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ARTENRAUB/175: Sambia - Seltene Baumart vom Aussterben bedroht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. September 2014

Sambia: Seltene Baumart vom Aussterben bedroht

von Piliro Phiri


Bild: © Alex Berger/CC by 2.0

Der Mukula-Baum wächst auch im Süd-Luangwa-Nationalpark in Nordostsambia
Bild: © Alex Berger/CC by 2.0

Rufunsa, Sambia, 22. September (IPS) - Der Sambier Steven Nyambose hatte sich lange mit dem Verkauf von Holzkohle über Wasser gehalten. Doch entdeckte er, dass sich die Bäume als Holz für den Export weitaus lukrativer nutzen lassen. Allerdings hat das Geschäft zwei gravierende Schönheitsfehler: Es ist illegal und gefährdet das Überleben einer bedrohten Art.

"Für uns waren die Mukula-Bäume nichts Besonderes, bis sie sich als Goldgrube herausstellten, denn Käufer gibt es zuhauf. Deshalb sind wir von der Holzkohleproduktion und der Jagd abgekommen und schlagen und vermarkten das Mukula-Holz", erläutert Nyambose, der in Rufunsa rund 200 Kilometer östlich der sambischen Hauptstadt Lusaka lebt. "Wir haben Auftraggeber, die uns unter Vertrag nehmen, damit wir die Bäume fällen. Das können Landsleute, aber auch internationale Geschäftsleute sind."

Sambia sieht sich mit einer erhöhten internationalen Nachfrage nach Holz konfrontiert. Doch der Einschlag vieler Bäume, insbesondere der seltenen Makula-Art mit dem wissenschaftlichen Namen Pterocarpus chrysothrix, ist in dem Land des südlichen Afrikas verboten.

Dass der Handel dennoch boomt, führen einige Experten auf Schlupflöcher in der Gesetzgebung zum Schutz der sambischen Wälder zurück. So dürfen gemäß dem Sambischen Waldgesetz von 1973 größere Forstprodukte nicht ohne Genehmigung genutzt werden. Nur den lokalen Gemeinschaften ist gestattet, Waldprodukte für den Eigenbedarf zu verwenden.

Das Problem besteht offenbar darin, dass Holzhändler, die die internationale Nachfrage nach Holzprodukten, etwa aus China oder den USA, bedienen, die Lokalbevölkerung unter Vertrag nehmen, damit sie die Hölzer schlägt. Das Mukula-Holz ist heiß begehrt. Pro Stamm erhalten die lokalen Gemeinschaften zwischen fünf und zehn US-Dollar.


Hohe internationale Nachfrage

"Die Holzkohleproduktion ist zum einen gesundheitsgefährdend und wirft zum anderen auch nicht genug ab, weil viele Menschen involviert sind. Der Handel mit Mukula ist aufgrund der internationalen Nachfrage deutlich profitabler", erläutert Nyambose. Die hohe Nachfrage nach der Baumart erklärt sich vor allem daraus, dass sie aus drei verwertbaren Schichten besteht, während bei anderen Bäumen nur das Kernholz nutzbar ist.

Aus dem Kernholz des Mukula werden beispielsweise Gewehrkolben und aus der zweiten Schicht Möbel hergestellt. Die äußere Schicht lässt sich für medizinische Zwecke verwenden. Die plötzlich steigende internationale Nachfrage nach dem Holz des Mukula-Baumes beruht wahrscheinlich darauf, dass die Demokratische Republik Kongo, Malawi und Mosambik vermehrte Anstrengungen unternommen haben, ihre Bestände besser zu schützen. Der Mukula-Baum, der mehr als 90 Jahre braucht, um auszuwachsen, ist in allen Provinzen des Landes anzutreffen.

Lange Zeit war den Aktivitäten der Holzindustrie keine Aufmerksamkeit geschenkt worden. Ebenso wenig befasste man sich mit den Exportwegen der kostbaren natürlichen Ressourcen. Doch inzwischen sind die Behörden aufmerksamer geworden.

Im vergangenen April hat ein Team des Umweltministeriums in Rufunsa eine Lastwagenladung mit Mukula-Stämmen beschlagnahmt. Und im vergangenen Monat konfiszierte die Polizei in Chipata in der Ostprovinz eine LKW-Ladung mit Mukula-Stämmen, die offenbar ins benachbarte Malawi gebracht werden sollte. Dabei handelte es sich um mehr als 1.000 Stämme, die aller Wahrscheinlichkeit nach illegal im Bezirk Vubwi geschlagen worden waren.

Wie ein Forstbeamter in Lusaka unter der Bedingung der Anonymität erklärte, wird es höchste Zeit, dass sich die Politik dieses Problems annimmt. Es müsse mehr kontrolliert und das Ressourcenmanagement nachhaltiger gestaltet werden, sagte er. Auch gelte es das Waldgesetz von 1973 dringend nachzubessern.

"Paragraph 199 des Waldgesetzes Nummer 39 erlaubt mit Ausnahme von Obstgehölzen und Bäumen in Wassereinzugsgebieten den Einschlag aller Hölzer", meinte der Beamte. "Eine solch laxe Regelung ist im Grunde ein Freibrief, selbst bedrohte Arten zu schlagen."

Nach Aussagen von Umweltminister Mwansa Kapeya hat die Regierung ihre Patrouillen und Einsätze in den Gebieten, in denen der Mukula-Baum geschlagen wird, inzwischen verstärkt. Denjenigen Ausländern, die an dem Einschlag und Export des Mukula-Baumes beteiligt sind, drohte er mit Gefängnisstrafen und Abschiebung.

"Wir schauen nicht nur zu, sondern wir überarbeiten unsere Waldschutzmaßnahmen und werden mit einer nationalen Strategie aufwarten, die auf das Ausmaß der Entwaldung und des illegalen Holzgeschäfts reagiert", versicherte Kapeya unlängst gegenüber Journalisten.


Auch Umsetzung von Bestimmungen ein Problem

Doch nach Ansicht des Forstbeamten ist auch die Umsetzung der geltenden Bestimmungen ein Problem. "Die Waldbehörde ist in allen Provinzen und Distrikten präsent. Doch die Instrumente und die Ausrüstung, die notwendig wären, um einen nachhaltigen Waldschutz zu gewährleisten, sind nicht vorhanden", monierte er.

Auch Davison Gumbo, Wissenschaftler am 'Centre for International Forestry Research' (CIFOR), sieht in der mangelhaften Umsetzung der Gesetze ein Problem. "Greift die Regierung nicht durch, interpretieren dies die Menschen als Aufforderung, so zu handeln, wie es ihnen gefällt." (Ende/IPS/kb/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/09/rare-zambian-tree-faces-exploitation-because-of-legal-loophole/

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IPS-Tagesdienst vom 22. September 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. September 2014