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AFRIKA/076: Internationale Studie offenbart einzigartige Artenvielfalt in den Eastern Arc-Bergen (idw)


MUSE Museo delle Scienze - 26.09.2014

Eine internationale Studie offenbart die einzigartige Artenvielfalt in den Eastern Arc Mountains



Die Studie eines internationalen Teams, welches von den Wissenschaftlern des MUSE-Museo delle Scienze (Trient, Italien) koordiniert wurde, offenbart den Artenreichtum der Fauna der Eastern Arc Mountains Tansanias und Kenias (bekannt als die "Galapagos Akfrikas"); sie stellt zusammenfassend die Entdeckung von 27 neuen Wirbeltierarten in den letzten Jahren (23 davon sind Amphibien und Reptilien) vor, identifiziert die Gründe der außergewöhnlichen biologischen Bedeutung und setzt sich für die Kandidatur dieses Gebietes als UNESCO-Welterbe ein.

Landkarte - Grafik: © Philip Platts, Universität York

Karte der bewaldeten Berge Südkenias bis nach Tansania. Die Eastern Arc-Berge sind grau (der verbliebene geschlossene Wald ist grün). Die Berge North Pare, Nguu, Nguru, Ukaguru, Rubeho und Mahenge waren vor dieser Studie bezogen auf waldlebende Wirbeltiere vollkommen oder zum Teil unerforscht. Auch das Naturreservatenetz ('P' zeigt die Vorschläge an) wurde in die Darstellung aufgenommen.
Grafik: © Philip Platts, Universität York

Diese Forschung, welche den faunistischen Artenreichtum der Feuchtwälder der Eastern Arc Mountains in Kenia und Tansania dokumentiert, wird aktuell in der renommierten Fachzeitschrift "Diversity and Distributions" veröffentlicht. Die Studie umfasst die letzten 10 Jahre der Biodiversitätsforschungen in den Eastern Arc Mountains und beinhaltet somit auch die Entdeckung von 27 neuen Wirbeltierarten und 14 Arten, von denen man bisher nicht wusste, dass sie in der Gegend vorkommen. Die Ergebnisse unterstreichen erneut die Bedeutung der Eastern Arc Mountains als ein wichtiger Biodiversitäts-Hotspot der Erde. Die Studie wurde von einem internationalen Team von Forschern durchgeführt und von der Abteilung für tropische Biodiversität des MUSE-Museum für Wissenschaft in Trient (Italien) koordiniert. Das Team umfasst mehrere Forschungseinrichtungen und Naturschutzbehörden auf der ganzen Welt und wurde unterstützt durch den Critical Ecosystem Partnership Fund; dieser unterstützt und finanziert nichtstaatliche Organisationen und den privaten Sektor bei der Erhaltung der biologischen Vielfalt in weltweit wichtigen Biodiversitäts-Hotspots.

Bewaldete Berge bei wolkentrübem Himmel, von einer Anhöhe aus fotografiert - Foto: © Francesco Rovero

Die Wälder des Udzungwa-Gebirges im südlichen Zentral-Tansania. Die Studie zeigt, daß diese Berge die höchste Anzahl von Spezies (46) beherbergen, deren Verbreitung auf die Eastern Arc-Berge beschränkt ist, 20 von ihnen kommen nur in diesen Bergen vor.
Foto: © Francesco Rovero


Die Forschung

Die Forschung hat Daten über das Vorhandensein von Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugetieren zusammengestellt und ausgewertet und vorheriges Wissen mit einer beträchtlichen Menge an neuen Daten aktualisiert. Diese wurden von den Wissenschaftlern zwischen 2005 und 2009 anhand von Erkundungsreisen in die wenig oder zum Teil sogar unerforschten Gebiete der Berge des Eastern Arc gesammelt. Diese Berge sind geologisch sehr alt und das Fortbestehen von Regenwäldern im Laufe der Jahrmillionen hat zu einer außergewöhnlichen biologischen Artenvielfalt geführt.

Bepelztes Tier mit nacktem Schwanz, runden Ohren und Rüsselnase am Boden unterwegs - Foto: © Francesco Rovero

Das 2005 im Udzungwa-Gebirge entdeckte graugesichtige Rüsselhündchen (Rhynchocyon udzungwensis) ist das einzige neue Säugetier, das im Rahmen der Studie gefunden wurde.
Foto: © Francesco Rovero

Die Veröffentlichung bestätigt den relevanten Beitrag, den die Aktivitäten des MUSE in den tropischen Regionen Afrikas bzgl. der Erforschung der globalen Artenvielfalt liefert. Zusätzlich zur zoologischen Forschung, die verschiedene Studienrichtungen von der Taxonomie bis zur Ökologie betrifft, ist das MUSE seit über 10 Jahren in einem integrierten Projekt für Forschung und Erhaltung der Wälder Tansanias beteiligt, besonders in den Udzungwa Mountains (die größte Bergkette mit der größten, biologischen Relevanz in der Gegend) wo das MUSE sowohl eine Forschungsstation als auch ökologische Überwachung betreibt; diese ist auch die Grundlage für Kooperationsprojekte und Projekte zur Umweltbildung zum Nutzen der lokalen Bevölkerung.

Ein Chamäleon auf einem dünnen Zweig - Foto: © Michele Menegon

Ein kurioses Wald-Chamäleon, eines der 3 neuen Reptilien, von der in der Studie berichtet wird; es gehört zur Gattung Kinyongia und wurde in den Mahenge-Bergen in Tansania entdeckt.
Foto: © Michele Menegon


Das untersuchte Gebiet und die Forschungsergebnisse

Das Gebiet zwischen dem südlichen Teil Kenyas und dem zentralen bzw. südlichen Teil Tansanias war bereits für die hohe Anzahl der "endemischen" Arten bekannt, aber die neuen Studien erweitern die Zahl der bekannten Arten von 170 auf 211, eine Steigerung von 41 Arten; 27 davon waren der Wissenschaft zuvor unbekannt. Diese außergewöhnlichen Ergebnisse zeigen, dass jenes Gebiet für die Biodiversität zu den wichtigsten der Erde zählt. Die Studie hat auch einige ökologische Faktoren, welche diesem biologischen Reichtum zugrunde liegen, hervorgehoben: sowohl die Ausdehnung des Regenwaldes - der primäre Lebensraum in diesen Bergen - als auch die Höhenlage und die Niederschläge sind wichtige Faktoren.

Eine Kröte auf Moos - Foto: © Michele Menegon

Callulina meteora ist eine kleine Kröte, die in den Nguru-Bergen entdeckt und 2011 erstmals beschrieben wurde; sie lebt in einem kleinen Bergwaldgebiet in etwa 2000 m Höhe und gilt als akut vom Aussterben bedroht.
Foto: © Michele Menegon

"Die Studie zeigt, wie wenig wir auch über schon bekannte Gebiete wissen, die zu den 34 Biodiversitäts-Hotspots der Erde zählen, und wie eine grundlegende Auflistung der Arten, die in einer Gegend vorkommen, immer noch wesentlich für das Verständnis des biologischen Erbe des Planeten sind" bekräftigt Francesco Rovero, Kurator der Abteilung für tropische Biodiversität des MUSE, der die Vorbereitung der Veröffentlichung koordiniert hat. "Außerdem" fährt Rovero fort "ermöglichen die Studienergebnisse, die unterteilten 'Bergblöcke' ihrer biologischen Bedeutung nach zu ordnen und notwendige Faktoren für deren Schutz zu identifizieren und hervorzuheben. Somit werden lokale Regierungen und Schutzorganisationen mit nützlichen und fundierten Empfehlungen für die Verwaltung und das Management - einschließlich der Kandidatur als UNESCO-Welterbe - unterstützt."

Wasserstelle in pfadlosem Urwald mit dichtem Unterholz - Foto: © Michele Menegon

Gebirgsregenwald in den Nguru-Bergen in Zentral-Tansania - eine der Berggruppen, die vor der Studie, durch die ihre außerordentliche Bedeutung klar wurde, noch unerforscht waren - mit 35 Arten, die im Eastern Arc heimisch sind, von denen 7 nur in diesem Gebiet vorkommen.
Foto: © Michele Menegon

Die Aufnahme des Gebietes in die Liste des UNESCO Weltnaturerbes wurde bereits von der Regierung Tansanias in Betracht gezogen; dies würde das Gebiet ins Rampenlicht rücken und damit hoffentlich die nötige Unterstützung für einen langfristigen Schutz dieser außergewöhnlichen aber bedrohten Regenwälder sichern.

"Das Alter, die Stabilität des Lebensraumes und die Entwicklungsgeschichte der Wälder der Eastern Arc haben ideale Bedingungen für eine große Artenvielfalt - besonders für Amphibien und Reptilien - geschaffen", sagt Michele Menegon, Wissenschaftler der Abteilung für tropische Artenvielfalt des MUSE. "In der Tat sind 23 der 27 neu entdeckten Arten Amphibien und Reptilien, die insgesamt 64% der von der Studie untersuchten Wirbeltiere ausmachen. Dies zeigt, dass es in diesen Bergen Lebensformen gibt, die immer noch darauf warten, entdeckt zu werden" fährt Menegon fort.



Weitere Informationen
http://www.muse.it

Interview (in englischer Sprache) mit Francesco Rovero und Michele Menegon
https://www.dropbox.com/sh/z0ruhdb1fwj6mxv/AAB27xdosNeeiYER3F3c9_YGa

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news605031

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1849



Anmerkung der Schattenblick-Redaktion:
Die Bildunterschriften wurden von der
SB-Redaktion aus dem Englischen übersetzt.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
MUSE Museo delle Scienze, Monika Vettori, 26.09.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Oktober 2014