltminister Victor Kabengele wa Kadilu über die Pläne seiner Regierung. REDD (Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern) war im September 2008 nicht zuletzt als Beitrag zum Klimaschutz auf den Weg gebracht worden.

In dem rund 130 Millionen Hektar großen, artenreichen und nach Amazonien zweitgrößten Regenwaldgebiet der DRC werden zwischen 20 Milliarden und 37 Milliarden Tonnen CO2 gespeichert. Skeptiker bezweifeln, ob die im Rahmen des REDD vorgesehenen Maßnahmen ausreichen, um im kongolesischen Regenwald den fortschreitenden Raubbau unter Kontrolle zu bringen und ein klimaeffizientes Management durchzusetzen.

Jahr für Jahr gehen in der DRC 500.000 Hektar Waldland verloren. Bewaffnete Konflikte, die nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg weiterhin vor allem im Osten des Landes ausgetragen werden, und der durch die im Land allgegenwärtige Korruption florierende illegale Holzhandel sind Ursachen der Verluste. Auch das Geschäft mit Holzkohle und Wild, der Export wertvoller Tropenhölzer in die Nachbarländer Burundi, Ruanda und Uganda sowie die vielen in Lagern untergebrachten Binnenflüchtlinge, die sich ihr Brennholz aus den Wäldern holen, tragen zu den fortgesetzten erheblichen Bestandsverlusten der Ressource Wald bei.

Nachdem eine amtliche Untersuchung im Rahmen der Korruptionsbekämpfung herausgefunden hatte, dass man dubiosen Unterhändlern zu Sonderkonditionen 91 Holzeinschlaglizenzen für insgesamt 13 Millionen Hektar Wal verkauft hatte, annullierte die kongolesische Regierung 60 Prozent aller einschlägigen Verträge.

Schon 2001 hatte eine UN-Kommission festgestellt, dass auch die Nachbarländer Burundi, Ruanda und Uganda die kriegerischen Auseinandersetzungen zur Ausplünderung der Wälder genutzt hatten. Der UN-Bericht warf den beteiligten Regierungen vor, sie hätten im Kongo durch illegales Abholzen und Beschlagnahme von Holzprodukten sowie durch aufgezwungene Monopole und Preiskartelle für Holzprodukte riesige Profite kassiert.

Wirksam lasse sich der Raubbau an den kongolesischen Wäldern nur mit effizienten Kontrollstrategien bekämpfen, in die auch die Politik mit einer zuverlässigen Sicherung der Grenzgebiete eingebunden werden müsse, betonte Kongos Umweltschutzminister Kadilu.


Wirtschaft und Grenzschutz in REDD-Initiativen einbinden

"Von Beginn an brauchen wir für unsere REDD-Projekte die vielschichtige Unterstützung durch Wirtschaft und Sicherheitskräfte, die gegen illegale, grenzübergreifende Machenschaften vorgehen müssen", erklärte Kadilu.

Im ihrem REDD-Planungskonzept unterstreicht die DRC-Regierung die Notwendigkeit eines besseren Waldmanagements. Dazu sei es nötig, die Zahl der für die Umsetzung eines neuen Waldwirtschaftskonzepts zuständigen Forstbeamten deutlich zu erhöhen und sie besser zu entlohnen. Bislang gibt es im gesamten Land nur 50 staatliche Waldhüter.

"Ein Finanzierungsabkommen würde uns bei der Bestandssicherung unserer Wälder viel weiterbringen", betonte der Minister. "In unseren Projekten zur Entlastung der Waldbestände geht es auch darum, die Bauern mit neuen und besseren Anbaumethoden vertraut zu machen, sowie um eine agroforstliche Wirtschaft und die Einführung technischer Innovationen wie etwa Holz sparender Kochstellen."

"Wenn wir all dies durchsetzen wollen, brauchen wir viel Geld. Deshalb hoffen wir, uns auf die auf dieser Konferenz zugesagten Fonds und andere Versprechen verlassen zu können", betonte Kadilu.

Sein Landsmann, der Anwalt Charles Mushizi vom Zentrum für juristische und institutionelle Reformen (FANRPAN), stellte jedoch den politischen Willen der Entscheidungsträger in der DRC in Frage. Skeptisch meinte er: "Die meisten verstehen nichts vom Klimawandel, und unsere Maßnahmen halten noch längst nicht Schritt mit den Erfordernissen des Klimaschutzes. Zudem ist die Korruption ist in der DRC weit verbreitet."

"Einerseits gibt es immer noch Kriege, und andererseits fehlen uns genügend verlässliche Regierungsstrukturen", erklärte Mushizi. "In den Kriegszonen werden unsere Wälder zur Finanzierung der Konflikte ausgeplündert. In diesen Regionen dürfte es nicht leicht sein, Projekte der REDD-Initiative zu verwirklichen", warnte der Rechtsexperte. (Ende/IPS/mp/2010)


Links:
http://www.un-redd.org/
http://www.fanrpan.org/
http://www.ipsinternational.org/fr/_note.asp?idnews=6278


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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 13. Dezember 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Dezember 2010