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ARTENRAUB/160: Mosambik - Regierung der Komplizenschaft mit Wilderern bezichtigt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. Juli 2014

Umwelt: US-Sanktionen gegen Mosambik gefordert - Regierung der Komplizenschaft mit Wilderern bezichtigt

von Carey L. Biron


Bild: © PJ KAPDostie/cc by 2.0

Jedes Jahr werden in Afrika etwa 50.000 Elefanten getötet
Bild: © PJ KAPDostie/cc by 2.0

Washington, 4. Juli (IPS) - Umweltschützer in den USA haben Präsident Barack Obama aufgefordert, Handelssanktionen gegen Mozambik zu verhängen. Sie werfen den Behörden des südostafrikanischen Landes vor, die Jagd auf Elefanten und Nashörner im Süden des Kontinents zu begünstigen.

Ermittlern zufolge gibt es eindeutige Anzeichen dafür, dass Mosambik bei der Einhaltung der internationalen Abkommen zum Schutz wildlebender Tierarten versagt. Zudem habe sich der Verdacht, dass der Staat zum Mittäter werde, bestätigt.

Obama hatte im vergangenen Jahr einen neuen Vorstoß der US-Regierung gegen den internationalen Handel mit wildlebenden Arten und insbesondere gegen die Jagd auf Elfenbein gestartet. Seitdem sind Vorwürfe laut geworden, dass Mosambik diese Anstrengungen torpediere.

In einer am 2. Juli vorgelegten Petition wird der US-Präsident aufgefordert, rechtliche Mittel einzusetzen, um Mosambik zu ermuntern, den wildernden Staatsbürgern das Handwerk zu legen. "Mosambik spielt eine immer größere Rolle bei der unerlaubten Jagd auf Nashörner und Elefanten", sagt Susie Ellis, Geschäftsführerin der Nashornschutzorganisation 'International Rhino Foundation', die die Petition mitunterzeichnet hat.

"Obwohl die internationale Staatengemeinschaft die Richtung für die Durchführung bestimmter Kontrollen vorgibt, werden diese bisher nur oberflächlich befolgt und bleiben ohne nennenswerte Auswirkungen", meint sie. "Schon die Wilderei und der illegale Handel mit Nashornhörnern und Elefantenstoßzähnen außerhalb von Mosambik zeigt, dass Präsident Obamas Bemühungen direkt unterlaufen werden."


Nur noch 250.000 Elefanten weltweit

Wilddiebe, die immer häufiger mit dem organisierten Verbrechen zusammenarbeiten, haben in den vergangenen drei Jahren so viele Elefanten und Nashörner wie nie zuvor erlegt. Allein in Afrika werden jedes Jahr ungefähr 50.000 Elefanten und 1.000 Nashörner getötet. Nur noch etwa 250.000 Elefanten leben weltweit in freier Wildbahn.

Die illegalen Geschäfte boomen aufgrund der hohen Nachfrage aus asiatischen Ländern wie China und Vietnam. Aus einem im letzten Jahr veröffentlichten Bericht der Vereinten Nationen geht hervor, dass sich die beschlagnahmte Elfenbeinmenge, die für den asiatischen Markt bestimmt ist, seit 2009 mehr als verdoppelt hat.

Die neue Petition, die sich in erster Linie auf das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES beruft, warnt davor, dass die überdimensional große Rolle, die Mosambik bei der Wilderei in Afrika spielt, die Wirksamkeit des Abkommens schwäche. Vom 7. bis 11. Juli wird sich der Ständige Ausschuss von CITES zu Beratungen in Genf treffen.

Bei den in Südafrika wegen Wilderei festgenommenen Personen handele es sich größtenteils um Mosambikaner, geht aus der Petition hervor. Banden mit Sitz in Mosambik seien die treibenden Kräfte hinter dem illegalen Handel mit Nashornhörnern und Elefantenstoßzähnen. Angesichts des ganzen Ausmaßes und der Schwere des Problems "fordern wir die USA auf, substanzielle Handelssanktionen [gegen Mosambik] zu verhängen."

Nach Ansicht von Umweltschützern würde ein entschlossenes Durchgreifen der mosambikanischen Behörden gegen den illegalen Handel unmittelbar zu einem Rückgang der globalen Lieferungen von illegal erbeutetem Elfenbein führen. Offiziellen Schätzungen zufolge sind 80 bis 90 Prozent der Wilddiebe im Krüger-Nationalpark in Südafrika Mosambikaner. Nach Aussagen von lokalen Beobachtern treiben jede Nacht mehr als ein Dutzend Banden im Naturschutzgebiet ihr Unwesen. Die meisten von ihnen kommen aus "Wildererdörfern" jenseits der Grenze in Mosambik.

Die Einhaltung von Gesetzen zum Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen ist in Mosambik bisher nicht gewährleistet. Die Strafen, mit denen Wilderei und Schmuggel geahndet werden sollen, zeigen keine Wirkung. "Es ist unmöglich, dass illegale Aktivitäten eines solchen Ausmaßes ohne die Zustimmung hoher staatlicher Stellen durchgeführt werden", meint Allan Thornton, Vorsitzender der Umweltorganisation 'Environmental Investigation Agency', die die Petition mit entworfen hat.


Polizei und Armee der Unterstützung verdächtigt

"Wir denken, dass ehemalige Armeeoffiziere den kriminellen Banden politischen Schutz gewähren, die wiederum die Wilderer bewaffnen. Es gibt stichhaltige Beweise dafür, dass sowohl Polizei als auch Militär beteiligt sind", sagt Thornton. Mosambik übe eine strikte Kontrolle über die von den Wilderern verwendeten Waffen aus. Und das Militär habe Zugriff auf solche Waffen. Zudem seien bereits mehrmals Polizei- und Militäruniformen in den Wilddieblagern gefunden worden.

Aufgrund der Faktenmenge habe sich die Abfassung der Petition über mehrere Monate hingezogen, sagt Thornton. "Würden Mosambikaner daran gehindert, illegal die Grenze zu überschreiten, ließe sich die Wilderei stark einschränken. Doch trotz aller Verpflichtungen gegenüber CITES bleibt Mosambik untätig", kritisiert der Experte. "Wir sind der Ansicht, dass die Regierung von Mosambik zur Rechenschaft gezogen werden und unverzüglich gegen Wilddiebe, Verbrecherkartelle und diejenigen, die diese schützen, vorgehen muss. Damit könnte dem illegalen Handel innerhalb einer Woche Einhalt geboten werden."

Gemäß dem so genannten 'Pelly Amendment' ist der US-Präsident berechtigt, Handelssanktionen zu verhängen, wenn erwiesen ist, dass ein Staat die Wirksamkeit eines internationalen Schutzabkommen unterläuft.

Vor zwei Jahrzehnten hatte eine ähnliche Petition den Schmuggel von Nashorn- und Tigerteilen durch Taiwan nach China angeprangert. Die US-Regierung verhängte daraufhin Sanktionen. In den folgenden zwei Jahren gingen Taiwan und China umfassend gegen die illegalen Machenschaften vor.

Die Nachfrage nach Elfenbein und Nashornhörnern sank laut Thornton daraufhin weltweit. Die Nashornpopulationen hätten sich danach weltweit stabilisiert, da zwei der größten Märkte weggefallen seien. Ähnliche Entwicklungen wolle man nun durch Sanktionen gegen Mosambik erreichen. (Ende/IPS/ck/2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/07/obama-urged-to-sanction-mozambique-over-elephant-rhino-poaching/

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IPS-Tagesdienst vom 4. Juli 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juli 2014