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ARTENRAUB/185: Südafrika - Nashornbestände gefährdet, 2014 bricht traurigen Vorjahresrekord (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Januar 2015

Südafrika: Nashornbestände gefährdet - 2014 bricht traurigen Vorjahresrekord

von Karina Böckmann



Berlin, 28. Januar (IPS) - In Südafrika hat die Wilderei von Nashörnern einen traurigen Höchststand erreicht. Wie die Regierung am Kap in diesem Monat bekannt gab, wurden 2014 1.215 Exemplare erlegt, zwei Drittel davon im Krüger-Nationalpark.

Trotz aller Bemühungen, den Schutz der Dickhäuter zu verbessern, nahm die Zahl der erlegten Rhinozerosse im siebten Jahr in Folge zu - von 2013 bis 2014 um 21 Prozent. Gejagt werden die Tiere wegen ihrer Hörner, die - pulverisiert - als Heilmittel in asiatischen Ländern reißenden Absatz finden. Umweltorganisationen zufolge erzielen die Hörner einen Kilopreis von bis zu 60.000 US-Dollar.

Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es mehr Rhinozerosse als in Südafrika. Der WWF schätzt die Zahl der Breitmaulnashörner auf 18.000 und die der Spitzenmaulnashörner auf 2000. Afrikaweit sind es 20.000 respektive 5.000 Exemplare dieser beiden Arten, die in freier Wildbahn leben.

Die Wilderei ist längst zu einer Form der transnational organisierten Kriminalität mutiert. Angesichts der vielfältigen Gefahren, die von der illegalen Jagd auf Wildtiere ausgehen - dazu gehören auch Korruption, Geldwäsche, Gewalt und politische Destabilisierung - hatte Prinz Charles im Februar 2014 in London eine Konferenz einberufen, an der Vertreter von 46 Ländern inklusive der Abnehmerstaaten von Wildtierprodukten wie China und Vietnam teilnahmen.

In einer gemeinsamen Abschlusserklärung verpflichteten sich die Staaten dazu, die globale Zusammenarbeit im Kampf gegen Wildtierdelikte auszubauen, die Strafermittler und Wildhüter besser auszurüsten und zu schulen sowie die Strafen zu erhöhen und strikter umzusetzen. Darüber hinaus wurde beschlossen, energischer gegen die Korruption vorzugehen.

Doch ausgerechnet Südafrika, das Epizentrum der Wilderei, war nicht auf der Konferenz vertreten. Auch blieb das Land seine Unterschrift unter die Londoner Abschlusserklärung schuldig. Das hat international Zweifel an der Bereitschaft des Landes aufkommen lassen, der illegalen Jagd auf Wildtiere energisch entgegenzutreten.


Konferenz in Botswana im März

Im März ist ein Folgetreffen in Kasane in Botswana geplant, auf dem die bisherigen Fortschritte des zurückliegenden Jahres im Kampf gegen die Wilderei überprüft werden sollen. Umweltschützer hoffen, dass Südafrika diesmal die Gelegenheit wahrnimmt, an dem Treffen teilzunehmen.

Es gibt eine Reihe von Ursachen für die Zunahme der illegalen Nashornjagd in Südafrika. Besonders schwer wiegt offenbar die Öffnung der Grenze des Krüger-Nationalparks zu Mosambik hin, von wo aus die internationale Wildtiermafia weitgehend ungestraft agiert. Der berühmte Wildtierpark beherbergt die größte Population von Rhinozerossen. Allein hier wurden im letzten Jahr 827 Tiere getötet.

Doch nicht nur internationale Verbrechenskartelle setzen den Beständen zu. Im letzten Jahr wurden im Zusammenhang mit Fällen der Wilderei im Krüger-Nationalpark mehrere Parkaufseher festgenommen. Ein weiterer Faktor ist die Armut, die Menschen dazu treibt, sich ein Stück vom Kuchen abschneiden zu wollen.

Der Schutz der Nashörner wird auch dadurch ausgehöhlt, dass die Mühlen der Justiz sehr langsam mahlen. So kann es Jahre dauern, bis die Täter verurteilt werden. Im Fall des Südafrikaners Dawie Groenewald, einem Drahtzieher des internationalen Handels mit Hörnern, dauert der Prozess bereits vier Jahre.

Im letzten Monat wurde Groenewald mit einer 16-köpfigen Gang in Verbindung gebracht, die in der Tschechischen Republik wegen der Beteiligung am Schmuggel von Nashornhörnern von Südafrika nach Vietnam aufgeflogen ist.

Im Oktober 2014 hatten die US-Behörden angekündigt, Groenewald und dessen Bruder Janneman wegen Verschwörung, Geldwäsche, Wildlife-Kriminalität und anderer Delikte unter Anklage zu stellen und die Auslieferung der beiden an die USA zu beantragen.

"Noch so ein Jahr der Wilderei wie 2014 und es wird schwer werden, den südafrikanischen Nashörnern eine Zukunft zu sichern", warnt Tom Milliken, der Leiter des Elefanten- und Nashornprogramms der Umweltschutzorganisation TRAFFIC. Wie er betont, muss dringend gehandelt werden, um die Ausrottung der Nashörner zu verhindern. (Ende/IPS/kb/2015)

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IPS-Tagesdienst vom 28. Januar 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2015


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