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ARTENRAUB/050: Ägypten - Illegale Souvenirs, Chinesische Touristen lassen Elfenbeinhandel florieren (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. Februar 2012

Ägypten: Illegale Souvenirs - Chinesische Touristen lassen Elfenbeinhandel florieren

von Cam McGrath


Kairo, 7. Februar (IPS) - Ägypten ist in jüngster Zeit zu einem der größten Handelsplätze für Rohelfenbein und Elfenbeinprodukte geworden. Obwohl ein Ministerialdekret aus dem Jahre 1999 die Einfuhr, den Handel und den Besitz des 'weißen Goldes' in dem nordafrikanischen Land verbietet, haben Händler und die meist aus dem Sudan kommenden Schmuggler keine Strafverfolgung zu befürchten.

"Der Handel mit Elfenbein ist ohne Genehmigung, die nie erteilt wird, komplett untersagt", bestätigte Esmond Martin, Berater für bedrohte Wildtiere und Hauptautor einer neuen Studie zum Thema, die die Umweltorganisation TRAFFIC in ihrer Zeitschrift veröffentlicht hat. "Leider wird das Verbot nirgendwo durchgesetzt."

Früher waren europäische Touristen, vor allem aus Spanien und Italien, die wichtigsten Kunden der ägyptischen Elfenbeinschnitzer und -händler. Inzwischen sind reiselustige, zu Wohlstand gekommene Chinesen die Hauptabnehmer.

"Sudanesische Schmuggler schaffen die Stoßzähne über die ägyptische Grenze und verkaufen sie an Werkstätten in Kairo, die sie in aller Öffentlichkeit verarbeiten und feilbieten", stellte Martin fest. Dank der Absatzmärkte in Ägypten werde auch die Wilderei der afrikanischen Elefanten wieder lukrativer.

TRAFFIC-Untersuchungen aus den Jahren 1998 und 2005 belegen, dass noch vor sechs Jahren vor allem Europäer Elfenbein und Elfenbeinprodukte in Ägypten eingekauft hatten. Inzwischen wird fast die Hälfte des Geschäfts mit Chinesen abgewickelt.

Da sich die Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Ägypten und damit auch der Flugverkehr zwischen den beiden Ländern in den vergangenen zwei Jahrzehnten ständig ausgeweitet haben, ist auch die Zahl der aus dem Reich der Mitte kommenden Chinesen angewachsen. Schätzungen sprechen von 60.000 dauerhaft in Ägypten lebenden Chinesen und von jährlich 100.000 kaufkräftigen Touristen.

Ein Händler berichtete, einzelne Verkaufsverhandlungen mit Gruppen von Chinesen könnten schon mal 50.000 US-Dollar einbringen. Die Elfenbeinhändler verkaufen die Stoßzähne nach Gewicht und Qualität. Nach Angaben des TRAFFIC-Reports bringen große Stoßzähne bis zu 360 Dollar pro Kilo ein. Für beschädigte Stoßzähne oder Bruchstücke der begehrten Ware werden 150 Dollar pro Kilo bezahlt.


Von Essstäbchen bis zu kunstvoll geschnitzten Figuren

Das Angebot von Elfenbeinschnitzereien, die die als potentielle Käufer auftretenden TRAFFIC-Rechercheure bei Kairoer Händlern und im südägyptischen Touristenzentrum Luxor entdeckten, reichte von Ringen und Skarabäen über Spazierstöcke, Essstäbchen und Siegel bis hin zu kunstfertigen Tier- und Menschenfiguren. "Wir müssen damit rechnen, dass die wachsende Zahl der Touristen in Ägypten auch zur Ausweitung des Handels mit Elfenbein beiträgt", sagte Martin.

Der TRAFFIC-Bericht enthält auch eine Reihe von Empfehlungen zur Eindämmung des Elfenbeingeschäftes in Ägypten. Die lokalen Behörden sollten die öffentliche Aufmerksamkeit auf den illegalen Elfenbeinhandel lenken und dafür sorgen, dass die Täter strafrechtlich verfolgt werden. Immerhin seien ägyptische Polizeibeamte 2010 intensiv im Aufspüren von Elfenbein geschult worden.

"Es ist an der Zeit, diese neu erlernten Methoden in die Tat umzusetzen und Stoßzähne und verarbeitetes Elfenbein zu beschlagnahmen, damit dieser illegale Handel ein Ende hat", forderten die Autoren. (Ende/IPS/mp/2012)


Links:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Februar 2012